Das Bieterrennen um den Heizkostenableser Techem ist beendet: Der Private-Equity-Investor Macquarie hat die 100-prozentige Beteiligung an ein Investorenkonsortium unter Führung der Partners Group verkauft. Weitere Konsortiumsmitglieder sind der Pensionsfonds der kanadischen Provinz Québec sowie die Versorgungskasse der Lehrer in Ontario (Ontario Teachers‘ Pension Plan). Im Rahmen des M&A-Deals wird Techem ein Unternehmenswert von 4,6 Milliarden Euro zugeschrieben. Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte Techem Umsätze von 782,7 Millionen Euro, ein Plus von gut 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Reuters hatte zuletzt Mitte April unter Berufung auf Insider berichtet, es seien noch drei Bieter im Rennen – allesamt aus der Private-Equity- und Staatsfondsszene. Neben dem nun erfolgreichen Konsortium galten eine Gruppe um den Finanzinvestor Silver Lake sowie ein Konsortium aus CVC, dem „Canada Pension Plan Investment Board“ und der Singapurer GIC als Interessenten.
Macquarie profitiert von steigenden Bewertungen
Macquarie war im Rahmen einer öffentlichen Übernahme und eines anschließenden Delistings zwischen 2006 und 2009 in mehreren Schritten bei Techem eingestiegen. Reuters zufolge lag der Preis für die Übernahme damals bei 1,5 Milliarden Euro. Techem lag im Portfolio der Macquarie Infrastructure and Real Assets (MIRA), die bei dem PE-Investor für die Erschließung des Infrastruktursektors als Anlageklasse zuständig ist.
Macquarie dürfte mit seinem Investment in Techem ordentlich verdient haben. Die Bewertungen der Ablesedienstleister sind seit dem Einstieg der Australier 2006 deutlich gestiegen, was auch die Eigentümerwechsel beim Techem-Rivalen Ista in diesem Zeitraum belegen. Diese wurden zu immer höheren Preisen abgewickelt. Im Juli 2017 wurde Ista schließlich von dem Private-Equity-Haus CVC an den Hongkonger Investor Li Ka-shing verkauft.
Das Volumen des Deals erreichte inklusive Nettoschulden fast 5,8 Milliarden Euro, was Recherchen der „F.A.Z.“ zufolge dem 14,6-fachen des damaligen operativen Ergebnisses (Ebitda) entsprochen hat. Die Erlöse von Ista lagen zu diesem Zeitpunkt bei 850 Millionen Euro, etwas höher als jetzt bei Techem.
Techem-Finanzierung könnte übertragbar sein
Techem hat während der Zugehörigkeit zu Macquarie außerdem mehrere Refinanzierungen vorgenommen, etwa in den Jahren 2012 und 2015. In deren Rahmen dürften bereits lange vor dem jetzt vereinbarten Ausstieg hohe Mittel an Macquarie zurück geflossen sein. Zuletzt nahm Techem im Sommer vergangenen Jahres 1,75 Milliarden Euro neue Schulden auf, die in erheblichem Maße für Ausschüttungen an Macquarie gedient haben dürften.
Einem Reuters-Bericht vom März dieses Jahres zufolge soll Techems Finanzierungsstruktur damals schon auf einen möglichen Verkauf vorbereitet worden sein. Der im Juli 2017 abgeschlossene Leveraged Loan über rund 1,75 Milliarden Dollar, verteilt auf einen Term Loan von 1,6 Milliarden Dollar und einen revolvierenden Kredit über 150 Millionen Euro, sei mit Portabilität ausgestattet worden. Dadurch könne der Kredit ohne Change-of-Control-Klausel auch im Falle eines Verkaufs bestehen bleiben, sofern der Käufer dies will.
Zudem sei es möglich, im Zuge eines Eigentümerwechsels bis zu 1 Milliarde Euro zusätzliches Fremdkapital aufzunehmen. Nehmen die neuen Techem-Eigner diese Option wahr, könnte der Leverage von Techem insgesamt auf mindestens 7,5x Ebitda steigen, zitierte Reuters Insider der Transaktion.
Techem hat unter Macquarie stark investiert
Während der mehr als zehnjährigen Eigentümerschaft von Macquarie investierte Techem mehr als 1 Milliarde Euro, insbesondere in die Entwicklung energiesparender Anwendungen für Wohngebäude und Gewerbeimmobilien. CEO Frank Hyldmar lobt den langjährigen Eigentümer: „Macquaries internationales Netzwerk und seine operative Kompetenz haben uns geholfen, das Unternehmen zu dem zu machen, was es heute ist“, sagte er.
Das Konsortium um die Partners Group tritt nun an, um die internationale Präsenz des Eschborner Konzerns weiter auszubauen und neue Technologien zu entwickeln. Techem beschäftigt heute 3.600 Mitarbeiter und bietet Dienstleistungen für weltweit 11 Millionen Wohnungen an, davon 5,6 Millionen in Deutschland.
Mehrere Aufsichts- und Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen, der Abschluss wird für das dritte Quartal 2018 erwartet.