Das Wertpapierhaus der Sparkassen, die Dekabank, lotet eine Fusion mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) aus. Die Finanzinstitute sollen Gespräche „zur Prüfung einer vertieften Zusammenarbeit bis hin zu einer Zusammenführung aufnehmen“, sagte eine Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Angestoßen haben das Projekt Verbandspräsidenten und Landesobleute der Sparkassengruppe, allen voran Helmut Schleweis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Schleweis wirbt schon seit dem vergangenen Jahr intensiv für sein Konzept eines neuen, allein von den Sparkassen getragenen Zentralinstituts. Ein möglicher Zusammenschluss von Deka und Helaba könnte der erste Schritt in diese Richtung sein, nachdem Schleweis‘ erster Vorstoß im vergangenen Jahr noch verpufft war. Damals hatte er versucht, anlässlich der Schieflage der NordLB andere Landesbanken dazu zu bewegen, zusammenzurücken und eine „Super-Landesbank“ zu formen. Vor allem in Süddeutschland wurde diese Idee jedoch ausgebremst.
Warum Sparkassenchef Schleweis Fusionen will
Im Zuge von Fusionen könnten im Sparkassenlager, das wegen seiner hohen Sparereinlagen besonders stark unter den Negativzinsen leidet, enorme Skaleneffekte gehoben werden, wenn die Geschäftsvolumina im Verbundgeschäft auf ein einziges Zentralinstitut vereint würden. Nicht nur in der Verwaltung und der IT, auch im Firmenkundengeschäft ließen sich Kosten sparen.
Dafür müssten jedoch Tausende Stellen abgebaut und womöglich auch Klumpenrisiken in den Unternehmenskreditbüchern reduziert werden. Trotzdem würde die Mehrheit der deutschen Finanzchefs die Umsetzung dieser Vision begrüßen, wie das Ergebnis der im Mai veröffentlichten FINANCE-Banken-Survey 2019 zeigt.
Ein Zusammengehen zwischen Deka und Helaba wäre nicht der erstrebte große Wurf, aber ein naheliegender erster Schritt. Die Dekabank ist stark im Fonds-, die Helaba im Verbundgeschäft. Größere geschäftliche Überlappungen gibt es nicht, wohl aber welche in der Verwaltung: Beide Banken haben ihre Zentrale in Frankfurt. Während die Dekabank 4.700 Mitarbeiter beschäftigt, von denen im nächsten Jahr 400 Stellen wegfallen sollen, zählt die Helaba 6.100 Mitarbeiter. Auch dort versucht das Management, auf verschiedenen Verwaltungsebenen den Rotstift anzusetzen und die natürliche Fluktuation zu nutzen, um die Kosten zu senken.
Deka-Helaba-Fusion: Kurzfristig hart, langfristig attraktiv?
So attraktiv eine Fusion zwischen Helaba und Deka aus Sicht des DSGV zu sein scheint – auch wegen ihrer Signalwirkung auf andere Mitglieder des Sparkassenlagers: Die Umsetzung dürfte schwierig werden. Während die Sparkassen zu 100 Prozent Eigentümer des Wertpapierhauses sind, sieht die Sache bei der Helaba anders aus. Dort halten das Land Hessen und der Freistaat Thüringen gemeinsam 12 Prozent der Anteile.
Zwar geben sich die Finanzminister der Länder nach außen hin meist offen, was Planspiele angeht. Hinter den Kulissen agieren sie dann aber oft anders. Und die aktuelle Lage dürfte die Frankfurter und hessischen Politiker nicht gerade offener für tiefe Einschnitte machen. Insbesondere Frankfurt steht gerade ohnehin vor dem Wegfall Tausender Stellen im Banking, da sowohl die Commerzbank als auch die Deutsche Bank ihre Sparanstrengungen noch einmal verschärft haben.
Andererseits könnte ein starkes, nachhaltig profitables Sparkassen-Zentralinstitut den Finanzplatz Frankfurt auch stärken – allerdings erst auf lange Sicht und nur dann, wenn in Zukunft auch Funktionen aus anderen Landesbanken auf ein Frankfurter Zentralinstitut übergingen.