Die Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Derzeit hat der Finanzinvestor 43 Unternehmen im Portfolio, deren Beteiligungsvolumen bei 380 Millionen Euro liegt. Diese Zahlen präsentierte Hannover Finanz am heutigen Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt.
Die Portfolioerträge seien 2018 nach eigener Aussage das dritte Jahr in Folge angestiegen und leicht von 21 auf 23 Millionen Euro geklettert. Hannover-Finanz-Vorstandssprecher Goetz Hertz-Eichenrode bezeichnete dies als solide Rendite, die ohne Verkaufserlöse aus den operativen Erträgen der Unternehmen erwirtschaftet worden sei und an die Investoren ausgeschüttet werden könne. Hannover Finanz ist als Evergreen-Fonds strukturiert, wodurch der Finanzinvestor Portfoliounternehmen deutlich länger im Portfolio halten kann als für Private Equity üblich.
Hannover Finanz wagt Bäckerei-Investment
Nachdem sich Hannover Finanz in den Jahren zuvor bei Zukäufen eher zurückgehalten hatte, standen 2018 wieder vier Neuinvestments zu Buche. Insgesamt hat das Haus dafür 54 Millionen Euro investiert. Hannover Finanz stieg beispielsweise bei dem in der Pharmaindustrie aktiven Anlagenbauer Atec Pharmatechnik ein, für den der Finanzinvestor aktuell noch einen geeigneten CFO sucht. Außerdem übernahm Hannover Finanz den Messe- und Veranstaltungsbauer Zeeh Design und tätigte nach eigener Aussage für bestehende Portfoliounternehmen mehrere Add-ons.
Zudem beteiligte sich der PE-Investor an der regionalen hessischen Bäckerei Moos. Diese Transaktion führte Vorstandssprecher Hertz-Eichenrode als Beispiel dafür an, dass sich Hannover Finanz auch „verbrannte Erde“ anschaue, sofern man sich in der Branche gut auskenne. Andere Private-Equity-Investoren hatten zuletzt wenig Glück mit Bäckerketten: Erst Anfang des Jahres verlor etwa die Deutsche Beteiligungs AG ihre Kette „Unser Heimatbäcker“, die Insolvenz anmelden musste.
Hannover Finanz will 3 bis 4 Unternehmen kaufen
Auch in diesem Jahr will Hannover Finanz wieder zukaufen: „Wir wollen drei bis vier Beteiligungen erwerben“, kündigte Vorstandsmitglied Jürgen von Wendorff an. Mit 200 Millionen Euro an Investitionsmitteln sieht sich Hannover Finanz finanziell gut gerüstet. „Unsere Investoren haben uns zudem weitere Mittel in Aussicht gestellt, ohne dass wir dafür in ein neues Fundraising gehen müssen“, berichtete von Wendorff.
„Wir wollen drei bis vier Beteiligungen erwerben.“
Hannover Finanz hofft bei Neu-Investments vor allem wieder auf Nachfolgelösungen und lockt Mittelständler mit sogenannten „Owner-Buy-outs“. Im Kern handelt es sich dabei um einen klassischen Buy-out, bei dem die Eigentümer einen Teil ihres im Betrieb steckenden Vermögens hinter die Brandschutzmauer bringen können, aber weiter beteiligt bleiben. Die Rückbeteiligung kann Hannover Finanz zufolge allerdings auch bei über 50 Prozent liegen – bei klassischen Buy-outs sind es eher 10 bis 20 Prozent. Von Wendorff bezeichnete die „Owner-Buy-outs" daher als „Nachfolgeregelung in Stufen“.
Debt-Fonds bereits über die Hälfte ausinvestiert
Hannover Finanz ist seit vergangenem Jahr aber nicht mehr nur im Bereich Private Equity tätig. Vor auf den Tag genau einem Jahr fand das First Closing des ersten Debt-Fonds „HF Debt“ bei einem Volumen von 109,3 Millionen Euro statt. HF Debt finanziert Unternehmen, die jährlich vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mindestens 2 Millionen Euro verdienen und kann pro Transaktion 4 bis 20 Millionen Euro an Fremdkapital bereitstellen. Jürgen von Wendorff meint, in diesem Marktsegment einen Finanzierungsbedarf ausgemacht zu haben, da die großen angelsächsischen Debt-Fonds Transaktionen dieser Größenordnung selten bedienen würden.
Bei der Jahrespressekonferenz zog Hannover Finanz eine erste Zwischenbilanz des Debt-Fonds-Projekts: Im ersten Jahr hat HF Debt nach eigener Aussage bereits neun Transaktionen finanziert, davon sechs alleine und drei zusammen mit einer Bank oder einem anderen Debt-Fonds. Von den rund 109 Millionen Euro seien so bereits 66,4 Millionen Euro investiert, bei einer momentan erwarteten Bruttorrendite von 8,6 Prozent und einem durchschnittlichen Start-Leverage von rund 3,5x. Rund dreiviertel der Transaktionen hätten einen Finanzinvestor als Sponsor gehabt. Der Debt-Fonds kann aber auch Mezzanine- und 2nd-Lien-Finanzierungen bereitstellen – ohne Private-Equity-Kontext.