Der Mittelstandsinvestor Hannover Finanz generiert nach wie vor hohe Rückflüsse aus seinem 41 Unternehmen umfassenden Beteiligungsportfolio, kämpft aber – wie die gesamte deutsche Private-Equity-Branche – mit großen Schwierigkeiten beim Abschluss neuer Investments. So berichtete Hannover Finanz-Vorstand Götz Hertz-Eichenrode auf der heutigen Bilanzpressekonferenz von sieben erfolgreichen Exits im Jahr 2013, darunter der Verkauf des Sportschuhhändlers Runner‘s Point an den US-Händler Foot Locker.
Die Verkäufe brachten der Hannover Finanz Veräußerungserlöse von 61,7 Millionen Euro ein, von denen rund 25 Millionen Euro als Gewinn hängenblieben. Wie in den Vorjahren flossen darüber hinaus auch 2013 wieder rund 30 Millionen Euro Zinsen und Dividenden von den Portfoliounternehmen an die Hannover Finanz. Damit lag der Jahresüberschuss mit 42 Millionen Euro nur minimal unter dem hohen Vergleichswert des Vorjahres (46 Millionen Euro). Die Folge: „Für Neuinvestitionen stehen jetzt schon über 200 Millionen Euro bereit“, erklärte Götz Hertz-Eichenrode, der Sohn des langjährigen Hannover Finanz-Chefs und –Gründers Albrecht Hertz-Eichenrode.
Hannover Finanz-Vorstand: „Viele Anfragen von Familienunternehmen“
Hannover Finanz hatte vor einem Jahr angekündigt, künftig auch in Unternehmen „in Sondersituationen“ investieren zu wollen. Dazu gehören auch Deals, bei denen der Traditionsinvestor den Einstieg über die Debt-Seite sucht. An dem schwachen Dealflow scheint die Ausweitung der Investitionskriterien bislang aber noch nichts geändert zu haben. Ähnlich wie andere Häuser tut sich auch die Hannover Finanz derzeit schwer, die Mittel zum Arbeiten zu bringen. In den Jahren 2010 bis 2012 hatten die Hannoveraner jeweils rund 50 Millionen Euro in Neu-Investments gesteckt. 2013 hingegen konnte kein einziger Deal abgeschlossen werden. Auch die Ausgaben für Add-on-Akquisitionen im Portfolio gingen von 6,6 auf 5,9 Millionen Euro zurück.
Hertz-Eichenrode zeigte sich aber optimistisch, dass die Durststrecke bald zu Ende gehen wird: „Wir sehen im Moment eine starke Nachfrage und viele Anfragen.“ Sein Vorstandskollege Jürgen von Wendorff ergänzte, dass sich das Private Equity-Haus in zahlreichen Gesprächen insbesondere mit Familienunternehmen befinde. „Bei den Anfragen an uns bilden Familienunternehmen aktuell sogar einen deutlichen Schwerpunkt.“
Eine Transaktion konnte die Hannover Finanz vor einigen Tagen schon abschließen. Im Zuge eines Owners‘ Buy-outs beteiligt sich der PE-Investor mit 55 Prozent an dem österreichischen Edelfahrradhersteller Simplon. Der Rest der Anteile bleibe bei der Unternehmerfamilie.
Für von Wendorff hat dieses Neu-Investment exemplarischen Charakter. Er berichtet von einem großen Interesse seitens Familienunternehmen, für eine Übergangszeit einen PE-Investor mit an Bord zu holen und sich gleichzeitig die Option zu sichern, die Anteile später zurückzukaufen. Dabei stützt sich von Wendorff auf eine Studie, die das Unternehmermagazin „wir“ im März durchgeführt hatte. Diese zeigt, dass die Rückkaufoption für Familienunternehmer derzeit das wichtigste Kriterium bei der Prüfung eines Teilverkaufs an einen PE-Investor ist.