Herr Zuschke, seit zwei Tagen sind Sie Rentner. Wie fühlt sich der Ausstieg aus der Private-Equity-Welt an?
Es ist ein unglaubliches Gefühl. Es war schon komisch, am Freitag nach 25 Jahren meinen Schreibtisch zu räumen. Die BC-Partners-Akte ist damit zwar offiziell geschlossen, aber emotional damit abzuschließen – das wird sicherlich noch etwas dauern. BC Partners war mehr als ein Job.
Stefan Zuschke auf der Zielgeraden seiner Karriere
Im Januar hat Zuschke als Co-Chairman von BC Parnters noch einen 7 Milliarden Euro schweren Fonds geschlossen
Stefan Zuschke hat zuletzt in einer spektakulären Auktion die Übernahme des Keramikspezialisten Ceramtec gesichert.
Bei der Übernahme von Plus Server setzte Zuschke überraschend eine Covenant-Lite-Finanzierung durch.
Sie sind erst 55 Jahre alt. Warum ziehen Sie sich schon zurück?
Die Entscheidung hatte nichts mit meinem Alter oder der Gesundheit zu tun. Ich hätte schon noch ein paar Jahre weitermachen können. Mein Vorbild für die Wahl des richtigen Zeitpunkts für das Karriereende ist Philipp Lahm, der am Tag nach der gewonnen Weltmeisterschaft am Höhepunkt seiner Karriere zurücktrat.
Nach den beiden tollen letzten Jahren mit dem 7 Milliarden Euro schweren Fundraising und den Übernahmen von Ceramtec und Plus Server habe ich das Gefühl, meinem persönlichen Karriere-Höhepunkt sehr nahe gekommen zu sein.
Die deutsche Nationalelf ging bei der ersten WM nach Lahm spektakulär unter. Passiert das jetzt auch mit BC Partners?
(lacht). Natürlich nicht. Im Gegenteil: Ich bin absolut sicher, dass BC Partners mit der Truppe um Ewald Walgenbach, Axel Meyersiek und Christian Mogge und der neuen Sektorenstruktur bestens für die Zukunft aufgestellt ist. Ich wäre nicht gegangen, hätte ich das Gefühl gehabt, dass ich noch gebraucht werde.
Stefan Zuschke: Der Ceramtec-Poker war sportlich
Was würden Sie rückblickend als Ihr absolutes Karriere-Highlight sehen?
(überlegt). Das ist schwer zu sagen. Zu den Top-5 gehört aber auf jeden Fall der Ceramtec-Deal. Das war schon sportlich. 2,6 Milliarden zu bieten und zu sagen: Dieses Angebot gilt exakt für 15 Minuten oder wir sind weg – da schwitzt man schon mehrere Hemden durch.
„Zu den Top-5 gehört auf jeden Fall der Ceramtec-Deal. Das war schon sportlich.“
Zu meinen Highlights würde ich aber auf jeden Fall auch die Übernahme von Ludwig Beck in den Neunzigerjahren nennen. Das waren zwar nur 17 oder 18 Millionen Euro Eigenkapital, aber es war mein erster Deal, und ich habe zum ersten Mal wirklich in den operativen Tiefen mitgewirkt. Das vergisst man nicht.
Was werden Sie an ihrem Job am meisten vermissen?
Die vielen unterschiedlichen Menschen, mit denen ich zu tun hatte. Das macht den Job aus. In einem Team Deals und Exits zu machen – das ist schon ein berauschendes Gefühl, wenn es am Ende klappt. Und es gibt keine Routine in diesem Job. Dass es nun vorbei ist, sehe ich deshalb schon auch mit einem weinenden Auge.
Gibt es auch ein Lachendes?
Klar. Der Job ist unfassbar zeitintensiv und nervenaufreibend. Dinge wie die 15 Minuten Warten auf die Ceramtec-Antwort werde ich sicherlich nicht vermissen.
So manches in der PE-Branche erinnert an Finanzkrise
Sie haben unmittelbar nach der Finanzkrise die Verantwortung für das Hamburger Büro von BC Partners übernommen und sind seit 1990 in der Private-Equity-Industrie. Wie haben sich das Geschäft und die Branche seitdem verändert?
In den zurückliegenden 20 Jahren wurde das Geschäft tendenziell schon schwerer. Was sich sehr stark verändert hat, ist die Tatsache, dass das Geschäft wahnsinnig kompetitiv geworden ist.
„Das Geschäft ist wahnsinnig kompetitiv geworden.“
Es ist heute deutlich schwerer, an schöne Transaktionen zu kommen. Der Investitionsdruck ist enorm. Die Branche wurde dadurch auch viel transparenter. Das ist schon eine andere Taktzahl als zu Beginn meiner Karriere. Aber das Handwerkszeug ist immer noch dasselbe.
Gibt es Entwicklungen in der Branche, die Ihnen Sorgen bereiten? Jetzt können Sie es ja sagen.
Die hohen Bewertungen können einem teilweise schon Sorgen bereiten. Schaut man sich dann noch die Finanzierungen mit ihren Volumina und Strukturen – Stichwort Cov Lites – an, erinnert manches an die Jahre 2006 und 2007.
Sie haben von den Covenants Lite aber auch schon Gebrauch gemacht …
Klar, der Wettbewerb unter den Finanzierern ist genauso groß wie bei den Private-Equity-Fonds untereinander. Ceramtec und Plus Server sind beide Cov Lite. Bei großen Deals wie Ceramtec, dessen Leverage inklusive endfälliger PIK-Note anfangs bei 8,5x Ebitda lag, ist das inzwischen fast schon normal. Aber bei Plus Server mit 200 Millionen Euro Fremdkapital hat es mich schon ein bisschen überrascht, dass bei dieser Finanzierung Cov Lites zum Einsatz gekommen sind.
Covenant Lite hat sich im Midcap-Markt auch wegen des Vormarschs der Debt-Fonds durchgesetzt. Was halten Sie von den Kreditfonds?
Grundsätzlich ist das ein Geschäftsmodell, das sehr zu Private Equity passt. Viele große Fonds haben inzwischen ja auch einen Debt-Fonds – auch BC Partners. Wir waren bei der Finanzierung unserer Deals immer opportunistisch.
Sollten diese Strukturen irgendwann kollabieren, sitzen Sie wahrscheinlich gerade irgendwo am Strand.
„Private Equity hat zwar wahnsinnig viel Spaß gemacht, und es war eine irre Zeit, aber ich bin auch froh, dass es jetzt vorbei ist."
Mit einem Kollaps rechne ich nicht. Ich habe keinen Plan und kann mir derzeit noch überhaupt nicht vorstellen, wie der Ruhestand wird. Ich freue mich jetzt erst einmal darauf, wieder Zeit zu haben: für Familie, für Freunde und für Hobbies. Private Equity hat zwar wahnsinnig viel Spaß gemacht, und es war eine irre Zeit, aber ich bin auch froh, dass es jetzt vorbei ist.
Sie haben vor Jahren in einem Interview einmal gesagt, dass Sie „im tiefsten inneren faul sind“. Sehen Sie das heute immer noch so?
(lacht). Ich bin von Natur aus kein Workaholic und habe immer gerne ein Team um mich herum gehabt, das mich antreibt. Ich kann sehr gut faul sein, aber ich kann auch hart arbeiten, wenn ich will. Dieses Jahr mache ich aber erstmal nichts und will die gewonnene Zeit einfach nur genießen.
Info
Wie sich BC Partners nach dem Ausscheiden von Stefan Zuschke aufstellen wird und wie genau der neue Sektorenansatz aussieht, erfahren Sie hier.