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SAP: Mitarbeiterbindung steigert Betriebsergebnis

Thinkstock / Getty Images

Im internationalen Vergleich ist die Zahl der Belegschaftsaktionäre in Deutschland gering. Ihre Zahl betrug in Deutschland im Jahr 2012 etwas weniger als 1,3 Millionen (um die Jahrtausendwende: 1,6 Mio. Mitarbeiteraktionäre). Damit ist Deutschland einer aktuellen Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) und Ernst & Young (EY) zufolge im innereuropäischen Vergleich weit abgeschlagen hinter anderen Industrienationen wie Frankreich (3,4 Mio. Belegschaftsaktionäre) und Großbritannien (2,5 Mio. Belegschaftsaktionäre).

Deutschland: Mitarbeiterbeteiligung wenig steuerlich gefördert

Als Ursache für den großen Nachholbedarf Deutschlands bei aktienbasierten Beteiligungssystemen sehen die meisten Umfrageteilnehmer und andere Experten die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geringe steuerliche Förderung. „Die Politik muss dringend die Rahmenbedingungen für Kapitalbeteiligungen verbessern“, fordern das DAI und EY in ihrer Studie. Priorität müsse eine staatliche Förderung haben, die dem Standard vergleichbarer Industrienationen genügen sollte.

Die Umfrage unter 69 börsennotierten deutschen Unternehmen hat ergeben, dass die Erhöhung des steuerlichen Freibetrags von jährlich 135 Euro auf 360 Euro im Jahr 2009 keine spürbaren Auswirkungen auf die Attraktivität aktienbasierter Kapitalbeteiligungen hatte.

„Der in Deutschland bestehende Steuerfreibetrag in Höhe von 360 Euro ist im internationalen Vergleich zu niedrig“, sagte auch SAP-CFO und Arbeitsdirektor Werner Brandt auf der Konferenz „Zukunft der Mitarbeiterbeteiligung: Praktische Herausforderungen, Lösungsansätze und politische Handlungsfelder“ am Mittwoch in Frankfurt am Main. „Ich plädiere für die englische Variante.“ In England liegt der Freibetrag bei umgerechnet 3.500 Euro. Auch andere europäische Länder haben einen höheren Freibetrag festgelegt: In Österreich liegt er beispielsweise bei 1.460 Euro und in den Niederlanden bei 1.200 Euro.

Drei Mitarbeiterbeteiligungsprogramme bei SAP

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP nutzt seit vielen Jahren ein aktienbasiertes Mitarbeiterbeteiligungsprogramm. 1990 legte SAP erstmals einen Aktiensparplan auf. In den Jahren danach nutzte der Softwarekonzern verschiedene Programme. Die Entwicklung der Mitarbeiterbeteiligung mündete schließlich in drei Programme: einen Share Matching Plan (Aktiensparplan), einen Stock Option Plan (Aktienoptionsplan) und einen Employee Participation Plan  (Beteiligungsprogramm). Weltweit beschäftigt SAP über 66.000 Mitarbeiter, die Beteiligungsquote an den drei Programmen liegt bei dem Walldorfer DAX-Konzern bei 60 Prozent.

Grundsätzlich nutzen Unternehmen Mitarbeiterbeteiligungsprogramme um die Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden, deren Identifizierung mit dem Unternehmen zu erhöhen und die Motivation zu steigern. Zudem wollen die Firmen mit solchen Programmen auch ihre Attraktivität steigern, denn für Spitzen- und Führungskräfte wird eine Mitarbeiterbeteiligung durchaus auch als Vergütungselement genutzt.

Hinzu kommt, dass Mitarbeiterbeteiligungsprogramme durch die langfristige Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen auch positive finanzielle Auswirkungen auf das Betriebsergebnis haben können. „Jede Verbesserung pro Prozentpunkt der Mitarbeiterbindungsrate erhöht das Betriebsergebnis der SAP um 62 Millionen Euro“, heißt es in SAPs Integriertem Bericht 2012.

Aufbau der Mitarbeiter zu Ankeraktionären möglich

Mitarbeiterbeteiligungsprogramme sind nicht neu. Unter den von DAI und EY befragten Unternehmen bieten fast 40 Prozent ein oder mehrere Beteiligungsprogramme für breite Mitarbeiterkreise einschließlich der Führungskräfte an, weitere 15 Prozent der Unternehmen ausschließlich für Führungskräfte.

Allerdings konnte der Anspruch, die Belegschaftsaktionäre als wichtige Ankeraktionäre zu etablieren, der Studie zufolge nicht eingelöst werden. Die Beteiligung der Mitarbeiter am Aktienkapital sei mit meist nicht mehr als einem Prozent in den meisten Unternehmen sehr gering. „Es wird auch in den nächsten zehn Jahren nicht funktionieren, diesen Anteil deutlich zu erhöhen“, sagte SAP-CFO Brandt auf der Konferenz. „Es sei denn, die steuerlichen Rahmenbedingungen in Deutschland ändern sich massiv.“

Dass Mitarbeiter zu Ankeraktionären werden können, zeigt das Beispiel des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine. Dort halten die Mitarbeiter Stimmrechte in Höhe von 14,2 Prozent und sind damit zweitgrößter Einzelaktionär. Der Stahlkonzern hat das Mitarbeiter Beteiligungsprogramm im Jahr 2000 auf die Beine gestellt. 2003 lag die Mitarbeiterbeteiligung schon bei über 10 Prozent. So hat sich die Vorstandsetage eine stabile Aktionärsgruppe gesichert und ist beispielsweise auch gegen feindliche Übernahme geschützt, da die Squeeze-out-Grenze in Österreich bei 10 Prozent liegt – für CFOs ein interessanter Punkt.
 
sabine.paulus[at]finance-magazin.de

Sabine Paulus ist seit 2008 Redakteurin beim Fachmagazin FINANCE und der Online-Publikation DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Personal, Organisation, Karriere und Finanzierung. Sie ist M.A. und hat an der Universität Konstanz unter anderem das Hauptfach Deutsche Literatur studiert.