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BayernLB: Trügerischer Gewinnanstieg im Firmenkundengeschäft

Auch die BayernLB konnte den Margenrückgang im Firmenkundengeschäft nicht kompensieren.
BayernLB

Die Bayerische Landesbank hat ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 vorgelegt – und präsentiert darin im Firmenkundengeschäft mit 161 Millionen Euro einen doppelt so hohen Vorsteuergewinn wie im Vorjahr. Die Bank räumt allerdings ein, dass dieser „aufgrund einiger Sondereffekte“ überzeichnet sei. 

So verbuchte die BayernLB im abgelaufenen Geschäftsjahr Erträge über 55 Millionen Euro aus der Auflösung von Risikovorsorge. Im Vorjahr – als die Vorsorgen noch nicht auf Grundlage des Rechnungslegungsstandards IFRS 9 berechnet wurden – standen noch Aufwendungen über 37 Millionen Euro zu Buche, die den Gewinn drückten. Mit einer NPL-Quote von 0,8 Prozent verfügt die Bank aber auch über ein sehr niedriges Niveau notleidender Kredite.

Eliminiert um die Risikovorsorge, ist der Vorsteuergewinn im Segment Corporates & Mittelstand, wo die Bank ihr Firmenkundengeschäft bündelt, um 9,4 Prozent auf 106 Millionen Euro gesunken. Der Provisionsüberschuss ist zwar um 8 Prozent auf 108 Millionen Euro gestiegen. Dieser konnte jedoch den gleichzeitigen Verwaltungskostenanstieg und Margenrückgang im Kreditgeschäft nicht kompensieren. 

Der Zinsüberschuss im Firmenkundengeschäft ist um 5,7 Prozent auf 265 Millionen Euro geschrumpft, und das obwohl die Bank ihr Kreditvolumen im Firmenkundengeschäft um 4 Milliarden auf 55 Milliarden Euro ausgeweitet hat. Wie viel davon auf Neu- und wie viel auf Bestandskunden entfällt, wollte die Bank auf Nachfrage nicht verraten. 

Das Firmenkundenkreditbuch der BayernLB

Firmenkunden sind weiterhin die größte Kundengruppe im Kreditbuch der BayernLB. 27 Prozent des Brutto-Kreditvolumens wurde an Corporates ausgereicht, 24 Prozent an Staaten und die öffentliche Hand, 19 Prozent an Finanzinstitute. 18 Prozent flossen in die gewerbliche Immobilienfinanzierung und 12 Prozent in den Retailmarkt.

Bei den Firmenkunden finanzierte die BayernLB im vergangenen Geschäftsjahr überwiegend Ver- und Entsorger. Deren Geschäftsvolumen bezifferten die Münchener 2018 auf 23,4 Milliarden Euro. Es folgen Unternehmen aus der Konsumgüter-, Tourismus-, Groß- und Einzelhandelsbranche mit 8,1 Milliarden sowie der Telekom-, Medien- und Technologiebranche mit 7,4 Milliarden und der Logistik und Luftfahrt mit 6,9 Milliarden Euro. 70 Prozent des Brutto-Kreditvolumens im Firmenkundengeschäft reichte die Bank an deutsche Firmenkunden aus.

DKB bleibt Ertragsperle der BayernLB

Den Margendruck spürte die Bank im vergangenen Jahr nicht nur im Firmenkundengeschäft, sondern auch im Segment Financial Markets, wo sie ihren Kunden Produkte zum Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement anbietet, sich aber auch das Treasury der Bank wiederfindet. Die Erträge aus Kapitalmarktprodukten werden in den jeweiligen Segmenten ausgewiesen. Wie sich die Erträge auf die einzelnen Produkte verteilen, verriet die Bank auf Nachfrage nicht. Der Vorsteuergewinn in diesem Segment sank indes um fast 90 Prozent von 99 auf 12 Millionen Euro, was vor allem dem schwierigen Marktumfeld, hohen Margendruck und Bewertungseffekten im Vorjahr geschuldet sei.

Weil die Bank im letzten Quartal ihr Geschäft ausgeweitet habe, seien die risikogewichteten Aktiva im Financial-Markets-Segment von 6,9 auf rund 9,2 Milliarden Euro gestiegen. Woher der RWA-Anstieg genau herrührt, wollte die Bank nicht kommentieren. Den Zinsüberschuss konnte die Bank so aber um 22 Prozent auf 182 Millionen Euro steigern. Der Provisionsüberschuss lag mit 37 Millionen Euro leicht über Vorjahr.

Die Ertragsperle der Landesbank ist aber nicht das Firmenkundengeschäft, sondern die Berliner Direktbank DKB, deren Vorsteuergewinn gegenüber Vorjahr um 16 Prozent auf 317 Millionen Euro gestiegen ist. Die Direktbank verdient zwar keine Provisionen, konnte ihren Zinsüberschuss aber um 4,5 Prozent auf 977 Millionen Euro steigern. Wie das Firmenkundengeschäft profitierte auch die DKB von einer niedrigeren Risikovorsorge als im Vorjahr. 

BayernLB überprüft mit neuem CEO Geschäftsstrategie

Weil die Direktbank seit Jahren stärker wächst als die anderen Geschäftsbereiche, kursierten in den Medien zuletzt die Gerüchte, dass die DKB innerhalb der Bank einen höheren Stellenwert bekommen könnte. Auch von einer internationalen Expansion der DKB nach dem Vorbild der niederländischen ING war die Rede. 

Interim-CEO Edgar Zoller konnte derlei Überlegungen bei der Bilanzpressekonferenz jedoch nicht bestätigen. Die DKB sei in Deutschland basiert und es sei keine strategische Veränderung beschlossen oder angedacht, so Zoller.

Die BayernLB kündigte jedoch an, in diesem Jahr ihre Strategie überprüfen zu wollen. Details nannte die Bank nicht, aber man wolle prüfen, ob man mit der aktuellen Aufstellung richtig liege. Eine entscheidende Rolle bei der künftigen Ausrichtung der Bank wird dabei Stephan Winkelmeier zukommen, der seit dieser Woche als neuer CEO der Landesbank feststeht.

BayernLB und Helaba bremsen bei „Super-Landesbank“

Bezüglich einer vieldiskutierten „Super-Landesbank“ zeigte sich Interim-Chef Zoller skeptisch und verwies auf die Eigentümerstruktur der Landesbank. Diese befindet sich zu 75 Prozent im Besitz des Freistaats Bayern. „Ich habe keinen positiven Outlook für die Diskussion hier in Bayern“, meinte Zoller vor Journalisten.

Sein Pendant bei der Hessischen Landesbank, Herbert Hans Grüntker, zeigte sich bei der Bilanzpressekonferenz der Helaba ebenfalls zurückhaltend. Der Ball liege bei den Trägern der Helaba, also den Sparkassen. Diese müssten zunächst ein klares Geschäftsmodell für eine fusionierte Landesbank samt Gesellschafterstruktur präsentieren, so Grüntker. Nach einer schnellen Landesbankenkonsolidierung klingen die Botschaften aus München und Frankfurt nicht.

Info

Mehr Kreditvolumen, weniger Ertrag: Wie die anderen Banken 2018 im Corporate Banking abgeschlossen haben, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft