Armin von Falkenhayn: „Regierung will wieder Wachstumslokomotive sein“

FINANCE: Herr von Falkenhayn, Sie blicken auf mehr als zehn Jahre bei der Bank of America (BofA) zurück. Wie hat sich die Rolle der Bank in Deutschland seit Ihrem Amtsantritt verändert?Armin von Falkenhayn: Wir haben uns in der Region aus dem Mittelfeld zu einer Top-3-Bank entwickelt – bei gleichzeitiger Verdopplung von Mitarbeitern und Revenue. Wenn man sich die M&A-Volumina anschaut, rangieren wir aktuell auf Platz vier und haben unseren Marktanteil seit 2015 fast verdreifacht. Entscheidend ist auch der „Share of Mind“ bei potentiellen Kunden: Es gibt heute sehr wenige Dax- oder MDax-Unternehmen, die bei einer Transaktion nicht zumindest über uns als potentiellen Berater nachdenken, wenn es ein Mandat zu vergeben gibt. Steigende Bedeutung Deutschlands für BofA FINANCE: Was hat sich inhaltlich verändert?Armin von Falkenhayn: Wir haben gezielt Lücken in Bereichen geschlossen, in denen wir früher nicht stark vertreten waren, wie in der Betreuung von Finanzinvestoren, dem Energiesektor oder der Verteidigungsbranche. Heute steht hinter jedem dieser Segmente ein vollständiges Team. Außerdem spiegelt der Umfang unseres Deutschlandgeschäfts jetzt auch die wirtschaftliche Stärke des Landes in Europa und global wider. FINANCE: Wohin soll die Reise jetzt gehen? Welche Rolle spielt Deutschland künftig für die Bank of America?Armin von Falkenhayn: Deutschland hat als stabile Volkswirtschaft in jedem Portfolio einer großen Bank eine wichtige Bedeutung. Wir glauben an die Attraktivität Deutschlands als Wachstumsmarkt in Europa. Das zeigt sich bei uns über alle Produkte hinweg, sowohl im Corporate Finance als auch im Kapitalmarktgeschäft mit Investoren. Dabei nutzen wir die spezifischen Opportunitäten. Wir haben beispielsweise für unsere institutionellen Kunden im Zusammenhang mit den Initiativen der neuen Bundesregierung schon zu Jahresbeginn einen thematischen Investitionskorb auf deutsche Infrastrukturtitel gebaut, der seitdem knapp 50 Prozent im Plus liegt. Zusammengefasst kann man sagen: Wir wollen wachsen. Dafür haben wir in den vergangenen zwölf Monaten auch unser Team um einen zweistelligen Prozentsatz vergrößert. BofA Mittelstandsoffensive: Partner für den Mittelstand FINANCE: Die Bank of America hat vor Kurzem eine Mittelstandsoffensive für Deutschland angekündigt. Was hat es damit konkret auf sich?Armin von Falkenhayn: Es geht darum, unsere globalen Erfahrungen und Stärken zu nutzen, um kleinere Unternehmen mit internationaler Relevanz anzusprechen. Dabei verfolgen wir denselben Ansatz, den wir bei Großkunden etabliert haben – immer orientiert am individuellen Bedarfsprofil des Kunden. Wir möchten zentrale Finanzierungs- und Banklösungen anbieten, anstatt einen transaktionsbezogenen Ansatz zu verfolgen. Damit unterstützen wir unsere Kunden als langfristiger globaler Partner. Das ist von zentraler Bedeutung für unsere internationale Strategie und unsere Wachstumsagenda. Mehr zum Thema Exklusiv: Bank of America startet Mittelstands-Offensive Die BofA geht in Deutschland in die Offensive und will mit einem neuen Team um mittelständische Firmenkunden werben. Alle Details zu den Plänen der US-Großbank. Mehr lesen FINANCE: Das klingt ambitioniert. Einer aktuellen Studie der KfW zufolge ist die Höhe der ausgereichten Unternehmenskredite in Deutschland im zweiten Quartal um gerade einmal 