Der Automobilzulieferer Webasto hat nach längerer Suche einen Käufer für seine Ladesparte gefunden: Die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft Transom Capital Group übernimmt die Mehrheit am Produktbereich Ladelösungen. Ein entsprechender Kaufvertrag sei Mitte vergangener Woche unterzeichnet worden, teilt das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Stockdorf mit.
Über die Höhe des Kaufpreises und die Höhe der eigenen Minderheitsbeteiligung machte Webasto, auch auf Nachfrage von FINANCE, keine Angaben.
Wallboxen und mobile Ladegeräte: Webasto mit Verlust im Ladegeschäft
Webasto ist ein Automobilzulieferer für Dach- und Thermosysteme und zunehmend auch im Bereich Elektromobilität aktiv mit Batteriesystemen und Ladelösungen. 2022 kam der Autozulieferer auf einen Gesamtumsatz von 4,4 Milliarden Euro, der weitaus größte Teil davon entfiel auf die Dachsysteme (82%). Die Elektromobilitäts-Sparte kam auf 7% Umsatzanteil.
Das Unternehmen war 2016 in das Geschäft mit Ladetechnik für E-Autos eingestiegen und hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren stark in die Elektromobilität insgesamt investiert. Doch eine sich abzeichnende Marktkonsolidierung sowie eine Vertriebsstrategie, die völlig anders als die der schon bestehenden Geschäftsfelder von Webasto sei, brachten das Unternehmen im Bereich des Ladegeschäfts zum Umdenken.
Ab Frühjahr 2022 wurde ein Investor für das Geschäft mit Wallboxen und mobilen Ladegeräten gesucht. Beraten wurde Webasto dabei von der Investmentbank Jefferies.
Die Ladesparte war zuletzt defizitär: 2022 lag der operative Verlust im Ladegeschäft bei 82,7 Millionen Euro, unter anderem auch wegen hoher Forschungs- und Entwicklungskosten.
Webasto will sich auf Kerngeschäftsfelder konzentrieren
Die von dem Deal betroffenen Beschäftigten in Deutschland sollen laut Webasto ein Übernahmeangebot von Transom Capital oder ein Weiterbeschäftigungsangebot von Webasto erhalten. Die Standorte Planegg (Deutschland), Monrovia (USA) und Guanajuato (Mexiko) blieben als Teil des Charging-Geschäfts erhalten.
Der Verkauf der Ladesparte ermögliche es Webasto, sich auf seine Kerngeschäftsfelder zu konzentrieren, sagt Technologievorstand Marcel Bartling. Dazu gehören Dach-, Heiz- und Kühlsysteme sowie das Batteriegeschäft. Letzteres habe sich, so heißt es im jüngsten vorliegenden Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 2022, „in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt“.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.
