KKR will Hensoldt an die Börse bringen

Neues Kapitel für den Rüstungselektronikhersteller Hensoldt: Der Finanzinvestor KKR will sein Portfoliounternehmen Hensoldt noch in diesem Jahr an die Börse bringen. Gelistet werden sollen die Aktien im Prime Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse. Gerüchte über einen baldigen IPO der Taufkirchener kochten bereits im Juli dieses Jahres hoch. Ursprünglich sollte ein Börsengang sogar schon für den April geplant worden sein, doch offenbar vereitelten die Corona-Turbulenzen an den Märkten zunächst die Pläne. KKR will nun nicht nur Aktien aus dem eigenen Bestand an die Börse bringen, zusätzlich sollen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung gelistet werden. Wie viele Aktien aus dem eigenen Bestand KKR zunächst abgeben möchte, ist nicht bekannt, auch zur angepeilten Preisspanne gab es noch keine Angaben. Der IPO soll bis Ende 2020 abgeschlossen werden. Da zwischen Ankündigung und Erstnotiz rund vier Wochen vergehen, könnte Hensoldt schon Anfang Oktober an der Börse sein. KKR bleibt an Hensoldt beteiligt FINANCE-Informationen zufolge wird KKR aber nicht sofort alle Anteile versilbern: Der Finanzinvestor möchte zunächst so viele Anteile an die Börse bringen, dass ein hinreichendes Free-Float-Level gegeben ist, heißt es in Finanzkreisen. Das dürfte 20 bis 30 Prozent der Anteile entsprechen. Anbieten will KKR die Papiere privaten und institutionellen Investoren in Deutschland sowie privaten Anlegern in anderen Ländern. Für den geplanten Börsengang haben KKR und Hensoldt bereits eine Reihe an renommierten Investmentbanken mandatiert: BofA Securities, JP Morgan, Deutsche Bank und die hauseigene Gesellschaft KKR Capital Markets fungieren als Joint Global Coordinators. Citigroup, Commerzbank, Unicredit und Crédit Agricole begleiten die Transaktion als Joint Bookrunners. Mizuho International ist Co-Manager. KKR kaufte sechs Add-ons für Hensoldt Mit dem Börsengang bereitet KKR den Abschied von einem bislang erfolgreichen Investment vor. Die gemeinsame Geschichte von KKR und Hensoldt begann im März 2017, als der Finanzinvestor die Mehrheit der damaligen Militärtechniksparte von Airbus übernahm. Im Rahmen des Deals sicherte sich KKR rund 75 Prozent der Anteile, bewertet wurde Hensoldt damals inklusive Schulden mit 1,1 Milliarden Euro. Etwas mehr als zwei Jahre später schlug KKR erneut zu und sicherte sich die ausstehenden rund 25 Prozent der Anteile. Seitdem gehört Hensoldt dem Finanzinvestor komplett – einzig der Bund hält eine Goldene Aktie, um sicherzustellen, dass deutsche Sicherheitsinteressen gewahrt werden. Der Finanzinvestor hatte mit Hensoldt von Anbeginn des Investments viel vor. Bereits zwei Jahre nach dem Einstieg hatte KKR schon zwei Add-on-Akquisitionen getätigt. Von dem Wettbewerber Equistone kaufte KKR den Luftfahrtelektroniker Euroavionics, zudem übernahm der Finanzinvestor den britischen Radarsystemehersteller Kelvin Hughes. Insgesamt hat KKR für Hensoldt in den vergangenen drei Jahren sechs Unternehmen übernommen. Hensoldt wird mit bis zu 3 Milliarden Euro bewertet Das spiegelt sich auch im Umsatz wider: Dieser legte laut Unternehmensangaben von 2017 bis 2019 jährlich um durchschnittlich 4,6 Prozent auf nun 1,11 Milliarden Euro zu. Die bereinigte Ebitda-Marge stieg in diesem Zeitraum von 15,2 Prozent auf 19,3 Prozent. 2019 lag das Ebitda bei 216 Millionen Euro. Mittlerweile wird Hensoldt inklusive Schulden mit 2,5 bis 3 Milliarden Euro bewertet, zitiert das „Handelsblatt“ Finanzkreise. Diese Bewertung basierte auf der Nettofinanzverschuldung Ende 2019, die bei 762 Millionen Euro lag. Zum 1. Halbjahr 2020 belief sie sich mit knapp 787 Millionen Euro auf etwas mehr. Das Investment von KKR dürfte sich gelohnt haben: Seit dem Einstieg des Finanzinvestors hat sich der Unternehmenswert von Hensoldt nahezu verdreifacht. Geht man davon aus, dass KKR bei seinem ersten Investment 50 Prozent an Eigenkapital investiert hat (rund 