Newsletter

Abonnements

Steuerhinterziehung? Kanzlei Berger Steck bricht auseinander

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
LinkedIn
URL kopieren
E-Mail
Drucken
Berger Steck vor dem Aus: Die Frankfurter Steuerrechtskanzlei zerfällt – wohl wegen Ermittlungen gegen Gründer Hanno Berger.
iStock / Thinkstock / Getty Images

Nach dem Wechsel eines achtköpfigen Teams der Frankfurter Steuerrechtskanzlei Berger Steck zu Heuking Kühn Lüer Wojtek verdichten sich die Hinweise darauf, dass Berger Steck an Ermittlungen gegen Gründer Hanno Berger zerbricht. Wie Heuking gestern mitteilte, hat die Kanzlei für ihren Frankfurter Standort die bisherigen Berger Steck-Partner Dr. Kai-Uwe Steck, Dr. Christoph Gringel und Michael Neises als Equity Partner verpflichtet, auch der Berger Steck-Anwalt Jörn Matuszewski kommt als Salaried Partner zu Heuking. Zudem soll ihr früherer Partner Matthias Hertel bei Heuking in Zürich einsteigen. Mit den Partnern wechseln zudem drei Associates.

Mit den Abhängen wird es still um Gründer Hanno Berger. Die einzige Partnerin, die nach dem noch nicht die Segel gestrichen hat, ist Gabriele Paris-Titcombe. Sie soll sich dem Vernehmen nach allerdings ab November als Steuerberaterin selbstständig machen. Bereits vor zwei Monaten hatte sich der Steuerrechtspartner Dr. Konrad Rohde von Berger Steck getrennt.

Steuerhinterziehung durch Dividendenstripping?

Berger selbst soll sich nun eine „private Auszeit“ genommen und seinen abtrünnigen Partnern keine Steine in den Weg gelegt haben. Die Ursache für Bergers Entscheidung und das Auseinanderbrechen der Kanzlei liegt dabei auf der Hand: Seit Ende 2012 ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt gegen Berger wegen umstrittener Steuergeschäfte. Hintergrund sind Anleihengeschäfte, die die Hypovereinsbank (HVB) für den Milliardär Rafael Roth, einen Berger-Mandanten, organisiert haben soll. Mittels so genannten Cum-Ex-Trades, einer Sonderform des Dividendenstrippings, sollen die Beteiligten eine mehrfache Erstattung der Kapitalertragssteuer veranlasst haben. Im Zuge der Ermittlungen gegen die HVB waren Roth und Berger selbst in das Visier der Ermittler geraten.

Ob die Ermittlungen wegen möglicher Steuerhinterziehung durch die Cum-ex-Trades gerechtfertigt sind, ist in Fachkreisen umstritten. Bis 2007 war das Dividendenstripping gesetzlich legitim, dann versuchte der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), den Gestaltungsmöglichkeiten einen Riegel vorzuschieben – allerdings nicht mit der letzten Konsequenz. Dem Gesetzgeber soll bewusst gewesen sein, dass die Neuformulierung immer noch weiten Spielraum lasse. Vor diesem Hintergrund hatte auch Bergers Strafverteidiger Prof. Norbert Gatzweiler den Ermittlungen im Dezember noch gelassen entgegen gesehen.

Hanno Berger hatte sich erst vor rund drei Jahren gemeinsam mit seinem Namenspartner Kai-Uwe Steck in Frankfurt selbstständig gemacht. Die Gründer und ihr Team, das in Frankfurt an den Start ging, kamen allesamt von der US-amerikanischen Kanzlei Dewey & LeBoeuf, die mittlerweile Insolvenz angemeldet hat.

sarah.nitsche[at]finance-magazin.de

Themen