Nach zähen Verhandlungen konnten sich EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia und Vertreter der bayerischen Landesregierung auf eine Beilegung des Beihilfeverfahrens um die BayernLB einigen. Damit hat die letzte deutsche Landesbank eine Einigung mit der EU um die beihilferechtliche Bewertung der in Krisenzeiten gewährten Landeshilfen erzielt. Die EU-Vorgaben sehen harte Einschnitte vor. Die Institute müssen ihre Bilanzsummen deutlich zurückfahren. Am härtesten traf es die WestLB, die Ende Juni zerschlagen wurde. Doch einige Experten fordern noch weitgehendere Konsolidierungsmaßnahmen. Der scheidende Chef der WestLB, Dietrich Voigtländer, hält den Landesbankensektor in seiner derzeitigen Verfassung für langfristig nicht überlebensfähig. Auch Stefan Best, Analyst der Ratingagentur Standard&Poor‘s sieht die Probleme tiefer gelagert. Die Landesbanken seien zu zersplittert. Eine einzige Zentralbank für alle Sparkassen sei ausreichend.
An der Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Landesbanken scheiden sich die Geister. Unumstritten hingegen ist, dass sich die Kreditinstitute künftig stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren müssen. Der neue Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, fordert eine stärkere Orientierung der Geschäftsmodelle an der Realwirtschaft. Einige Landesbanken wollen sich außerdem künftig stärker auf ihren regionalen Kernbereich konzentrieren. Das gilt insbesondere für das Firmenkundengeschäft. Hier dürfte das Engagement trotz der Schrumpfkuren nicht nachlassen.
BayernLB
Das EU-Beihilfeverfahren um die BayernLB ist zunächst per Handschlag eingestellt. Offiziell abgesegnet wird die Einigung voraussichtlich am 29. Juli 2012. Die EU stellt harte Bedingungen. Von den 10 Milliarden Euro, die der Freistaat zur Rettung vor der Pleite beigesteuert hat, muss die Bank bis 2019 5 Milliarden Euro zurückzahlen. Außerdem gibt die EU eine Halbierung der Bilanzsumme vor. Seit Ende 2008 gab es bereits eine Absenkung von 420 Milliarden Euro auf rund 300 Milliarden Euro. Als Zielwert sind nun 206 Milliarden angepeilt. Außerdem muss die Bank im nicht-strategischen Bereich abbauen. Das Engagement im Ausland wird heruntergefahren. Die größte geplante Veräußerung ist die der ungarischen Tochter MKB. Verstärkt will sich die BayernLB auf die Heimatregion und auf das Firmenkundengeschäft konzentrieren. Dabei stehen Großkunden und mittelständische Unternehmen ab einem Umsatz von 50 Millionen Euro im Vordergrund. Besonders aktiv ist die BayernLB in den Bereichen Mobilität, Erneuerbare Energien und Netzausbau.
Helaba
Zum 1. Juli 2012 hat die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) das Sparkassenzentralbankgeschäft der WestLB übernommen. Damit übernimmt sie ein Verbundbank-Portfolio mit einer Bilanzsumme von rund 40 Milliarden Euro und erhöht ihr Barkapital um 1 Milliarde Euro. Zu den bisherigen Sparkassen in Hessen und Thüringen kommen nun weitere in NRW und Brandenburg hinzu. Die regionale Expansion soll aber nicht beim Verbundgeschäft stehen bleiben. Vorstandsvorsitzender Hans-Dieter Brenner sieht in den neu erschlossenen Regionen auch Potenzial im Geschäft mit großen Firmenkunden: „Gemeinsam mit den neuen Trägern und deren Sparkassen wollen wir den Finanzmarkt überregional in seiner ganzen Breite abdecken.“
HSH Nordbank
Im EU-Beihilfeverfahren konnte die HSH Nordbank bereits im September 2011 eine Einigung erzielen. Zur Erfüllung der EU-Vorgaben musste die Bilanzsumme abgebaut werden. Zum 31. März 2012 betrug sie noch 133 Milliarden Euro. Die Senkung soll aber bis 2014 auf 120 Milliarden Euro fortgesetzt werden. Davon ist ein Volumen von 82 Milliarden Euro für die Kernbank vorgesehen. Die Kernkapitalquote stieg von 13,8 Prozent Ende 2011 auf 14,5 Prozent zum Ende des ersten Quartals im Jahr 2012. Im Firmenkundenbereich sieht die HSH Nordbank eine verstärkte Konzentration auf inhabergeführte Unternehmen des gehobenen Mittelstands und deren Inhaber ab 50 Millionen vor. Der stärkste Abbau ist in den Bereichen Schifffahrt und Immobilien vorgesehen.