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Inflation im gleichen Zeitraum betrug jedoch 1,9 Prozent, weshalb das Volumen inflationsbereinigt sogar gesunken ist. Wie ordnen Sie die Ergebnisse in Bezug auf Ihre Wachstumspläne ein?Armin von Falkenhayn: Anhand des Kreditvolumens allein kann man nicht ausmachen, wie gut oder schlecht es um eine Volkswirtschaft bestellt ist. Dass Unternehmen genug Cashflow generieren, um Kredite zurückzuzahlen und mehr aus Eigenmitteln zu finanzieren, ist im Grunde positiv. Und der breite Kapitalmarktzugang bietet große Chancen, gerade für den gehobenen deutschen Mittelstand. FINANCE: Dennoch ist hierzulande weiterhin von Standortschwäche die Rede. Warum setzen Sie trotzdem auf Deutschland?Armin von Falkenhayn: Deutschland ist und bleibt die größte Volkswirtschaft Europas mit vielen starken Potentialen – das wird in der öffentlichen Debatte manchmal zu schnell vergessen. Wir hatten zwei Jahre viel zu schwache Wachstumszahlen, keine Frage. Aber die neue Regierung hat sich bewusst zum Ziel gesetzt, Wachstumslokomotive statt Bremsklotz zu sein. Darüber, wie man das in spezifische Maßnahmen umsetzt, diskutieren wir unter anderem auch beim gerade stattfindenden Berlin Global Dialogue, den wir seit dem Start vor drei Jahren als wichtigster Sponsor unterstützen. Die Frage ist: Gibt man der Bundesregierung, wie der EU-Kommission, die Zeit für eine Reformagenda – und ziehen alle an einem Strang? Vielleicht sollten wir wenigstens eine halbe Legislaturperiode abwarten, bevor wir ein vorschnelles Urteil fällen. FINANCE: Warum sollte Deutschland die Wachstumswende gerade jetzt schaffen?Armin von Falkenhayn: Neben dem politischen Rückenwind spielt das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen eine wichtige Rolle. Diese Investitionen werden getätigt. Die Bedeutung des Signals kann gar nicht überschätzt werden. Zudem erfindet sich die Defense-Industrie hierzulande neu – und braucht dafür Kapital. Das zieht das Interesse internationaler Investoren auf sich. BofA will stärker als der Markt wachsen FINANCE: Wo sehen Sie die Bank of America in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Deutschland?Armin von Falkenhayn: Die Plattform steht. Jetzt geht es darum, weiter stärker als der Markt zu wachsen. FINANCE: Zum Abschluss würde ich gerne noch einmal Ihre Zeit bei der BofA Revue passieren lassen. Was hat Sie nach Ihrem Engagement bei der Deutschen Bank an der Aufgabe gereizt – und was haben Sie erreicht?Armin von Falkenhayn: Es hat mich gereizt, mich bei einer amerikanischen Bank außerhalb des Heimatmarktes zu beweisen. Wie gut das mit diesem Team funktioniert und wieviel Spaß es dabei gemacht hat, lässt mich zufrieden auf die Zeit schauen. Vom Transaktionshaus zum verlässlichen Partner FINANCE: Was war Ihre größte Herausforderung in dieser Zeit?Armin von Falkenhayn: Die Bank of America und mehr noch Merrill Lynch war in Deutschland vor allem für einzelne, spezialisierte Transaktionen bekannt. Meine Aufgabe war es, daraus einen verlässlichen Partner für deutsche Unternehmen zu formen, mit dem vollen Leistungsspektrum der Franchise, wie wir es in anderen Ländern bereits etabliert hatten. Das war in einigen Momenten herausfordernd, aber hat eben auch viel Spaß gemacht. Ich bin mir sicher, das Feld ist wohlbestellt. FINANCE: Herr von Falkenhayn, vielen Dank für das Gespräch.

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