Das deutsche Mittelstands-M&A-Geschäft regiert keine Bank oder Corporate-Finance-Boutique, sondern ein Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young (EY) nimmt im aktuellen Midmarket-M&A-Ranking von Thomson Reuters – gemessen am Gesamtvolumen der beratenen Deals – den ersten Platz ein und lässt damit die etablierten Player im Einfädeln von Fusionen und Übernahmen hinter sich.
EY hat demnach im ersten Halbjahr 2017 im deutschen Mid-Market zehn Transaktionen im Gesamtwert von knapp 1,6 Milliarden US-Dollar beraten. Die traditionsreiche M&A-Boutique Rothschild muss sich mit 14 Deals im Volumen von 1,4 Milliarden US-Dollar mit Platz 2 zufriedengeben, die Großbank JP Morgan landet mit 6 Deals im Volumen von knapp 1,2 Milliarden US-Dollar auf Platz 3. Thomson Reuters definiert Übernahmen mit einer zugrunde liegenden Unternehmensbewertung von bis zu 500 Millionen US-Dollar als Mid-Market-Deals.
PwC, EY, KPMG und Deloitte setzen auf Beratung
Es ist das erste Mal, dass eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Big Four auf dem ersten Platz des Midmarket-M&A-Rankings landet. Darin spiegelt sich das Bemühen von PwC, EY, KPMG und Deloitte wieder, jenseits ihres Kerngeschäfts zu wachsen. Denn die Prüfung von Konzernen und Unternehmen ist längst kein Wachstumsfeld mehr, der Markt ist gesättigt. Dazu kommt, dass durch die anstehende, gesetzlich vorgeschriebene, so genannte Prüferrotation viele Mandate der Big Four im Kerngeschäft auf dem Spiel stehen.
Die Wirtschaftsprüfer argumentieren im Kampf um Beratungsmandate vor ihren gegenwärtigen und ehemaligen Prüfungskunden damit, dass sie das Unternehmen ja schon kennen und damit der logische Anbieter von Beratungsleistungen seien. Dass die Big Four dabei einen gewissen Erfolg haben, zeigt sich nicht erst jetzt: 2016 erzielten Deloitte und EY in Deutschland schon mehr Umsatz mit Beratungsmandaten als mit Prüfungsleistungen.
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