Unicredit weitet Einfluss bei Münchener HVB aus

Es war ein Paukenschlag, den die Entscheidung bei der Hauptversammlung der Hypovereinsbank am 11. Dezember, markierte: Die HVB wechselt ihre Gesellschaftsform von einer AG hin zu einer GmbH. Den Schritt hat Deutschlands drittgrößte Bank nur wenige Tage später am 15. Dezember bereits vollzogen. Doch hinter den Kulissen soll es Berichten zufolge kräftig rumoren. Von Unverständnis, Unsicherheit und Zukunftsängsten im HVB-Kosmos ist die Rede. Das verwundert insofern nicht, markiert die Entscheidung doch eine deutliche Zäsur für die Münchener. Zwar gehört die Hypovereinsbank bereits seit dem Jahr 2005 dem zweitgrößten Bankenkonzern Italiens. Bislang hatte sich die deutsche Tochter jedoch stets um die größtmögliche Unabhängigkeit von Mailand bemüht, die eigene Marke betont und bei Fragen nach dem Einfluss aus Mailand stets vor allem die Vorteile der Zugehörigkeit zur italienischen Mutter hervorgehoben. Etwa im Firmenkundengeschäft, wo die Kunden vom deutlich größeren Netzwerk der Unicredit profitieren. Für HVB-Kunden soll sich nichts ändern Das soll laut Unicredit auch in Zukunft so bleiben. Für Kunden und Mitarbeiter soll sich nichts ändern, hört man aus Mailand. Inwiefern dies auch für die bisherige Führung der HVB gilt, die die Entscheidung offiziell mitträgt, bleibt abzuwarten. Zwar hätten alle sechs Vorstandsmitglieder um Bankchefin Marion Höllinger ihre neuen Geschäftsführer-Verträge unterzeichnet. Doch seit Mittwoch steht bereits der erste Abgang aus der Führungsriege fest: Monika Rast, die erst vor wenigen Monaten den Posten der Privatkundenvorständin übernommen hatte, wird die HVB nach rund 25 Jahren Ende Februar des kommenden Jahres verlassen – „aus persönlichen Gründen“ wie die Bank mitteilte. Bereits bekannt waren zudem die bevorstehenden Abschiede von Risikovorstand Jürgen Kullnigg, der Ende März in den Ruhestand geht, sowie Investmentbanking-Chef Christian Reusch, der die deutsche Unicredit-Tochter bereits Ende des Jahres verlassen wird. Eine Gemeinsamkeit haben letztere beiden Personalien: Mit Marco Iannaccone, seit Oktober bereits als Generalbevollmächtigter und designierter Nachfolger von Reusch als Leiter des deutschen Client-Solutions-Bereichs aktiv, sowie Pierpaolo Montana, der Kullnigg als Risikochef der Münchener beerben wird, kommen beide Nachfolger direkt aus Italien. Wer auf die scheidende Personalchefin Rast folgen wird, hat die Bank bislang noch nicht mitgeteilt. Einfluss der Unicredit bei der HVB wächst Fest steht jedoch schon jetzt: Der neue Einfluss aus Mailand dürfte sich in München bald bemerkbar machen. Denn während in der AG bislang der hiesige Vorstand das Sagen hatte und sich dabei zuvorderst an den Bedürfnissens der HVB orientieren konnte und musste, sind in der GmbH die Gesellschafter – sprich die Unicredit – der Geschäftsführung gegenüber weisungsbefugt. Rein rechtlich könnte Mailand damit künftig bei den Münchenern durchregieren. Gegenüber der FAZ hatte Unicredit-CEO Andrea Orcel bereits am Montag erklärt, die HVB werde im Tagesgeschäft den gleichen Status haben wie alle anderen Banken der Gruppe. Was dies für die Deutschen letztlich bedeutet, wird sich zeigen. Aus Bankkreisen ist jedoch zu hören, dass die HVB künftig weiter ausbluten könnte. Die Hypovereinsbank, die in den vergangenen Jahren bereits mehrere Sparprogramme durchlaufen hat, arbeitet aktuell so effizient wie nie zuvor. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen. Demnach trägt die deutsche Tochter mit ihren rund 400 Filialen und gut 10.000 Mitarbeitern rund ein Viertel zu den Gesamterträgen der Unicredit-Gruppe bei. Auch bei deutschen Firmenkunden genießen die Münchener großen Rückhalt, wie die Ergebnisse des diesjährigen FINANCE-Banken-Survey zeigen. Darin sicherte sich die HVB aus Sicht der befragten CFOs und Treasurer einmal mehr Platz drei unter den führenden Banken im deutschen Firmenkundengeschäft. Auch HSBC hat deutsche Tochter herabgestuft Mit der faktischen Herabstufung stehen die Münchener zudem nicht allein da. Auch die HSBC Deutschland, war im Herbst 2021 von der britischen Großbank zur Niederlassung der Europazentrale in Paris heruntergestuft worden – gefolgt von einem Chefwechsel und neuen Organisationsstrukturen. Auch dort, so hört man von den deutschen Kollegen, habe sich intern seither das ein oder andere zum Nachteil verändert. Dem Standing der HSBC bei deutschen Finanzentscheidern hat das offenbar bislang nicht geschadet, im Banken-Survey 2023 machte die HSBC erneut Boden gut und rangiert im Gesamtranking auf Platz sieben. Die Auswirkungen der jüngsten Veränderungen auf die Wahrnehmung der Kunden muss auch Unicredit-Chef Orcel im Blick behalten, will die HVB den gerade erst wieder zurückeroberten Treppchenplatz im FINANCE-Banken-Survey auch im kommenden Jahr verteidigen.

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