Der Augsburger Roboterbauer Kuka und sein CEO Till Reuter gehen ab Dezember getrennte Wege. Bereits in der Nacht auf Samstag berichtete das zur chinesischen Midea-Gruppe gehörende Unternehmen, dass über eine vorzeitige Vertragsauflösung verhandelt werde. An Reuters Stelle rückt der langjährige Finanzchef Peter Mohnen. Er wird ab dem 6. Dezember vorübergehend den Vorstandsvorsitz übernehmen. Dessen CFO-Posten übernimmt übergangsweise Andreas Pabst, der bisher nach eigenen Angaben als Executive Vice President in der Kuka-Finanzabteilung tätig war.
Der neue Interimschef Mohnen ist bereits seit August 2012 für die Finanzen der Augsburger verantwortlich und hat seitdem unter anderem eine rund 60 Millionen Euro schwere Wandelanleihe begeben, die größte Übernahme der Firmengeschichte finanziert und einen Konsortialkredit über 160 Millionen Euro refinanziert.
Ende Oktober musste er seinen Investoren aber auch eine Gewinnwarnung präsentieren. Wegen der abkühlenden Konjunktur in der für Kuka wichtigen Automobilindustrie und den „Unwägbarkeiten des chinesischen Automatisierungsmarktes“ erwartet Kuka für das laufende Geschäftsjahr anstelle von über 3,5 Milliarden Euro nur noch rund 3,3 Milliarden Euro Umsatz. Die erwartete Rendite auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) senkten die Augsburger von 5,5 Prozent auf rund 4,5 Prozent.
FINANCE-Köpfe
Midea will Kuka angeblich stärker an sich binden
Reuters Weggang kommt überraschend. Im Frühjahr 2017 hatte er seinen Vertrag noch bis März 2022 verlängert. Über die Gründe für sein Ausscheiden ist offiziell nichts bekannt. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) soll die Personalie im Zusammenhang mit dem chinesischen Eigentümer Midea stehen, der Kuka vor zwei Jahren für 4,6 Milliarden Euro übernommen hatte. Reuter hatte den Deal damals unterstützt.
Die Chinesen sollen Kuka angeblich enger an sich binden und stärker kontrollieren wollen, berichtet die FAZ. Es gebe Hinweise darauf, dass das operative Geschäft von Kuka durch die Chinesen stärker beeinflusst werde und weitere Schritte zur Integration verfolgt werden sollen.
Investorenverträge von Kuka bleiben bestehen
Um den seinerzeit politisch hoch umstrittenen Deal abzuschließen hatte Midea bei der Übernahme ungewöhnlich umfassende Garantien abgegeben. So versprachen die Chinesen im Juni 2016, bis zum Jahr 2023 keine Standorte in Deutschland zu schließen. Auch Technologien und Patente sowie sensible Kundendaten würden im Unternehmen bleiben, so das Versprechen damals. Schleichend seien allerdings einige Ankündigungen, wie etwa das Versprechen von Reuter, den Streubesitz auszuweiten, zurückgenommen worden, so die FAZ.
„Alle bestehenden Investorenverträge bleiben unverändert bestehen.“
Das Unternehmen selbst versucht aufkommenden Spekulationen, dass sich im Verhältnis von Kuka und Midea etwas ändern könnte, bei der Mitteilung des Vorstandswechsels entgegenzutreten. In der Pressemitteilung zu Reuters Weggang heißt es konkret: „Alle bestehenden Investorenverträge, die Kuka mit Midea als Mehrheitsaktionär unterzeichnet hat, einschließlich der Abschirmvereinbarung zum Schutz des geistigen Eigentums von Kuka bleiben unverändert bestehen.“
Chinesischen Investoren stärker im Blick
Die Aktionäre reagierten auf Reuters Rückzug dennoch besorgt. Die Aktie gab im Laufe des heutigen Vormittags um rund 3 Prozent nach und steht bei rund 67 Euro.
Schon seit einiger Zeit werden Investitionen in deutsche Unternehmen aus China kritischer beäugt. Die Bundesregierung will solche Deals in Zukunft noch genauer prüfen und arbeitet daran, die eigenen Kompetenzen auszuweiten. Einige Deals mit chinesischer Beteiligung, wie etwa der geplante Einstieg des chinesischen Stromnetzbetreibers SGCC bei 50Hertz, waren zudem mit anderen Mitteln verhindert worden.