Der gebeutelte Energiekonzern RWE reagiert mit harten Personalentscheidungen auf die hausgemachten Probleme bei der britischen Tochter nPower. Wegen IT-Problemen im Abrechnungsbereich hat nPower zahlreiche Kunden verloren und einen Ergebniseinbruch erlitten, der die branchenimmanenten Probleme, unter denen auch RWE leidet, noch verschärft. Jetzt muss CFO Jens Madrian seinen Posten räumen. Sein Nachfolger wird Martin Miklas, der seit 2011 CFO bei RWE Polska ist. Auch der bisherige CEO von RWE nPower, Paul Massara, muss gehen. Er wird durch seinen Vorstandskollegen Paul Coffey abgelöst.
Jens Madrian war seit Januar 2013 CFO bei nPower. Er ist ein Eigengewächs des RWE-Konzerns: Zuvor war er Managing Director der Business Unit Commercial Optimisation bei nPower. Bis 2008 war Madrian Direktor des Bereichs Risk Controlling der RWE npower in Swindon und zuvor mehrere Jahre als Leiter Beteiligungscontrolling/M&A-Valuation im Group Controlling von RWE tätig. Jens Madrian war 1999 bei dem Dax-Konzern eingestiegen. Ob seine RWE-Karriere nun bei nPower endet oder ob es für ihn an anderer Stelle im Konzern weitergeht, ist nicht bekannt.
Ergebniseinbruch bei nPower belastet RWE
RWE ist wie viele andere deutsche Energieversorger derzeit von der Energiewende gebeutelt, der Konzern leidet unter den fallenden Großhandelspreisen für Strom, die den Ertrag so weit drücken, dass die milliardenschweren Atomrückstellungen den Konzern zu erdrosseln drohen.
Das betriebliche Ergebnis von nPower ist im ersten Halbjahr 2015 um 60 Prozent auf 53 Millionen Euro eingebrochen. Schlimmer noch: Die IT-Probleme, durch die es zu Doppelabbuchungen bei Kunden gekommen sein soll, können dem Vernehmen nach erst Ende des kommenden Jahres behoben werden. Da sich RWE in der aktuell angespannten Marktlage keine großen eigenen Schnitzer erlauben darf, ist auch der Handlungsdruck auf RWE-Chef Peter Terium zuletzt stark gestiegen.
Die RWE-Aktie ist seit Januar schon um fast 40 Prozent gefallen. Doch die Meldung über den Führungswechsel in Großbritannien scheint die Anleger positiver zu stimmen: Im Nachgang der Berichte hat die RWE-Aktie leicht ins Plus gedreht und notiert jetzt bei rund 15,50 Euro.