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Schaltbau holt Sanierer in den Vorstand

Restrukturierungsexperte Martin Kleinschmitt zieht in den Schaltbau-Vorstand ein
Noerr

Hohe Sonderlasten führen zu einem Vorstandsumbau bei Schaltbau: Mit Martin Kleinschmitt zieht ein erfahrener Sanierer als dritter Manager in das Führungsgremium ein. Der Restrukturierungsexperte, der Chief Restructing Officer wird, übernimmt schon heute seine neue Position, gab Schaltbau gestern Nachmittag bekannt. Zuletzt bestand der Schaltbau-Vorstand nur noch aus CEO Bertram Stausberg und CFO Thomas Dippold, nachdem sich im Juni Spartenvorstand Ralf Klädtke zurückgezogen hatte.

Kleinschmitt gehört seit 2001 der Wirtschaftskanzlei Noerr an und ist dort für die Bereiche Corporate Finance, Restrukturierung sowie Sanierungsberatung verantwortlich. Außerdem ist Kleinschmitt Vorstand des Consulting-Arms von Noerr. Zuvor war er unter anderem Finanzvorstand bei Herlitz in Berlin. In den vergangenen Jahren hat Kleinschmitt bei der Sanierung zahlreicher leckgeschlagener Konzerne geholfen, darunter der LKW-Zulieferer SAF-Holland, wo Kleinschmitt Interims-CFO war.

Gewinnwarnung verschärft Sorgen um Schaltbau

Bei Schaltbau trifft Kleinschmitt auf eine Lage, die man zwar nicht als Unternehmenskrise bezeichnen kann. Aber der Konzern kämpft schon seit langem mit immer wieder aufflammenden Krisenherden und hat im zurückliegenden Jahr gleich mehrere Rückschläge erlitten. Über den Sommer 2016 verunsicherte Schaltbau seine Investoren, indem das Management im Juli zunächst die Umsatzprognose senkte, an der Gewinnerwartung zunächst festhielt. Diese wurde dann im September aber doch kassiert, und zwar deutlich um nahezu 50 Prozent.

2017 sollte das Jahr des Turnarounds werden, doch auch daraus wird nichts. Neue Restrukturierungsaufwendungen und offenbar auch die bilanziellen Folgen von Qualitätsmängeln sorgen dafür, dass der operative Gewinn (Ebit) nur noch 2 bis 5 Millionen Euro erreichen wird – bei einem Umsatz von 520 Millionen. Bis dato hatte Schaltbau den Anlegern eine Ebit-Marge von 3 bis 4 Prozent versprochen, was 15 bis 20 Millionen Euro bedeutet hätte. 2016 stand am Ende beim Ebit ein Verlust von 14,5 Millionen Euro zu Buche, in den Jahren davor hatte Schaltbau dagegen stets um die 30 Millionen Euro verdient.

CRO Kleinschmitt muss womöglich Fabriken schließen

Kleinschmitt wird sich vor allem mit zwei Problemfeldern befassen müssen – dem Unternehmensbereich Stationäre Verkehrstechnik, der im Wesentlichen aus dem Tochterunternehmen Pintsch besteht, und den Auslandstöchtern im Segment Mobile Verkehrstechnik. Dort stehen nun weitere Kostenrunden und sogar Standortschließungen an, wie das Management am Rande der Gewinnwarnung andeutete.

Die Schaltbau-Aktie gab gestern mit etwas mehr als 3 Prozent in Anbetracht der Gewinnwarnung nur vergleichsweise wenig ab. Der Kurs liegt damit aber nun um mehr als 20 Prozent unter dem Niveau von vor drei Jahren, als der Wachstumstrend bei Schaltbau noch intakt war. Das Management war zuletzt auch unter Druck geraten, weil es Avancen des Finanzinvestors AOC brüsk abgewiesen hatte. Der ehemalige Stada-Großaktionär hatte angeboten, über eine Kapitalerhöhung mehr als 20 Millionen Euro frisches Kapital für den Turnaround zur Verfügung zu stellen, blitzte beim Management aber ab.    

michael.hedtstück[at]finance-magazin.de

Info

FINANCE-Kolumnist Matthias Meitner hält das Verhalten des Managements bei der Abwehr von AOC für hoch problematisch. Warum, lesen Sie hier.