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Internes Rating: Darauf achten die Banken

Der FINANCE-Ratgeber zeigt wie CFOs bei internen Bankenratings den Zeiger auf
chaofann / iStock / Thinkstock / GettyImages

CFOs haben gegenüber ihren Banken bei der Kreditaufnahme derzeit eine gute Verhandlungsposition. Dem harten Wettbewerb der Banken im Firmenkundengeschäft sei Dank, sind die Hürden für die Kreditvergabe derzeit so niedrig wie selten zuvor. Trotzdem müssen sich die CFOs aber immer noch den internen Ratingmodellen der Banken stellen, die im Kern der allgemeinen Kapitalmarktlogik folgen: Ein höheres Risiko wird durch einen Risikoaufschlag entschädigt. Auf den Kredit bezogen bedeutet das schlechtere Konditionen für riskantere – sprich ausfallgefährdete – Unternehmen.

Bei der Bonitätsprüfung ihrer Kunden setzen die Banken sowohl harte als auch weiche Kriterien ein, die unterschiedlich gewichtet werden und sich im Lauf der Zeit ständig weiterentwickeln. Der FINANCE-Ratgeber öffnet diese Blackbox und nennt die derzeit wichtigsten Hard und Soft Facts sowie deren Gewichtung. Er zeigt, welche Kriterien zurückgefahren werden, welche neu dazu kommen und auf was CFOs achten müssen, um bei den Ratingmodellen einen hohen Score zu erreichen.

Hard und Soft Facts: Die zwei Säulen beim internen Rating

Die internen Ratings stehen auf zwei Säulen: Die Hard Facts sind quantitative Kriterien, die auf harten Unternehmenskennzahlen basieren. Die Soft Facts sind qualitativer Natur und beziehen weiche Faktoren wie das wirtschaftliche und politische Umfeld, die Qualität des Managements oder die Transparenz des Unternehmens mit ein. Laut Thomas Schnarr, Bankenexperte und Partner bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman, dominieren nach wie vor die Hard Facts: „In den letzten Jahren haben die Soft Facts zwar aufgeholt, die quantitativen Kennzahlen machen aber immer noch mehr als 60 Prozent aus.“

CFOs sollten die Soft Facts dennoch nicht unterschätzen: Während der Firmenkundenberater auf die Hard Facts nahezu keinen Einfluss nehmen kann, besitzt er bei den Soft Facts einen größeren Handlungsspielraum. „Die Soft Facts erlauben es dem Berater, den Rating-Score nach eigener Einschätzung nach unten auch deutlich abzustufen“, warnt Schnarr. Nach oben sei dagegen weniger möglich. Die Soft Facts können demzufolge als eine Grundvoraussetzung angesehen werden, ohne die ein hoher Score schwer möglich ist. „Je nach Bank fließen rund acht bis zwölf Faktoren in das Rating ein, wobei die Anzahl der Hard Facts in der Regel überwiegt“, sagt Schnarr.

Die Bedeutung der Debt Service Coverage Ratio

Eine der wichtigsten Kennzahlen–in nahezu jedem Rating enthalten –  ist der Schuldendienstdeckungsgrad (englisch Debt Service Coverage Ratio: DSCR). Die DSCR stellt den gesamten Kapitaldienst des Unternehmens – also alle Zins- und Tilgungszahlungen – dem freien Cashflow gegenüber. Die Kennzahl soll zeigen, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seinen Kapitaldienst aus dem laufenden Cashflow zu bedienen. Dazu muss die DSCR mindestens einen Wert von eins aufweisen. Dann entsprecht der freie Cashflow exakt dem Kapitaldienst. Laut Schnarr wollen Banken aber mindestens zwischen 2x und 3x free Cashflow sehen, damit der Rating-Score nicht nach unten geht. Für ein sehr gutes Rating benötigt ein Unternehmen sogar eine DSCR von fünf oder mehr.

Neben der Debt Service Coverage Ratio schauen die Banken auch auf die Eigenkapitalquote des Unternehmens. Diese sollte laut Schnarr mindestens 15 Prozent betragen, für ein sehr gutes Rating fordern Banken sogar mindestens 25 Prozent und mehr. Auch ein hohes Liquiditätspolster wird von den Banken gerne gesehen. Die Werte und ihre Gewichtungen sind jedoch von Bank zu Bank unterschiedlich und können variieren.

Interne Ratings: Ein stabiler Cashflow ist die halbe Miete

Damit einher geht der Wunsch der Banken nach einem möglichst hohen und stabilen Free Cashflow. Das Unternehmen schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe, da sich mit einem höheren Free Cashflow automatisch auch die wichtige Debt Service Coverage Ratio verbessert. „Außerdem werden die internen Rating-Modelle künftig stärker cashflow-orientiert sein“, ist sich Schnarr sicher und fügt hinzu: „Hier kommt es vor allem darauf an, zukünftige Cashflows und Bilanzentwicklungen möglichst genau zu prognostizieren, um Einschätzungen über die Wahrscheinlichkeit der Kreditrückzahlung treffen zu können.“

Schnarr bringt in diesem Zusammenhang auch Big Data ins Spiel – diverse Datenpunkte können einer Bank wichtige Informationen liefern. Hier können CFOs punkten, indem sie die Fülle an Unternehmensdaten gut aufarbeiten, das Unternehmen damit transparenter machen und somit den Banken stabilere Cashflow-Prognosen ermöglichen.

Interne Ratings ähneln künftig Stresstests

Das Prognostizieren von Cashflows und Bilanzen erinnert an die Stresstests, denen Banken durch die Aufsicht ausgesetzt sind. Laut Schnarr entwickeln sich die internen Bankenratings klar in diese Richtung: „Früher verstand man unter dem Zukunftsbezug die Nachfolgeregelung des Unternehmens – heute geht es darum, wie die Bilanzkennzahlen künftig unter möglichen Stresssituationen wie beispielsweise einem wirtschaftlichen Abschwung oder dem Wegfall eines großen Kunden leiden würden.“

Die Rating-Tools der Banken beziehen laut Schnarr dabei auch die Verflechtung des kreditnehmenden Unternehmens ein, um mögliche Kettenreaktionen ausmachen zu können. Je größer das Unternehmen ist, desto wichtiger werden für Banken externe Informationen. „Bei Unternehmen ab einer bestimmten Größenordnung nutzen Banken oft externe Ratings der großen Agenturen oder – falls vorhanden – die Zusatzinformationen aus den Credit Default Swaps der Unternehmen“, sagt Schnarr. Damit bekommen sie Zugriff auf die Risikoeinschätzung des Kapitalmarkts.

Momentan kommt den CFOs bei der Kreditvergabe und Konditionsgestaltung der harte Kampf der Banken um ihre Firmenkunden zu Gute. Auch vergeben Sie Kredite an Unternehmen mit schwächerer Bonität, die bei einem höheren Zinsniveau in dieser Form wahrscheinlich nicht ausgehändigt würden. CFOs sollten die internen Ratings dennoch keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, da das unnatürlich niedrige Zinsniveau kein dauerhafter Zustand sein dürfte. Daher ist es für CFOs ratsam, den Kreditantrag gut vorzubereiten und die Anforderungen der bankinternen Ratings dabei genau im Auge zu haben.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Wie sich die Banken im hart umkämpften deutschen Markt schlagen, lesen Sie auf unserer FINANCE-Themenseite Firmenkundengeschäft.