„Wir wollen unsere wiedergewonnene Stärke dazu nutzen, um als Dienstleister der Realwirtschaft aufzutreten“, sagte Ingrid Hengster, Deutschlandchefin der Royal Bank of Scotland (RBS), zu den jüngsten Zahlen der Bank im abgelaufenen Jahr. Die Finanzierungssituation der britischen Bank stelle sich insgesamt deutlich besser dar als in der Vergangenheit, was Hengster unter anderem an der verbesserten Loan-to-Deposit-Ratio (Verhältnis der Kreditvergabe zu den Kundeneinlagen) festmachte. Außerdem komme die Bank mit dem Abbau des Nichtkerngeschäfts, bespielweise in den Bereichen Versicherungen und Immobilien, voran. Damit liegt sie im Trend vieler britischer Geldhäuser.
Die RBS hat in Deutschland rund 100 Firmenkunden und 50 Kunden aus dem Finanzbereich. Über die Kreditvergabe im Jahr 2012 äußerte sich Hengster nur vage, da diese Zahlen von der britischen Mutter nicht gesondert ausgewiesen werden: Die Kreditvergabe sei hierzulande insgesamt stabil geblieben. RBS war besonders nach der Finanzkrise mehrfach kritisiert worden, sich aus dem deutschen Markt zurückzuziehen. „Deutschland bleibt nach Großbritannien der zweitwichtigste Kernmarkt“, betonte Hengster. Doch: Ganz klar legte sie die früheren Ambitionen Richtung gehobenem Mittelstand ad acta.
Sepa treibt das Transaktionsgeschäft
Nachdem das Geschäft mit der Eigenkapitalbeschaffung (ECM) im vergangenen Jahr eingestellt wurde, will die RBS jetzt vor allem mit Finanzierungen, im Kapitalmarktgeschäft, im Risikomanagement und im internationalen Zahlungsverkehr punkten. Das gelingt momentan besonders im Anleihegeschäft (DCM) gut, wo sich die Bank immer wieder unter den Top-5-Anbietern positionieren konnte. Etwa für Siemens und Daimler arrangierte das DCM-Team der Bank im ersten Quartal 2013 Anleihen. Aber auch im Noninvestmentgrade-Bereich positionierte sich die RBS mit Transaktionen für Techem, Continental oder Fresenius. „Der klassische Kredit bleibt aber weiter die wichtigste Säule der Finanzierung deutscher Unternehmen“, betonte Hengster. Wachsen will die Bank hierzulande als Transaktionsbank. Besonders im neuen Euro-Zahlungsverkehr Sepa sieht die Bank einen wichtigen Treiber für das Geschäft – einige neue Mitarbeiter sollen deshalb demnächst bei der RBS an Bord kommen.
Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.
