Ottobock hat wieder einen Finanzchef: Wie der Prothesenhersteller mitteilte, wird ab dem 8. August Jörg Wahlers für die Finanzen der Duderstädter verantwortlich sein. Seit November vergangenen Jahres hatte Philipp Schulte-Noelle das Ressort übergangsweise in Personalunion mitgeführt, nachdem er in Folge des Ausscheidens von CEO Oliver Scheel vom Finanzressort an die Unternehmensspitze befördert wurde.
Scheel musste im vergangenen November seinen Hut nehmen, da es „kulturell im Unternehmen geknirscht“ habe, wie Verwaltungsratschef und Hauptgesellschafter Hans Georg Näder damals gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte.
Jörg Wahlers hat Private-Equity-Erfahrung
Wahlers bleibt nur eine kurze Sommerpause, um wieder aufzutanken, denn bis Mai war er noch Finanzchef bei dem Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin, wo er Anfang des Monats den Stab an Ante Franicevic übergeben hatte. Wahlers hatte dort den Verkauf an den US-Konzern Callaway und den damit verbundenen Ausstieg verschiedener Finanzinvestoren begleitet.
Davor arbeitete der 55-Jährige unter anderem als Finanzchef Deutschland bei dem SDax-Unternehmen Villeroy & Boch und als CFO und COO beim Luxusmodehersteller Escada sowie in der Finanzabteilung des britischen Konsumgüterkonzerns Reckitt Benckiser.
„Jörg Wahlers ist ein operativer und klar strukturiert denkender CFO, der seinen Blick über die Zahlenwelt hinaus richtet.“
Philipp Schulte-Noelle, der sich künftig komplett auf seine Rolle als CEO und Stratege konzentrieren wird, beschreibt Wahlers als „operativ und klar strukturiert denkenden CFO, der seinen Blick über die Zahlenwelt hinaus richtet“ und sowohl die Arbeit in Familienunternehmen als auch in Private-Equity-Unternehmen kenne.
CFO Wahlers hat bei Ottobock IPO auf der Agenda
Doch während Wahlers bei Escada und Jack Wolfskin eher mit Investoren aus dem Hedgefondslager zusammenarbeitete, trifft er bei Ottobock auf EQT, einen von Europas führenden „klassischen“ Private-Equity-Investoren. EQT ist seit Juni 2017 mit einem Anteil von 20 Prozent bei Ottobock investiert. Zum Ende der Haltedauer von üblicherweise drei bis fünf Jahren soll Ottobock börsenfähig sein. Dafür treiben Näder und Schulte-Noelle die Digitalisierung des Unternehmens voran und arbeiten auch an einem Umbau der langfristigen Finanzierungsbasis, vornehmlich über Schuldscheine und einen neuen Konsortialkredit.
Die Vorbereitungen eines Börsengangs dürften eine zentrale Aufgabe für Neu-CFO Wahlers werden. Nach früheren Aussage von CEO Schulte-Noelle könnte das Thema schon im kommenden Jahr akut werden. Kurzfristig dürfte hingegen eine andere, eher unangenehme Aufgabe Wahlers stark beschäftigen: Im Mai hatte ein US-Verwaltungsgericht veranlasst, dass die im Herbst 2017 erfolgte Übernahme des US-amerikanischen Ottobock-Wettbewerbers Freedom Innovations über 71,5 Millionen Euro rückabgewickelt werden muss.