Im Vorgriff auf mögliche weitere drohende Strafzahlungen an die Justizbehörden polstert die Deutsche Bank ihre Kapitaldecke erneut deutlich auf. Gestern Abend einigte sich die Bank mit dem chinesischen Versicherungskonzern PICC auf den Verkauf ihres 20-Prozent-Anteils an der chinesischen Hua-Xia Bank. Je nach Kursentwicklung der Hua-Xia-Aktie und des Euro-Yuan-Wechselkurses bis zum Zeitpunkt des Closings erwartet Deutsche-Bank-CFO Marcus Schenck aus der Transaktion einen Mittelzufluss zwischen 3,2 und 3,7 Milliarden Euro.
Der Deal wird der Bilanz und dem Gewinn der Deutschen Bank gut tun. Zum einen wird Schenck einen außerordentlichen Gewinn verbuchen können, da er die Hua-Xia-Beteiligung im dritten Quartal des auslaufenden Geschäftsjahres um 650 Millionen Euro auf einen Restwert von 3,0 Milliarden Euro wertberichtigt hatte und der Verkaufspreis darüber liegen wird.
Zum anderen stärken der Buchgewinn und die Freisetzung des Eigenkapitals, das die Deutsche Bank zur Unterlegung der Hua-Xia-Beteiligung zurücklegen musste, die Kapitaldecke. Laut eigenen Berechnungen der Deutschen Bank dürfte der M&A-Deal die harte Kernkapitalquote, die zuletzt 11,5 Prozent betrug, um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte verbessern.
Deutsche Bank will China als Kernmarkt behalten
Mit dem Verkauf des Aktienpakets schließt die Deutsche Bank ein erfreulicheres Kapitel in ihrer jüngeren Unternehmensgeschichte ab – das Investment in den chinesischen Bankenmarkt hat sich als einträglich erwiesen. Den 20-Prozent-Anteil an Hua-Xia hatte die Deutsche Bank seit 2006 schrittweise aufgebaut und dafür insgesamt 1,3 Milliarden Euro aufgewendet.
Als Rückzug aus China will Deutsche-Bank-Chef John Cryan den Deal aber nicht verstanden wissen. China sei für die Deutsche Bank „auch künftig ein wesentlicher Wachstumsmarkt“, ließ sich Cryan zitieren. Details zur China-Strategie nannte er nicht. Die chinesischen Aufsichtsbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen.