Nachdem der letzte CFO Marcus Pechlaner Mitte des Monats nach kaum einem Monat im Amt und unter Hinweis auf „private Gründe“ das Handtuch geworfen hatte, holt das Unternehmen mit Michael Seidel nun einen bekannten Finanzexperten als neuen CFO an Bord. Der 55-jährige war unter anderem Leiter Konzernfinanzen der Otto-Gruppe, 2002 wurde er dann zum Finanzvorstand von Max Bahr bestellt. Anfang 2007 musste der gebürtige Hamburger dort im Zuge der Übernahme durch Praktiker seinen Posten räumen. In der Zwischenzeit arbeitete Seidel unter anderem als CFO bei Lloyds Fonds.
Bei Baumax soll Seidel dafür sorgen, dass der Konzern bei der Restrukturierung endlich voran kommt. Um die Bemühungen zu unterstreichen, hat Baumax gleichzeitig mit der Ernennung Seidels auch einen neuen Unternehmenschef präsentiert: Der Restrukturierer Michael Hürter, der bereits seit anderthalb Jahren Mitglied des Vorstands ist, übernimmt die Spitzenposition im April 2014 von CEO Martin Essl, der in den Aufsichtsrat wechselt.
Medien: Banken haben Wechsel forciert
Mit diesem Schritt steht die Baumarktkette erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1976 nicht mehr unter der Leitung eines Familienmitglieds. Gründer Karlheinz Essl senior hatte die Geschäfte bis 1999 geführt und dann an seinen Sohn Martin übergeben. Die Familie begründet Martin Essls Rückzug nun mit dem Bestreben, dass man künftig eine „klare Trennung zwischen den Agenden des Vorstands und der Eigentümer“ vornehmen wolle.
Österreichische Medien gehen allerdings davon aus, dass der Personalwechsel tatsächlich auf das Drängen der Gläubigerbanken zurückgeht. Nach Informationen von „Die Presse“ sollen die Banken den Abgang von Martin Essl zur Bedingung dafür gemacht haben, dass sie bei der Stange bleiben. Erst gestern hatte es ein Treffen zwischen Unternehmensführung und Bankenvertretern gegeben. Dort dürften die Gläubiger wohl den Druck auf das Management nochmals erhöht haben. Denn die Sanierungsbemühungen kommen noch nicht entscheidend weiter, nach einem vor einem Jahr vereinbarten und immer wieder angepassten Restrukturierungsplan sollte Baumax bis zum Jahr 2015 ein Umsatzwachstum von etwa 7 Prozent erreichen.
Nun haben die Gläubiger dem Unternehmen weiteren Aufschub eingeräumt: Es soll nach eigenen Angaben „mehr Zeit für die Restrukturierung“ erhalten. Wie viel Zeit genau dem neuen Führungsduo bleibt, um endlich das Ruder herumzureißen, ist nicht bekannt.