Banken müssen sich mit Fintechs auseinandersetzen. Doch wie positionieren sich die deutschen Geldhäuser? Setzen sie bei ihren Fintech-Investments auf Retail- oder Corporate-Banking? Und welches Beteiligungsmodell wählen sie? In einer neuen Serie nimmt FINANCE die Fintech-Strategien deutscher Banken unter die Lupe und zeigt CFOs, welche Banken in Puncto Fintechs ihren Schwerpunkt im Firmenkundengeschäft setzen. Teil 1 der Serie wirft einen Blick hinter die Strategie der Commerzbank.
Die Commerzbank will Fintech-Produkte integrieren
„Für uns ist der Main Incubator eine Chance, Trends frühzeitig zu erkennen und über ein strategisches Beteiligungsmodell an den Innovationen zu partizipieren. Gleichzeitig sind wir als Company-Builder aktiv“, sagt Christian Hoppe, Founding Director beim Main Incubator. Der Main Incubator ist eine vollständige Tochter der Commerzbank und kann als eine Art Fintech-Schmiede verstanden werden. Über den Main Incubator werden jungen Fintechs Kapital, Know How und Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, ohne dass der Incubator dabei operativ in das Geschäft des Fintechs eingreift, wie Hoppe betont. Aus diesem Grund hält der Main Incubator auch nur Minderheitsbeteiligungen bis maximal 24,9 Prozent. „Typischerweise eher zwischen 5 und 15 Prozent“, erklärt Hoppe.
Ziel der Beteiligungen ist es, die Fintech-Produkte in die Angebotspalette der Commerzbank zu integrieren und oder im Inhouse-Banking zu nutzen. Der Fokus liegt laut Hoppe auf dem Firmenkundengeschäft, was auch ein Blick in das Beteiligungsportfolio belegt: Dieses umfasst mit Gini, Traxpay, Byebuy und Optiopay vier Corporate-Fintechs oder zumindest Retail-Fintechs, die auch von Corporates genutzt werden können. „Die Corporate-Fähigkeit ist wichtig für unsere Investments, aber nicht zwingend“, sagt Hoppe.
Warum die Commerzbank mit dem Main Incubator begann
Im Vergleich zum Retail-Banking ist das Firmenkundengeschäft deutlich komplexer und in der Fintech-Szene noch nicht so zahlreich vertreten. Damit begründet sich auch schon die Wahl des Beteiligungsmodells, denn möchte man nicht nur eine Kooperation, sondern eine langfristige Partnerschaft mit den jungen Unternehmen, bleiben laut Hoppe nur drei strategische Ansätze: „Als Bank kann ich entweder als Akzelerator, Inkubator oder als Venture-Capital-Investor auftreten“.
Der Akzelerator setzt typischerweise junge Teams für 90 Tage zusammen und lässt sie an Ideen arbeiten. Am Ende dieser Deadline muss ein Ergebnis stehen, das aufgrund der Komplexität im Firmenkundengeschäft selten in dieser Zeit erarbeitet werden kann. Eine langfristige Zusammenarbeit mit anschließender Produktintegration steht bei der Venture-Variante nicht im Vordergrund, sondern der Exit. Deshalb bleibt aus Sicht der Commerzbank für ihre Ziele nur der Inkubator.
Aktuell befinden sich mit Gini, Traxpay, Byebuy und Optiopay vier Fintechs im Portfolio. Hoppe zeigt sich mit der Wahl sehr zufrieden: „Gini findet bereits im Commerzbank-Konzern bei der Comdirect Anwendung. Wir prüfen derzeit, wie wir die anderen Lösungen implementieren können. Nach der Integration können CFOs und Firmenkunden diese dann über die Commerzbank oder bei den mittelständischen Kunden nutzen“.
Drei-Säulen-Modell: Akzelerator, Inkubator, VC-Investor
Der Inkubator ist jedoch nicht der einzige Pfeil im Köcher. Die gesamte Fintech-Strategie der Commerzbank fußt inzwischen auf allen drei Beteiligungsvehikeln: Im Oktober dieses Jahres ging die Startup-Garage der Coba-Tochter Comdirect von der Leine und folgt dem Akzelerator-Modell. Die dritte Säule ist das im Oktober 2014 gegründete CommerzVentures, das die Commerzbank laut Hoppe hauptsächlich für ein natürliches Hedging nutzt: „CommerzVentures beteiligt sich an eben jenen Fintechs, von denen wir denken, dass sie unser Geschäftsmodell gefährden könnten“. Sollten sich diese Befürchtungen bewahrheiten, werden die Verluste durch den Beteiligungsgewinn kompensiert.
Durch dieses Drei-Säulen-Modell deckt die Commerzbank laut Hoppe inzwischen alle Investitionsphasen mit eigenen Vehikeln ab: „Über den Main Incubator investieren wir pro Ticket zwischen 250.000 und 2 Millionen Euro. Wir begleiten die Fintechs über die Seed-Stage bis in die Serie-A-Finanzierung“, so Hoppe. Benötigt ein Unternehmen weitere oder größere Finanzierungen, dürften die Kollegen von CommerzVentures einspringen, bei der Entwicklung von Produkten unterstützt die Startup-Garage. „Was das anbelangt, stehen wir in engem Kontakt. Sollte ein Unternehmen aus der Garage für uns interessant werden, übernehmen wir das sehr gerne in unser Inkubator-Portfolio“, so Hoppe.