500 Millionen Euro), hätte der Finanzinvestor sein Equity in einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren mehr als vervierfacht. Die jährliche Rendite (IRR) läge dann bei rund 60 Prozent. Vielleicht gerade der rechte Zeitpunkt zum Teil-Exit, denn die Coronavirus-Krise versetzte dem Geschäft des Rüstungselektronikherstellers zuletzt einen Dämpfer. Im ersten Halbjahr 2020 stieg der Umsatz zwar noch um 6 Prozent auf 440 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Die Ebitda-Marge blieb mit 9,4 Prozent aber nahezu auf Vorjahresniveau. Unter dem Strich stand zudem ein Konzernverlust von knapp 89 Millionen Euro, was fast einer Verdreifachung zum Vorjahreszeitraum entspricht. Hensoldt-CFO Salzmann will Bilanz stärken An den positiven Aussichten für die folgenden Jahre hält Hensoldt dennoch fest: Für das Gesamtjahr rechnet der Rüstungselektroniker mit einem Umsatzwachstum auf über 1,15 Milliarden Euro, bis 2022 soll die Wachstumsrate im mittleren Zehnerprozentbereich liegen. Dabei wirbt der Konzern vor allem mit neuen Aufträgen in der ersten Jahreshälfte. „Die geopolitische Lage, notwendige Modernisierungen von Streitkräften und alternden Plattformen sowie der wachsende Anteil elektronischer Systeme in Verteidigungsplattformen führen voraussichtlich weltweit zu einem Anstieg der Verteidigungsausgaben“, heißt es weiter. Mittelfristig strebt der Konzern eine jährliche Wachstumsrate im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich an und hofft, dass sich die bereinigte Ebitda-Marge nach negativen Auswirkungen von angelaufenen Großprojektfinanzierungen auf das Niveau von 2019 erholen wird. Dementsprechend will der Konzern die Erlöse aus dem Börsengang nicht nur für anstehende Investitionen in Forschung und Entwicklung einsetzen, sondern auch um die Bilanz zu stärken, so Hensoldt-CFO Axel Salzmann. Zudem wollen die Taufkirchener ihr Produktportfolio erweitern und das Vertriebsnetzwerk ausbauen. olivia.harder[at]finance-magazin.de FINANCE-Köpfe Axel Salzmann, Hensoldt GmbH Von 1987 bis 2001 ist Salzmann in verschiedenen Positionen bei Philips tätig. 1994 wird er Finanzchef und Personalleiter der Philips Elektro Hausgeräte. 1996 wird er zum Vizepräsident, CFO und Head of IT von Philips Medical Systems Deutschland und Osteuropa ernannt. 2002 wechselt Salzmann zu O2 Deutschland. Bis 2007 ist er dort als Finanzchef und stellvertretender CEO tätig. Zum Juni 2008 wird er schließlich zum Finanzvorstand von ProSiebenSat.1 Media bestellt. Im Frühjahr 2015 wechselt als Finanzchef zu dem Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger. Ende September 2016 verlässt Salzmann Bilfinger wieder und steigt ein halbes Jahr später als CFO in der Holdinggesellschaft von Hensoldt ein, der früheren Verteidigungselektroniksparte von Airbus, die kurz zuvor der Finanzinvestor KKR erworben hatte. zum Profil Info Mehr über den Hensoldt-CFO lesen Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Axel Salzmann. Alle News in der PE-Welt erfahren Sie auf unserer Themenseite Private Equity.

Wirecard-Ticker: Verhandlung über Musterfeststellungsklage beginnt

Warum Kanzleien auf Private Equity angewiesen sind

Private-Equity-News: Waterland, Halder, Hg

Das KapMuG im Fall Wirecard entwickelt sich zur Farce

KKR will Hensoldt an die Börse bringen

Aktuelle Artikel

Warum Kanzleien auf Private Equity angewiesen sind

Private-Equity-News: Waterland, Halder, Hg

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

Neuer CFO für die Lifefit Group

Wirecard-Ticker: Verhandlung über Musterfeststellungsklage beginnt

Warum Kanzleien auf Private Equity angewiesen sind

FINANCE Multiples-Blog

Multiples im E-Commerce: KI und faire Preise locken Investoren

Die neuen Multiples für November 2025 sind da!

Zu Hohenlohe will mit PE-Geld den Beratungsmarkt aufmischen

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

FINANCE Multiples

Research

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt