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CFOs wollen kommunikativer werden

Der Bereich Investor Relations wird für CFOs immer wichtiger, wie aus einer Studie von Heidrick & Struggles hervorgeht.
IngramPublishing/iStock/Thinkstock/GettyImages

Die Digitalisierung gilt als disruptive Veränderung der Finanzabteilung. Doch für CFOs bedeutet das nicht, dass sie in Zukunft nur noch mit Algorithmen und aggregierten Zahlen arbeiten. Für sie wird einer neuesten Studie zufolge eine altmodische Fähigkeit in Zukunft immer wichtiger: die Kommunikation. Das hat eine CFO-Befragung der Personalberatung Heidrick & Struggles ergeben, die FINANCE exklusiv vorliegt (mehr Informationen zur Studie am Ende des Artikels).  

Demnach haben 55 Prozent der befragten CFOs geantwortet, dass Investor Relations für ihre Arbeit künftig wichtiger wird. Auch bezüglich der wichtigsten Karrierestationen für zukünftige CFOs schätzten die Teilnehmer die Investorenkommunikation zu 60 Prozent als wichtig oder sehr wichtig ein. Diese Aufwertung des Investor-Relations-Bereichs zeigt sich auch im überdurchschnittlich steigenden Gehalt der IR-Manager in den letzten Jahren.

Investor Relations wird deutlich aufgewertet

Peter Behncke, Personalberater bei Heidrick & Struggles, führt die steigende Bedeutung von Investor Relations auf den Trend zu deutlich mehr Transparenz und intensiverer Kommunikation mit den Kapitalmärkten zurück. CFOs brauchten daher in Zukunft deutlich mehr Kommunikationstalent als bisher, so Behncke.  

Erste Entwicklungen in die Richtung sind schon zu beobachten: In der jüngeren Vergangenheit  haben bereits erste IR-Manager den Sprung an die Finanzspitze ihres Unternehmens geschafft: Michael Pontzen, Finanzchef des Chemiekonzerns Lanxess, Marc Spieker vom Energieriesen E.on sowie Dagmar Steinert vom Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub haben alle signifikante Zeit in der Investorenkommunikation verbracht. Ein solcher Schritt könnte in Zukunft häufiger zu beobachten sein, vermutet Personalberater Behncke.

Ein reines Kommunikationstalent ohne Finanz-Know-how wird es freilich auch in Zukunft schwer haben, zum CFO aufzusteigen. Das unterstreichen die Ergebnisse der Studie von Heidrick & Struggles. Erfahrungen im Controlling – der klassischen Karrierestation der meisten CFOs – werden von 70 Prozent der Befragten als sehr wichtig für einen zukünftigen Finanzchef angesehen und stehen damit weiterhin unangefochten an der Spitze der wichtigsten Erfahrungen für zukünftige Finanzvorstände.

Erfahrung außerhalb der Finanzabteilung wichtig

Ein weiteres Kernergebnis der Studie ist, dass CFOs immer näher am operativen Geschäft arbeiten und nicht mehr nur die reine Finanzsicht auf ihr Unternehmen haben. „Hintergrund ist, dass durch die Digitalisierung und die Möglichkeiten des Reportings in Echtzeit neue Freiräume bei der Arbeit der CFOs entstehen, um sich vermehrt der Analyse der Daten und strategischen Fragestellungen zu widmen“, sagt Berater Behncke. „CFOs werden zu CFEOs – also zu einem Hybrid aus Finanzchef und CEO“ nennt er diesen Wandel und kreiert zugleich ein neues Akronym für diese Entwicklung. 

Behncke beobachtet daher eine zunehmende Nachfrage nach Finanzvorständen, die ihre Karriere nicht nur in finanziellen Holdingfunktionen sondern nahe am operativen Geschäft verbracht haben – beispielsweise als Chef einer Tochtergesellschaft. Das scheinen auch Finanzchefs so zu sehen: Vier von fünf befragten CFOs gaben in der Studie an, dass ein CFO Erfahrungen im operativen Geschäft haben sollte. „Reinrassige Schornsteinkarrieren im Finanzressort werden daher zukünftig seltener sein“, glaubt Peter Behncke.

Wenn CFOs eine breiter gefasste Expertise vorweisen, stehen die Chancen gut, eines Tages den Chef-Posten einzunehmen. CFOs haben in dieser Hinsicht ein gewisses Selbstbewusstsein entwickelt: Über die Hälfte gab in der Befragung an, dass ihrer Überzeugung nach CFOs im Vergleich zu anderen Vorständen die besten Voraussetzungen für die CEO-Rolle haben.

Compliance und Risikomanagement wird wichtiger

Peter Behncke hat noch ein wichtiges Anliegen an deutsche Finanzchefs: Er mahnt, dass CFOs heute das Risikobewusstsein ihrer Unternehmen stark überschätzen. Fälle wie der Diesel-Skandal bei Volkswagen oder zuletzt die Bilanzkrise des Möbelherstellers Steinhoff scheinen ihm recht zu geben. Finanzvorstände sollten sich daher zukünftig stärker und frühzeitiger mit diesen Themen auseinandersetzen. 

Info

Für die Studie „Finanzvorstand der Zukunft“ verschickte Heidrick & Struggles einen Online-Fragebogen an die Finanzvorstände der Unternehmen des DAX, des MDAX und der 50 größten Familienunternehmen. Die Ergebnisse stammen aus den Antworten von 25 CFOs, welche ihre Funktion im Schnitt seit 5,2 Jahren ausüben.