TKMS-CFO Paul Glaser: Volle Kraft voraus

Am 20. Oktober endete die jahrelange Hängepartie mit einem starken Handelsstart: Mit dem Börsengang hat sich Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) vom Mutterkonzern Thyssenkrupp gelöst und muss sich fortan als eigenständiges Unternehmen bewähren. Komplett durchtrennt wurden die Bande gleichwohl nicht: Im Zuge der Abspaltung wurden 49 Prozent der Kommanditaktien von TKMS an die bestehenden Thyssenkrupp-Aktionäre übertragen, Thyssenkrupp selbst behält eine Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent. Zum Börsenstart versammelte sich, wie es sich gehört, das Thyssenkrupp/TKMS-Management im Handelssaal der Frankfurter Börse. Einer von ihnen: TKMS-CFO Paul Glaser, unser CFO des Monats Oktober. Paul Glaser macht bei Thyssenkrupp Karriere Glaser ist bereits seit 2011 im Thyssenkrupp-Konzern tätig. Zunächst in Krefeld bei ThyssenKrupp Nirosta gestartet, führte ihn sein Karriereweg weiter nach Essen, in die USA, Duisburg, Brasilien und schließlich nach Kiel. Dort begann der gebürtige Hamburger am 1. Januar 2018 bei der Marinetochter TKMS als Head of Financial Transformation. Später trug er als Strategiechef und ab 2021 als CFO wesentlich zur wirtschaftlichen Stabilisierung und Performance-Verbesserung bei. In letzter Zeit konnte CFO Glaser eine verbesserte bereinigte Ebit-Marge vorweisen, vor allem dank effizienterer Prozesse bei den neuen Projekten. Im Geschäftsjahr 2021/22 lag die Marge noch bei mageren 2 Prozent, im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 immerhin bei mehr als 5 Prozent. Thyssenkrupp brauchte lange für die Trennung von TKMS Denn auch das gehört zur erfolgreichen IPO-Story von TKMS: Der nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Produktion von konventionellen, nicht-atomgetriebenen U-Booten war vor nicht allzu langer Zeit noch ein Sorgenkind im großen Thyssenkrupp-Konzern. Lange hinkte TKMS operativen Zielen hinterher und musste Auftragseinbußen verkraften. Mehr zum Thema Thyssenkrupp Marine Systems: Spin-off statt Endlosschleife Seit Jahren will Thyssenkrupp TKMS verkaufen. Nun nimmt der Prozess wieder Fahrt auf. Dazu schwenkt Thyssen strategisch um, nachdem Sicherheitsbedenken den letzten Verkaufsversuch verhindert haben. Mehr lesen Für die Konzernmutter zählte die Sparte nicht mehr zum Kerngeschäft, über Jahre versuchte sie erfolglos, diese weiterzugeben. Zuletzt soll die Bundesregierung bei einem angestrebten Mehrheitsverkauf an den Private-Equity-Investor Carlyle, der tief in der US-Rüstungsindustrie verankert ist, ihr Veto eingelegt haben. Danach folgte dann der Strategieschwenk mit Spin-off und Börsennotierung, die nun im Oktober glückte. TKMS profitiert von höheren Verteidigungsausgaben „Mittelfristig wollen wir eine weitere Steigerung der bereinigten Ebit-Marge auf mehr als 7 Prozent erreichen und planen, eine jährliche Dividende von 30 bis 50 Prozent des Nettogewinns auszuschütten“, betonte Finanzchef Glaser nach dem Börsengang in seinem Jubel-Post auf der Karriereplattform „Linkedin“. Gelingen soll das in der generell wenig profitablen Schiffbauindustrie mit einem größeren Anteil margenstarker Software- und Elektroniklösungen für die Schiffe, weiteren Effizienzsteigerungen und einer besseren Auslastung der Kapazitäten. Hinzu kommt der konjunkturelle Rückenwind: Als Rüstungsbetrieb profitiert TKMS derzeit davon, dass Verteidigung wieder hoch im Kurs steht. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 sind die Krisenherde viel näher an die Nato und an Deutschland herangerückt. Das spiegelt sich auch in den Orderbüchern von TKMS wider. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Auftragsbestand dank neuer Großaufträge verdreifacht und lag zur Jahresmitte bei einem Rekordstand von 18,6 Milliarden Euro. Börsengang verschafft TKMS mehr Spielraum Von links: TKMS-Aufsichtsratsvorsitzender Volkmar Dinstuhl, TKMS-CFO Paul Glaser, Thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzender Miguel López und TKMS-CEO Oliver Burkhard beim Handelsstart in Frankfurt. Foto: Thyssenkrupp AG Dieser Wert dürfte sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen: Experten rechnen damit, dass die Verteidigungsausgaben in Europa und bei seinen Alliierten weiter stark ansteigen werden. TKMS selbst geht von einer Verdopplung des Marktpotentials für maritime Sicherheit bis Mitte der 2030er Jahre aus. Für das Unternehmen soll sich das mittelfristig in einem Umsatzwachstum von etwa 10 Prozent pro Jahr niederschlagen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 lag der Umsatz erstmals leicht über der Schwelle von 2 Milliarden Euro. Damit TKMS die aktuellen Aufträge stemmen und weiteres Wachstum abbilden kann, muss Glaser umfänglich Finanzmittel bereitstellen. Am Hauptsitz in Kiel wurde bereits eine moderne Schiffbauhalle gebaut, in den Standort in Wismar soll ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden – „maßgeblich unterstützt durch Vorfinanzierungen auf Kundenseite“, wie CEO Oliver Burkhard beim Kapitalmarkttag Ende September berichtete. Durch den Börsengang und den direkten Zugang zum Kapitalmarkt haben er und CFO Glaser nun weiteren Spielraum gewonnen. Die Euphorie des ersten Handelstages ist mittlerweile etwas verflogen. An diesem war das Papier vom Ausgabepreis von 60 Euro auf zwischenzeitlich mehr als 100 Euro gesprungen. In den vergangenen Tagen notierte es noch bei etwa 80 Euro. Auch die Analysten warnen vor zu hohen Erwartungen. TKMS profitiere aktuell vom Verteidigungsboom, doch Schiffsbau sei ein langsames, wenig profitables Geschäft, bei dem es auch gern mal zu Verspätungen kommen könne, so der Tenor der ersten Einlassungen. Glasers Vertrag als CFO von TKMS bis 2030 verlängert An den Plänen der Führungsriege ändert das nichts: TKMS soll mit einem verbreiterten Investorenkreis zu einem der führenden Anbieter für die militärische Schifffahrt entwickelt werden. Damit das gelingt, setzt der Aufsichtsrat auch auf Kontinuität im Finanzressort: Der 41-jährige Glaser soll weiter als CFO an Bord bleiben und die finanzielle Performance verbessern. Sein Vertrag wurde Ende Februar bis 2030 verlängert.

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