LBBW
Die LBBW hat im ersten Quartal 2012 ihre Risikoaktiva um vier Milliarden Euro auf 104 Milliarden Euro gesenkt. Der Abbau der Risiken soll auch weiterhin fortgesetzt werden. Die Kernkapitalquote stieg zum 31. März 2012 auf 13,9 Prozent. „Wir sind mit unserem kundenorientierten Geschäftsmodell und dem kontinuierlichen Abbau von Risiken auf dem richtigen Weg“, sagt LBBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter. Im Bereich Firmenkunden lag das Konzernergebnis vor Steuern im ersten Quartal 2012 mit 221 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Das Firmenkundengeschäft konzentriert sich auf den Mittelstand und hierbei insbesondere auf familiengeführte Unternehmen. Mit einem breit aufgestellten internationalen Netzwerk von Niederlassungen will die LBBW insbesondere auch exportorientierte Unternehmen ansprechen.
Nord/LB
Als letzte deutsche Bank hat die Nord/LB Anfang Juli die von der EU verschärften Eigenkapitalanforderungen erfüllt. Zuvor hatte die EU-Bankenaufsicht eine Lücke von 2,5 Milliarden Euro bei der Landesbank ausgemacht. Die Art der Kapitalaufstockung ist jedoch umstritten. Derzeit befindet sich die Bank im Gespräch mit der EU über die beihilferechtliche Bewertung der Maßnahmen. Im Fokus stehen dabei Garantien der Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die strategische Planung der Nord/LB sieht für die nächsten Jahre einen Abbau der Bilanzsumme sowie der Risikoaktiva und eine kontinuierliche Thesaurierung von Gewinnen vor. Durch Kapitalwandlungen und Gewinnthesaurierungen soll das harte Kernkapital bis zum 31.10.2012 um mindestens 1,25 Milliarden Euro erhöht werden. Im Firmenkundengeschäft ist die Nord/LB bundesweit aktiv. „Derzeit akquirieren wir verstärkt im Großraum um München, Nürnberg und Stuttgart neue Firmenkunden“, sagt ein Sprecher der Nord/LB. Der Schwerpunkt liege auf Unternehmen mittlerer Größe mit einem Jahresumsatz zwischen 50 Millionen und 5 Milliarden Euro.
Landesbank Berlin
Die Landesbank Berlin Holding AG (LBB) hat im Kreditneugeschäft mit Firmenkunden beachtliche Zuwächse zu verzeichnen. Im ersten Quartal 2012 lag es mit 395 Millionen Euro um 60 Prozent über dem Wert im gleichen Vorjahresquartal. Die Zahl der Gewerbekunden stieg seit Jahresbeginn um rund 850 Neukunden auf 68.700. Im Firmenkundenbereich hat die LBB im ersten Quartal 2012 ein operatives Ergebnis von 10 Millionen Euro eingefahren. Geplant ist ein Abbau risikogewichteter Aktiva und schrittweise ein Rückzug aus nicht kundenrelevanten Auslandsaktivitäten.
Bremer Landesbank
Mit ihrer Konzentration auf das Regionalgeschäft ist die Bremer Landesbank in den letzten Jahren gut gefahren. Für tiefgreifende Umstrukturierungen gibt es derzeit keinen Grund. „Wir sind kerngesund und auf Expansionskurs“, heißt es seitens der Bank. Die Bremer Landesbank gehört zu 92,5 Prozent der NORD/LB. Im Firmenkundengeschäft ist sie auf die Bereiche Schifffahrt, Erneuerbare Energien, Leasing und Sozialimmobilien fokussiert.
SaarLB
Mit rund 510 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von 19,8 Milliarden Euro konzentriert sich die SaarLB als deutsch-französische Regionalbank auf das regionale Mittelstandsgeschäft. „Wir haben bereits vor der Finanzkrise begonnen, dieses Profil noch weiter zu stärken.“, sagt ein Sprecher der SaarLB. „Das Nicht-Kerngeschäft im internationalen Bereich haben wir abgebaut. Diesen Kurs werden wir auch weiter fortsetzen.“ Geografisch konzentriert die Bank ihr Mittelstandsgeschäft auf einen Radius von etwa 200 Kilometern um Saarbrücken.
WestLB
Anfang Juli wurde die WestLB zerschlagen. Der Rahmenvertrag zur Abwicklung sieht vor, dass das Verbundgeschäft mit einer Bilanzsumme von 40 Milliarden Euro auf die Helaba übergeht. Bis Mitte September soll die Übertragung abgeschlossen sein. Rund 100 Milliarden Euro aus dem Portfolio der Bank wurden einer Bad Bank übertragen, die die Vermögenswerte bis zum Jahr 2028 abwickeln soll. Der übrige Teil wird als Servicegesellschaft Portigon weitergeführt, die sich zu 100 Prozent im Eigentum des Landes Nordrhein-Westfalen befindet. Nachdem sich die Sparkassen zunächst geweigert hatten, Portigon-Einlagen auch nach der Übernahme durch das Land weiter abzusichern, stimmten sie Anfang Juli dem Verbleib Portigons in der sparkasseneigenen Sicherungseinrichtung bis 2017 zu. Dafür musste das Land jedoch eine Garantie für die Einlagen abgeben.