Fintechs gewinnen in Deutschland an Bedeutung: Für Unternehmen, Banken und Investoren. Laut der Fintech Money Map der Unternehmensberatung Barkow Consulting wurden im vergangenen Jahr mehr als 2 Milliarden US-Dollar in den Fintech-Sektor gepumpt. Doch jede Bank geht das Thema Fintechs anders an. Die FINANCE-Serie „Fintech-Strategien deutscher Banken“ nimmt die unterschiedlichen Strategien unter die Lupe. Teil 2 beleuchtet diejenige des genossenschaftlichen Zentralinstituts DZ Bank.
DZ Bank mit neuer Abteilung für Innovations-Management
„Wir beschäftigen uns intensiv mit der Fintech-Szene, vernetzen uns, initiieren Kooperationen und setzen uns mit Beteiligungen auseinander – und zwar in allen Bereichen unseres Geschäfts“, sagt Franz Welter. Er ist der Leiter der vor rund drei Monaten ins Leben gerufenen Abteilung für Innovationsmanagement bei der DZ Bank – die genossenschaftliche Bank ist das Zentralinstitut für den Großteil der Volks- und Raiffeisenbanken.
Die Kernaufgabe von Welter und seinem vierköpfigen Team ist, das strategische Innovationsmanagement weiterzuentwickeln und die einzelnen Einheiten in den Geschäftsbereichen der DZ Bank sowie in den Tochterunternehmen zu vernetzen. „Das schließt die Kooperation mit Fintechs ein“, erklärt Welter.
Aus den Informationen, die er aus allen Ecken der Bank geliefert bekommt, kann Welters Team dann seine Schlüsse ziehen: „In welchen Bereichen sind wir gut aufgestellt? Wo haben wir Forschungsbedarf? Wie soll in den Bereich investiert werden? Welche Fintechs sind für uns interessant und welches Beteiligungsmodell kommt für uns in Frage“, erklärt Welter die Kausalitätskette. Grundsätzlich sei perspektivisch von einer strategischen Kooperation über eine Beteiligung bis hin zur kompletten Übernahme eines bis dato unabhängigen Fintechs alles möglich. Eine Spezialisierung auf Retail- oder Corporate-Fintechs vermeidet Welter bewusst: „Als Universalbank brauchen wir beides. „Im Corporate Bereich finde ich perspektivisch das kleinvolumige Kreditgeschäft sowie den Zahlungsverkehr und das Dokumentengeschäft spannend“, verrät Welter.
Die Fintech-Strategie der DZ Bank steht noch am Anfang
Wie bei vielen Banken steht auch die DZ Bank mit ihrer Fintech-Strategie noch am Anfang: Vieles ist bereits angestoßen und befindet sich derzeit in Planung. In Bezug auf das Beteiligungsmodell beschäftigt sich die DZ Bank mit den verschiedensten Varianten von Labs, über Inkubatoren bis hin zu Akzeleratoren. „Wir prüfen alle Optionen – klares Ziel ist es, dass Dinge entwickelt werden, die auf die genossenschaftliche Vision und Identität einzahlen“, so Welter.
Dazu stimme man sich eng mit den Partnern der DZ Bank ab, zu denen der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (kurz BVR), die Fiducia GAD IT AG sowie die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) gehören. „Im Fokus stehen gemeinsame sogenannte agile Entwicklungsmethoden wie zum Beispiel der erste Geno-Hackaton im März“, sagt Welter. Bei diesem dreitägigen Event treffen sich die DZ Bank und ihre Partner, um gemeinsam Ideen für neue Innovationen zu sammeln.
DZ-Bank-Gruppe experimentiert weiter dezentral
Trotz der Offensive von Welters neuem Innovations-Team: Die Genossenschaftsbanken sollen weiter dezentral an ihren Innovationsprojekten und Fintechs arbeiten. Das gilt auch für die internen Abteilungen. Welter sieht darin die große Chance, viel auszuprobieren. Ist ein Projekt einzelner Volks- und Raiffeisenbanken erfolgreich, kann es auf den gesamten Verbund übergestülpt werden. Welter nennt ein Beispiel: „Die Crowdfunding-Plattform Vieleschaffenmehr.de wurde von der Volksbank Bühl aus Baden-Württemberg ins Leben gerufen und unterstützt gemeinnützige Projekte. Inzwischen wurden über die Seite bereits 2 Millionen Euro von Privatanlegern gesammelt und rund 60 Volks- und Raiffeisenbanken haben sich angeschlossen“.
Extern hat sich die Zentrale der DZ Bank mit Axel Springer verbündet, um ihre Fintech-Aktivitäten voranzutreiben. Dazu gingen die Genossen zu Beginn 2015 eine strategische Partnerschaft mit Plug & Play ein, dem Venture-Capital-Arm des Verlags. Die DZ Bank schickt dabei regelmäßig Mitarbeiter nach Berlin, um sich mit Fintechs und Plug & Play auszutauschen. Plug & Play übernimmt die operative Leitung, die DZ Bank fungiert vor allem als Sparringspartner für die Fintechs. „Durch diese Partnerschaft wollen wir vor allem eins: lernen, wie die Fintech-Welt tickt“, sagt Welter und verrät, dass man aktuell darüber nachdenkt, wie diese Beziehung ausgebaut werden kann.
WGZ und DZ: Fintechs beim Merger noch nicht diskutiert
Neben der DZ-Bank-Gruppe arbeiten in der Genossenschaftswelt auch der Bundesverband Deutscher Volks- und Raiffeisenbanken (kurz BVR), die Rechenzentrale, die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG), die VR-Banken und die WGZ am Innovationsmanagement und damit auch an Fintechs.
Was sich durch den anstehenden Zusammenschluss mit der WGZ Bank in Bezug auf die Fintech-Strategie ändern wird, kann laut Welter zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden, da die neue Organisationsstruktur der neu entstehenden Genossenschaftsbank noch nicht feststeht. Ein Sprecher der WGZ Bank schloss sich dem an.
Info
Die DZ Bank setzt bei ihren Fintech-Aktivitäten auf Denzentralität, die Commerzbank verfolgt ein komplett gegenteiliges Modell. Wie sich die Commerzbank aufstellt, erfahren Sie hier.