Die HypoVereinsbank muss ihrer kriselnden Mutter finanziell unter die Arme greifen: Die Unicredit zieht dieses Jahr eine Sonderdividende von 3 Milliarden Euro von ihrer deutschen Tochter ab. Das geht aus dem Registrierungsdokument für die geplante 13 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung der Unicredit hervor, das an diesem Montag veröffentlicht wurde. Insgesamt fließen der italienischen Großbank 4,1 Milliarden Euro von Tochtergesellschaften zu, auch die Bank Austria transferiert Kapital an die Mutter.
Spekulationen über eine Kapitalverlagerung von München nach Mailand hat es immer wieder gegeben. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hatte dies in der Vergangenheit jedoch stets verhindert. Auch dieses Mal zeigen sich die hiesigen Aufsichtsbehörden besorgt, dass die HVB durch den Mittelabfluss geschwächt wird. Die Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen Insider mit den Worten: „Wir sind nicht erfreut.“
Eingreifen können die deutschen Behörden dieses Mal aber wohl nicht: Seit November 2014 hat die Europäische Zentralbank die Oberaufsicht über die Banken in der Eurozone und damit das letzte Wort. Und diese erhöht gerade den Druck auf die Italiener, ihre schwache Kapitalausstattung zu erhöhen. Bis Ende Februar muss die Unicredit unter Führung von CEO Jean-Pierre Mustier der EZB nun einen Plan für den Abbau fauler Kredite vorlegen, wie das Geldhaus ebenfalls heute einräumte. Zwar stärkt eine Kapitalverlagerung von München nach Mailand nicht die Kapitalquote der Gesamtbank, doch die Mutter erhält Zugriff auf die Mittel und kann sie an anderen Stellen im Konzern einsetzen.
Wie stark fällt die Kapitalquote der HypoVereinsbank?
Für die HypoVereinsbank ist die Sonderdividende ein herber Schlag: Zwar verfügt das Haus mit einer harten Kernkapitalquote von 23,9 Prozent zum 30. September über einen mehr als komfortablen Kapitalpuffer. Eine Nachfrage von FINANCE, wie sich die harte Kernkapitalquote nach Ausschüttung der 3-Milliarden-Euro-Sonderdividende verändern werde, ließ die Unicredit zunächst unbeantwortet. Gegenüber Reuters erklärten die Italiener lediglich, die starke Kapital- und Liquiditätsausstattung der HVB werde auch nach dieser Zahlung erhalten bleiben. Insidern zufolge könnte die Core-Tier1-Ratio auf rund 19 Prozent fallen, wie die Nachrichtenagentur berichtet.
Das wäre zwar immer noch deutlich mehr, als der Wettbewerb für sich reklamieren kann. Dennoch könnte ein Kapitaltransfer den Ambitionen der HypoVereinsbank einen Dämpfer versetzen – zumal es ab jetzt im Umfeld der HVB eine konstante Unsicherheit geben dürfte, ob solche Schritte in der Zukunft erneut anstehen. Wie aus einer Investorenpräsentation der Unicredit hervorgeht, sollen 2019 weitere 1,7 Milliarden Euro von den Tochtergesellschaften an die Mutter fließen – der Großteil davon steuert erneut die HVB bei. Dabei handelt es sich allerdings offenbar um die geplante reguläre Dividende, die die Münchener an die Mutter ausschütten.
Die Sonderdividende ist nicht der einzige große Eingriff aus Mailand, der derzeit bei der HVB für Wirbel sorgt: Auf Druck aus der Zentrale baut die HypoVereinsbank derzeit auch ihr Firmenkundengeschäft um: Der Bereich Corporate & Investment Banking (CIB) soll an das Commercial Banking angeschlossen werden, wie die Bank Ende Dezember bekannt gab. In Deutschland sollen außerdem 1.500 weitere Stellen gestrichen werden, vor allem im Investmentbanking der HVB.
Unicredit verfehlt Kapitalvorgaben der EZB
Dass die Gesamtbank dringend sparen muss und frisches Kapital aufnehmen muss, ist unstrittig: Die Kapitalquote der Bank ist wegen hoher Abschreibungen Ende 2016 auf rund 8 Prozent gefallen. Allein auf faule Kredite schrieb das Mailänder Institut 8,1 Milliarden Euro ab. Damit unterschreitet die Unicredit die individuellen Kapitalvorgaben der EZB um etwa 2 Prozentpunkte, was die Aufsicht jedoch zeitweise akzeptieren will. Im Gegenzug muss die italienische Großbank liefern.
Bereits im Dezember hatte die Unicredit angekündigt, in zwei Phasen faule Kredite im Nennwert von 17,7 Milliarden Euro an die Allianz-Tochter Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress zu verkaufen. Große Teile des Deals würden aber erst 2019 wirksam, hieß es damals.
Weil der NPL-Verkauf tiefe Löcher in die Bilanz reißt, steht zudem eine Kapitalerhöhung über 13 Milliarden Euro an. Diese soll noch im ersten Halbjahr die Bühne gehen. Im heutigen Handel fällt der Aktienkurs der Unicredit um 6 Prozent auf Kurse von leicht über 26 Euro.
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