Was ist bei DeepL derzeit los? Bei dem KI-Startup gab es offenbar eine Veränderung auf dem CFO-Posten. Der bisherige CFO, Markus Harder, bekleidet die Stelle seit Mitte März nicht mehr, wie aus dem Handelsregister hervorgeht. Das hatte zuerst das „Handelsblatt“ berichtet, eine Sprecherin habe den Wechsel bestätigt. DeepL selbst hatte die Personalie nicht offiziell bekanntgegeben und ließ eine Anfrage von FINANCE dazu unbeantwortet.
Harder war seit Juni 2021 als CFO bei DeepL tätig. Er kam einst von dem Terminplanungs-Tool „Catch App Scheduler“, wo er über zehn Jahre aktiv war, zuletzt als Finanzvorstand. Wie das „Handelsblatt“ mit Verweis auf einen Brancheninsider berichtet, soll der Grund für Harders Weggang seine mangelnde IPO-Erfahrung sein.
DeepL hat bereits einen Interims-CFO
Die bringt sein derzeitiger Nachfolger mit: Der Brite Peter McDougall füllt die CFO-Rolle interimistisch aus, wie aus seinem Linkedin-Profil hervorgeht. McDougall ist bereits seit November 2024 Vice President Finance bei DeepL. Zuvor war er VP Finance beim Londoner IT-Dienstleister für Identitätsüberprüfung Onfido und dem Commerce-Tech-Anbieter Spryker. Von 2015 bis 2022 hatte er dieselbe Position bei dem US-Softwareunternehmen Sprinklr inne, das 2021 in New York an die Börse ging.
McDougalls Erfahrungen mit IPOs heizt nun die Gerüchte an, dass der Kölner KI-Übersetzungsdienst einen Börsengang planen könnte. Ob seine Expertise aus den USA auch darauf hindeuten könnte, dass das Startup den Weg aufs Parkett nicht am deutschen Markt gehen könnte, ist offen.
DeepL wächst und fährt Verluste ein
2022 erreichte DeepL in einer Finanzierungsrunde den Einhorn-Status – die Marktbewertung überstieg die Grenze von 1 Milliarde US-Dollar. Die letzte veröffentlichte Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 zeigt: DeepL konnte seine Umsätze vor drei Jahren fast verdoppeln: von 29 auf 55,1 Millionen Euro. Haupttreiber des Wachstums seien Unternehmensangaben zufolge steigende Abo-Abschlüsse sowie Lizenzeinnahmen und neue Märkte wie Singapur und Mexiko. Neuere Zahlen liegen nicht vor.
Mit der Expansion gehen allerdings auch Wachstumsschmerzen einher. Am Ende blieb ein negatives Jahresergebnis von rund 290.000 Euro. Die Gründe seien die Verdopplung des Personals, Serverkapazitäten und neue Produkte wie das KI-Schreibassistenzprogramm DeepL Write. Für das Geschäftsjahr 2023 strebte DeepL ein Umsatzwachstum auf 85 bis 95 Millionen Euro an. Gleichzeitig hatten die Kölner aber auch „erhebliche Investitionen“ geplant und gingen daher auch für 2023 von einem negativen Ergebnis aus, heißt es im Geschäftsbericht.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
