So könnte Private Equity das Fremdbesitzverbot bei Kanzleien umgehen

Die Rechtsberatung gilt als einer der letzten großen Märkte, der für Finanzinvestoren weitgehend verschlossen ist. Während in England Private-Equity-Gesellschaften bereits regionale Anwaltskanzleien aufgekauft haben, scheitern solche Deals in Deutschland an strikten berufsrechtlichen Vorgaben. Doch der Druck wächst – und die Kreativität bei der Suche nach Schlupflöchern auch. Philipp Plog ist Managing Partner bei Fieldfisher. Foto: Fieldfisher „Die Rechtsgrundlage ist eindeutig: Personen ohne aktive Berufsträgereigenschaft sollen keine selbstständigen Rollen in Kanzleistrukturen einnehmen können“, erklärt Philipp Plog von der Kanzlei Fieldfisher im Gespräch mit FINANCE. Diese Regelung basiert auf gefestigter Rechtsprechung und soll die Unabhängigkeit der Rechtsberatung sichern. Anders als bei Steuerberatern, wo ausländische Gesellschaften sich über doppelstöckige Beteiligungen engagieren können, existiert diese Lücke in der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) nicht. Plog, der Managing Partner bei der britischen Kanzlei Fieldfisher ist, berichtet davon, dass bereits mehrere Private-Equity-Mandanten nach Wegen suchen, in den deutschen Kanzleimarkt einzusteigen. Die Investoren sollen überwiegend aus dem Ausland stammen. Er beschreibt sie als „große Player, die international tätig sind“. Die häufigsten Anfragen betreffen laut Fieldfisher-Partner Jan Wildhirth geplante Roll-ups – also den systematischen Aufkauf mehrerer Kanzleien zur Schaffung größerer Einheiten. Auch Tech-Unternehmen meldeten Interesse an, sich an Beratungsfirmen zu beteiligen. Mehr zum Thema Steuerberatung und Private Equity: Ist der Goldrausch schon wieder vorbei? Das Bundesfinanzministerium hat einen Gesetzesentwurf veröffentlicht, der das Fremdbesitzverbot stärken soll. Doch was passiert mit schon bestehenden Beteiligungen? Mehr lesen Zahl der Umgehungskonstruktionen steigt Jan Wildhirth leitet Fieldfisher X als Managing Director. Foto: Fieldfisher Trotz klarer Rechtslage beobachten die Fieldfisher-Experten eine wachsende Zahl kreativer Konstruktionsversuche. Das Prinzip: Neben der eigentlichen Kanzlei wird eine zweite Gesellschaft gegründet, die nicht den anwaltlichen Berufsregeln unterliegt und für Drittinvestoren offen ist. Dieses investitionsfähige Vehikel dient als Dienstleister für die Kanzlei, etwa in den Bereichen Backoffice, IT oder KI. Indirekt kann der Investor so am wirtschaftlichen Erfolg der Kanzlei teilhaben. Jenes Prinzip ähnelt dem Modell, das McDermott in den USA verfolgt. Folgende Einschätzung Wildhirths dürfte Investoren Hoffnung machen: „Die Kammern verfolgen das nicht intensiv“, berichtet Wildhirth. „Ihnen fehlen wahrscheinlich die Ressourcen, um aktiv zu ermitteln.“ Die Investoren solcher Modelle bleiben laut Managing Partner Plog im Klaren darüber, dass das Rechtsberatungsgeschäft stark an Netzwerke und Vertrauen gekoppelt ist – Faktoren, die sich nicht allein durch Kapitalzufluss multiplizieren lassen. Mehr zum Thema US-Großkanzlei McDermott prüft PE-Einstieg Die US-Großkanzlei McDermott untersucht, wie sich PE-Investoren an ihr beteiligen können. Im größten Kanzleimarkt der Welt könnte das ein neues Kapitel einläuten. Mehr lesen Wer treibt die Entwicklung voran? Die Interessenlage ist komplex und teils widersprüchlich. Viele etablierte Kanzleien lehnen Fremdkapital aus Marktabschottungsgründen ab – sie fürchten den Wettbewerbsdruck durch kapitalkräftige Konkurrenz. Legal Techs dagegen drängen massiv auf eine Öffnung. Diese würden gerne umfassende Dienstleistungen erbringen, dürfen dies aber nur eingeschränkt, wenn sie nicht der BRAO unterliegen, berichtet Wildhirth. Häufig sind Teile dieser Unternehmen deshalb als Anwaltskanzlei aufgesetzt – „das sind Umgehungskonstruktionen“, wie Plog konstatiert. In England ist bereits Realität, was in Deutschland noch Vision ist. Private-Equity-Gesellschaften kaufen dort systematisch regionale Kanzleien auf, häufig sind Nachfolgethemen der Auslöser – „das sind Konstruktionen, bei denen zulässige Beteiligungen mit vertraglichen Lösungen kombiniert werden“, erläutert Plog. Steuerberatergesetz als Testfall Ministerien streiten sich derzeit über die Beteiligung von Private Equity am Steuerberatermarkt. Während das Finanzministerium die Investoren aus dem Steuerberatermarkt fernhalten will, hält das Wirtschaftsministerium dagegen. Derzeit können sich Finanzinvestoren über eine Doppelstruktur, die Fremdkapital unter bestimmten Bedingungen ermöglicht, an Steuerberatungseinheiten beteiligen. Beobachter sehen darin einen ersten Testlauf – mit Signalwirkung für die Anwaltsbranche. Mehr zum Thema Rettet Private Equity Steuerkanzleien? Der Einstieg von Private Equity in die Steuerberatung wird kontrovers diskutiert. Rechtsanwalt Clemens Engelhardt ist überzeugt, dass eine Öffnung des Berufstands alternativlos ist. Mehr lesen Auf die Frage, ob Fieldfisher selbst über ein solches Modell nachgedacht habe, lautet die Antwort: bisher nicht. Die Kanzlei agiert als Berater in diesem Transformationsprozess, nicht als Akteur. Und in dieser Rolle steht sie derzeit unter Zeitdruck, denn die Zeitläufe der Private-Equity-Investoren seien typischerweise auf schnelle Ergebnisse ausgerichtet, so die Fieldfisher-Partner. Info Welche Beteiligungsmodelle bereits international greifen, lesen Sie demnächst im vierten Teil dieser Artikelreihe.

KNDS plant Börsengang und holt Ex-Renk-CFO an Bord

So könnte Private Equity das Fremdbesitzverbot bei Kanzleien umgehen

CFO-News: Vontobel, SMT Scharf, Die Bayerische

Eterna stellt Insolvenzantrag

So könnte Private Equity das Fremdbesitzverbot bei Kanzleien umgehen

Aktuelle Artikel

Eterna stellt Insolvenzantrag

Investmentbanker Zahn rückt bei Oddo BHF in den Vorstand auf

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

US-Großkanzlei McDermott prüft PE-Einstieg

Das Fremdbesitzverbot bremst die Transformation der Steuerberatung

Warum Kanzleien auf Private Equity angewiesen sind

FINANCE Multiples-Blog

Multiples im E-Commerce: KI und faire Preise locken Investoren

Die neuen Multiples für November 2025 sind da!

Zu Hohenlohe will mit PE-Geld den Beratungsmarkt aufmischen

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

FINANCE Multiples

Research

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt