ING will mit Firmenkunden stärker wachsen

Gestiegene Erträge, gesunkene Kosten und ein im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelter Vorsteuergewinn: Von den Zahlen, die ING-Deutschlandchef Nick Jue und seine designierte CFO Nurten Erdogan am Donnerstag präsentiert haben, können viele Mitbewerber trotz eigener Rekordzahlen für das Geschäftsjahr 2023 bestenfalls träumen. Mit einem Vorsteuerergebnis von knapp 2,5 Milliarden Euro (2022: 1 Milliarde Euro), einer um fast 11 Prozentpunkte gesunkenen Cost-Income-Ratio (CIR) von 36,6 Prozent und einer Eigenkapitalrendite von 18,9 Prozent hat die Oranje-Bank hierzulande erneut die eigene Messlatte noch ein wenig höher gesetzt. Dabei profitiert die ING einmal mehr von der Zinswende und dem starken Privatgeschäft, in dem die Zahl der Kunden um 250.000 auf rund 9,4 Millionen gewachsen ist. Damit rückt das von Bankchef Jue ausgegebene 10-Millionen-Ziel für die Bank in Reichweite. Daher will die ING hierzulande auch 2024 weiterhin stark auf Aktionsangebote zur Neukundengewinnung setzen. Mehr zum Thema ING Deutschland macht Nurten Erdogan zur Finanzchefin Die ING Deutschland hat mit Nurten Erdogan eine neue Finanzvorständin berufen. Damit übernimmt die bisherige Deputy-CFO dauerhaft den Posten bei der Bank – und kann zum Start gute Zahlen präsentieren. Mehr lesen ING reicht mehr Kredite aus als im Vorjahr Auch im Wholesale Banking, in dem die Bank ihr Firmenkundengeschäft mit deutschen und internationalen Kunden in Deutschland zusammenfasst, will CEO Nick Jue 2024 an das Wachstum aus dem Vorjahr anknüpfen. Das Volumen der ausgereichten Kredite in dem Segment wuchs nach einem leichten Rückgang im Jahr davor 2023 wieder um 4 Prozent auf 30,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig hat man in dem von Firmenkundenvorstand Eddy Henning geleiteten Ressort auch weiterhin die Kosten im Blick. Mit einer CIR von 35,8 Prozent unterbietet das Firmenkundenressort an dieser Stelle sogar den Wert der Gesamtbank. Unter dem Strich verzeichnete die ING im Firmenkundengeschäft einen Vorsteuergewinn von 453 Millionen Euro – ein auf dem Papier satter Zuwachs gegenüber jenen 37 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Allerdings: Für dieses Zuwachs sorgen vor allem Auflösungen im Bereich der Risikovorsorge, die die Bank im Wholesale Banking im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund ihres Russland-Exposures gebildet hatte, bislang jedoch nicht benötigte. Bislang habe man außer einem Abschlag beim Verkauf im Kreditbereich keine Zahlungsausfälle zu beklagen, so Henning. So schrumpft die Gesamtrisikovorsorge der ING hierzulande gegenüber 2022 um satte 92 Prozent auf 36 Millionen Euro. Provisionsergebnis hat Luft nach oben Die Zuwächse im Kreditgeschäft spiegeln sich im Zinsergebnis des Segments wider, das um 45 Millionen auf 513 Millionen Euro anstieg. Nahezu unverändert blieb mit 60 Millionen Euro (2022: 61 Millionen Euro) derweil das Provisionsergebnis. Ein Zustand, den Henning im laufenden Jahr ändern will und dafür auch auf Zuwächse durch Cross-Selling setzt. Denn das Gros der Einnahmen auf Provisionsseite macht die Bank hierzulange derzeit vornehmlich im Bereich Structured Finance und Advisory. Sein Ziel: Zuwächse im „Daily Banking“ wie dem Cash-Management und dem FX-Geschäft mit aktuell rund 265 deutschen und rund 385 internationalen Kunden im Deutschlandgeschäft der Bank. Ein Plan, der zunehmend aufzugehen scheint, wie der Firmenkundenchef gegenüber FINANCE bestätigt: „Unsere Cross-Sell-Rate lag im vergangenen Jahr bei 35 Prozent.“ Alles zum Thema Firmenkundengeschäft Margendruck, Restrukturierungen, angriffslustige Auslandsbanken: Alles Wichtige zum harten Kampf im deutschen Firmenkundengeschäft. Mehr lesen ING-Kunden setzen auf nachhaltige Finanzierungen Besonders zufrieden macht Henning jedoch das wachsende Neugeschäft seiner Bank im Bereich Green Finance. So war die ING Deutschland angesichts des herausfordernden Jahres für nachhaltige Finanzierungen 2023 an 85 nachhaltigkeitsbezogenen Transaktionen und Finanzierungen (2022: 55) mit einem Gesamtvolumen von 20,3 Milliarden Euro beteiligt. Das macht sich auch in der Wahrnehmung der Kunden bemerkbar, wie der Ergebnisse des jüngsten FINANCE-Banking-Surveys zeigen: 12 Prozent der Befragten CFOs und Treasurer sehen die ING in der Beratung bei nachhaltigen Finanzierungen und ESG als führend an, was den Holländern im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung um zwei Positionen auf Rang 5 brachte. An dieses Wachstum will Henning im laufenden Jahr anknüpfen und rechnet für 2024 bereits mit einem neuen Allzeithoch im Bereich der Transitionsfinanzierung. Deutlich positiver als im vergangenen Jahr dürfte sich das trotz der anhaltend volatilen Marktlage hierzulande wieder anziehende Kapitalmarktgeschäft bemerkbar machen. Nach lediglich drei großen Transaktionen mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde Euro im Syndizierungsgeschäft, bei denen die Bank im Vorjahr als Underwriter aktiv war, habe das Kapitalmarkt- und Absicherungsgeschäft bereits zu Jahresbeginn merklich angezogen. Zulegen könnte die ING 2024 auch bei der Begleitung von Börsengängen – ein Geschäftsfeld, in dem die Bank bislang noch kaum aktiv ist. 2023 war ein sehr schwieriger Markt für IPOs. Falls sich Fenster für Börsengänge öffnen, würde die ING daran laut Henning direkt partizipieren: Mit aktuell drei laufenden Mandaten stehen die Zeichen für einen neuen hauseigenen Rekord in jedem Fall nicht schlecht.

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