Die Verkaufsverhandlungen um den Wurstpellenhersteller Kalle werden konkreter. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung verhandelt der PE-Investor Silverfleet aktuell in fortgeschrittener Phase über den Verkauf des Wiesbadener Unternehmens.
Interesse an dem Unternehmen hat demnach zum einen der US-Konkurrent Viskase gezeigt, er soll bereits die M&A-Beratung N+1 mandatiert haben. Es sollen aber auch mehrere Private-Equity-Investoren auf das Asset schauen, darunter der US-Investor Clayton Dublier & Rice (CD&R), der in Deutschland vor zwei Jahren den Industriefasshersteller Mauser erworben hat.
Schon länger ist im Umlauf, dass die Investmentbank Rothschild den Deal auf Verkäuferseite begleitet. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Silverfleet noch von einem Börsengang gesprochen – dieser ist wegen der schwierigen Marktlage aber offenbar keine Option mehr.
Silverfleet verlangt für Kalle offenbar das 10-fache Ebitda
Silverfleet hatte Kalle 2009 für 213 Millionen Euro gekauft, inmitten der großen M&A-Schwäche infolge der Finanzkrise. Es war einer der wenigen Private-Equity-Deals, die 2009 im deutschen Mid-Market abgeschlossen werden konnten.
Wenn jetzt wieder ein Investor zugreift, wäre er schon der Vierte: Die ehemalige Hoechst-Tochter wurde 1997 an CVC Capital verkauft und 2004 an Montagu weitergereicht. Silverfleet hatte sein Augenmerk auf die operative Verbesserung von Kalle gelegt und vor allem in die technische Entwicklung investiert.
2014 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 263 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll dem Vernehmen nach bei 50 Millionen Euro liegen. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Obwohl Kalle in keinem strukturellen Wachstumsmarkt agiert, fordert Silverfleet dem FAZ-Bericht zufolge das Neun- bis Zehnfach des Ebitda, also rund eine halbe Milliarde Euro.
Dass jetzt Private-Equity-Investoren Interesse an Kalle anmelden, zeigt, wie hoch der Anlagedruck in der Branche ist: Ein Rekordvolumen an Investorengeld trifft auf eine gleichbleibend geringe Anzahl verkaufswilliger Mittelständler Diese Gemengelage erklärt auch, dass die Investoren offenbar bereit sind, viel Geld für Kalle in die Hand zu nehmen. Aber auch die Geschäftsausrichtung macht Kalle für Finanzinvestoren interessant: Das Geschäft ist zwar wenig wachstumsträchtig und der Markt weitgehend verteilt, aber die Erträge sind stabil, und die Cash-Conversion ist gut.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.