Seit mehr als einem Monat hat Heidelberger Druckmaschinen keinen Vorstandschef. Jetzt rückt CFO Dirk Kaliebe vorübergehend an die Unternehmensspitze. Denn Gerold Linzbach ist offenbar schwerer erkrankt, als bislang angenommen. Wie das Unternehmen mitteilt, verzögere sich der Genesungsprozess des CEO „voraussichtlich länger als erwartet“. Kaliebe übernimmt in seiner neuen Funktion als stellvertretender Vorstandsvorsitzender Linzbachs CEO-Posten und auch die Funktion des Arbeitsdirektors.
Vorstandschef Linzbach hatte sich Anfang Juni für die Präsentation der Geschäftszahlen 2014/15 krank gemeldet. Schon damals war Kaliebe für ihn eingesprungen. Seinerzeit hieß es noch, Linzbach sei kurzfristig erkrankt. Details zu der Erkrankung sind nicht bekannt. Das regionale Nachrichtenportal Morgenweb berichtet unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher, Heideldruck gehe weiter davon aus, dass Linzbach wieder in sein Amt zurückkehren werde. Sein Vertrag läuft demnach noch bis 2017.
Dirk Kaliebe ist seit fast 10 Jahren Finanzvorstand
Wie lange Dirk Kaliebe CEO Linzbach vertreten soll, ist derzeit noch nicht abzusehen. Kaliebe ist seit 2006 Finanzvorstand und seit fast 20 Jahren für das Unternehmen tätig, das durch eine tiefe Krise gegangen ist. Im April hatte der Finanzchef, der Laufen und Musicals zu seinen Hobbies zählt, noch erfolgreich die Finanzierung des Unternehmens umgebaut. Heideldruck hatte hierfür eine hochverzinsliche Anleihe mit einem Volumen von 205 Millionen Euro platziert.
Anfang des Jahres war CFO Kaliebe und Heideldruck ein doppelter Befreiungsschlag gelungen, als das Unternehmen die Übernahme der PSG-Gruppe ankündigte und gleichzeitig vermeldete, dass der Konzern seine betriebliche Altersversorge neu aufstellt. Wie viele andere Unternehmen auch leidet Heideldruck unter hohen Pensionsverpflichtungen.
Ohnehin hat Dirk Kaliebe mit der Restrukturierung des Traditionsunternehmens eine turbulente Zeit hinter sich. Ende 2013 gelang schon ein großer Schritt in Richtung vorzeitige Refinanzierung. Zudem setzten CEO Gerold Linzbach und Kaliebe ein Sparprogramm auf. Heideldruck baut sein Geschäft mit Dienstleistungen und Verbrauchsmaterialien aus, weil es profitabler und weniger schwankungsanfällig ist als die Herstellung von Bogendruckmaschinen, was bisher das Kerngeschäft des Konzerns war.
Heideldruck-Aktie fällt
Der Aktienkurs von Heideldruck reagierte am Morgen negativ auf die Nachricht der längeren Erkrankung von Linzbach. Der Kurs fiel in der ersten Stunde des Handels um etwas mehr 1 Prozent auf 2,12 Euro.
Heideldruck sieht seine Neuausrichtung größtenteils als abgeschlossen an. Im Geschäftsjahr 2014/15 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro. Hohe Sondereinflüsse in Höhe von fast 100 Millionen Euro belasteten das operative Ergebnis, wodurch das Vorsteuerergebnis bei minus 76 Millionen Euro lag. Die Verschuldung konnte jedoch gleichzeitig auf 1,4x Ebitda gesenkt werden. Ab dem laufenden Geschäftsjahr stellt Heideldruck schwarze Zahlen in Aussicht.
Info
Wie es CFO Dirk Kaliebe gelungen ist, die Finanzierung neu zu ordnen und ob es in Zukunft zu M&A-Deals kommen könnte, erfahren Sie im Interview in der am kommenden Freitag erscheinenden Ausgabe des FINANCE-Magazins.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.