Trotz milliardenhoher Verluste und einem geplanten Rückzug in den Heimatmarkt in Großbritannien, will die Royal Bank of Scotland sich nicht aus ihrem Deutschlandgeschäft herausziehen: „Deutschland bleibt der wichtigste Markt in Kontinentaleuropa und spielt für die Bank eine zentrale Rolle im globalen Bankgeschäft”, sagte Deutschlandchef Joachim von Schorlemer auf Anfrage von FINANCE. 2013 habe die RBS stabile Ergebnisse in Deutschland geliefert und wichtige Transaktionen durchgeführt: „Wir sind und bleiben ein wichtiger Kreditgeber und Kernbank für große deutsche Unternehmen”, ergänzt von Schorlemer.
Nach der staatlichen Rettung der RBS im Jahr 2008 gab es immer wieder Gerüchte, dass sich die Bank aus dem deutschen Markt zurückziehen würde. Das bestätigte sich zwar nicht, die Bank passte aber ihre Strategie an. Im Gegensatz zur Vorkrisenzeit zielt die Bank nicht mehr auf den gehobenen Mittelstand ab einem Jahresumsatz von 500 Millionen Euro, sondern eher auf Großunternehmen mit Milliardenumsätzen: rund 100 Corporates stehen im Fokus.
Außerdem hat sich die Bank entschieden, einzelnen Geschäftsbereiche wie die M&A-Beratung und Equity Capital Marktes (ECM) aufzugeben, in denen sie sich nicht nachhaltig wettbewerbsfähig sah. Wachsen wolle sie in Deutschland vor allem als Transaktionsbank, verdeutlichte noch im Juni 2013 die ehemalige Deutschlandchefin Ingrid Hengster. Letztere leitet inzwischen nicht mehr das Deutschlandgeschäft, sondern hat den Stab im vergangenen Herbst an den erfahrenen Banker Joachim von Schorlemer (vormals BNP Paribas) übergeben.
RBS fährt 10 Milliarden Euro Verlust ein
Grund für die Spekulationen ist die Ankündigung der RBS, sich nach erneuten Milliardenverlusten wieder stärker auf ihren Heimatmarkt in Großbritannien zu fokussieren zu wollen: So stieg das Minus für 2013 auf 8,2 Milliarden Pfund (knapp 10 Milliarden Euro), nach einem Verlust von 6,6 Milliarden Pfund (8 Milliarden Euro) im Vorjahr. Laut Firmenchef Ross McEwan seien dafür vor allem Sonderlasten für den seit Jahren laufenden Umbau des Instituts verantwortlich.
Nun sollen Kostensenkungen um 5 Milliarden Pfund (6 Milliarden Euro) in den kommenden Jahren den Turnaround ermöglichen:„Seien wir ehrlich: wir sind zu teuer, zu bürokratisch und wir müssen uns ändern”, erklärte McEwan gegenüber Reuters. Die RBS, die seit der Finanzkrise zu 80 Prozent dem Staat gehört, plant im Zuge der Neuausrichtung, ihren Anteil an den in Großbritannien allokierten Assets von den bisherigen 40 Prozent auf 60 Prozent zu erhöhen.
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