Explosion im Private-Equity-Sektor: Der britische Finanzinvestor Charterhouse hat die Kontrolle über Bartec verloren. EQT Credit – der Debt-Fonds des schwedischen Finanzinvestors – ist nun der größte Gesellschafter von Bartec, wie die Schweden mitteilten. Bartec stellt Sicherheitssysteme für Explosionsschutz her. Charterhouse wollte den Fall Bartec auf Nachfrage hin nicht kommentieren.
EQT Credit und andere Gesellschafter schießen der Mitteilung zufolge 80 Millionen Euro frisches Eigenkapital in den Mittelständler. Gleichzeitig reduziere sich Bartecs Schuldenlast durch den Deal um rund 280 Millionen Euro. Dies ist eine Erleichterung für die Firma, aber dennoch wird die Schuldenlast auch künftig wohl noch ein Thema bleiben, schließlich lagen die Schulden laut einem im Sommer erschienenen Bericht von „Debtwire“ damals noch bei über 600 Millionen Euro.
Charterhouse hat Bartec mehrfach nachfinanziert
Wie genau die neue Gesellschafter- und Finanzierungsstruktur aussieht und ob Charterhouse nach der Transaktion noch einen Restanteil an Bartec behalten darf, ist offiziell nicht bekannt. Nach FINANCE-Informationen ist dies aber nicht der Fall. Neben dem neuen Mehrheitseigner EQT sollen noch weitere Debt-Fonds ihr bestehendes Fremd- in Eigenkapital getauscht haben. Zudem soll die Finanzierung komplett neu aufgesetzt worden sein, zu neuen Konditionen.
Für die Briten ist das ein finanzielles Desaster. Dem Datenanbieter „PitchBook“ zufolge hatte Charterhouse Bartec im Juli 2012 inklusive Schulden für 600 Millionen Euro übernommen und in der Folge mehrmals Geld nachgeschossen. Nachdem namentlich nicht genannte Investoren im Januar 2014 bereits 149 Millionen Euro bereitgestellt haben sollen, erhielt Bartec PitchBook zufolge im Dezember 2016 von Charterhouse und anderen Investoren weitere 190 Millionen Euro an „Development Capital“. Im Februar 2017 erhielt Bartec nochmal 70 Millionen, 50 Millionen davon kamen von Charterhouse. Von diesen Zahlen ausgehend, dürfte das Bartec-Investment Charterhouse zwischen einer viertel und einer halben Milliarde Euro gekostet haben.
Debt-to–Equity-Swap bei Bartec hat sich angedeutet
Während Charterhouse diese hohen Verluste verkraften muss, lässt der Debt-to-Equity-Swap den Mittelständler aus Bad Mergentheim – zwischen Würzburg und Heilbronn gelegen – erst einmal aufatmen, denn im Sommer muss Bartecs Lage äußerst angespannt gewesen sein. Aus einem im Juli erschienenen Bericht des zur Ratingagentur Fitch gehörenden Datenanbieters Capital Structure geht hervor, dass Bartec Ende Juli wohl eine fällige Zinszahlung über 10 Millionen Euro nicht aus eigener Kraft leisten konnte.
Den Bedarf an frischer Liquidität für das restliche Jahr bezifferte Capital Structure damals schon auf 60 bis 65 Millionen Euro – etwas weniger, als nun von den neuen Eigentümern tatsächlich zugeschossen wurde.
Als alternativen Rettungsplan hatte die Fitch-Tochter damals einen Verkauf von Bartec an Mirion ins Spiel gebracht, ein anderes Portfoliounternehmen von Charterhouse, das Geräte zur Messung radioaktiver Strahlung herstellt. Schon damals erschien es den Autoren aber unwahrscheinlich, dass ein Verkauf an Mirion genügend Mittel bringen würde, um Bartecs Schuldenlast erträglich zu machen und den künftigen Kapitalbedarf abzudecken.
Bartec hat lange Private-Equity-Geschichte
Bartec gehört nun zu jenen Fällen, die am Ende einer langen Private-Equity-Historie mit einem Schuldenberg da standen, der nicht mehr zu tragen war. Gegründet wurde Bartec 1975 als Anbieter eines Schalters, der Explosionen an Tankstellen verhindern sollte. „PitchBook“ zufolge wurde das Unternehmen 2002 über einen Management-Buy-out von Allianz Capital Partners übernommen. Im August 2008 reichte ACP Bartec laut PitchBook für 325 Millionen Euro an Capvis und die Partners Group weiter.
Im Juli 2012 verkauften die beiden Schweizer Beteiligungsgesellschaften das Unternehmen schließlich an Charterhouse. Unter der Führung der verschiedenen Finanzinvestoren wurden über die Jahre mehrere Unternehmen zugekauft. 2014 stemmte Bartec mit Hilfe von Charterhouse die größte Übernahme der Unternehmensgeschichte, als man den US-Prozessanalysetechniker ORB übernahm.
Doch kurz nach dem Rekord-Deal geriet Bartec in Schieflage. Weil das Unternehmen „Debtwire“ zufolge rund zwei Drittel seines Umsatzes mit dem Öl- und Gassektor macht, traf der Ölpreisverfall Bartec bereits in den Jahren 2015 und 2016 besonders hart – ein Einbruch, von dem sich die Firma bis heute nicht erholt hat.