Früher als von der Leitung des PE-Hauses lange angekündigt trennt sich der PE-Investor BC Partners von der deutschen Laborkette Synlab. Neuer Eigentümer wird der PE-Investor Cinven, der Sylab bei der der Transaktion mit 1,85 Milliarden Euro bewertet hat, wie FINANCE aus Marktkreisen erfahren hat.
Damit liegt der Kaufpreis noch höher als von verschiedenen anderen Medien berichtet und zudem fast so hoch wie das Gebot, das Presseberichten zufolge der Dax-Konzern Fresenius im vergangenen Jahr abgegeben, dann aber wieder zurückgezogen haben soll. BC Partners hatte im Jahr 2010 rund 70 Prozent der Laborkette gekauft. Gleichzeitig mit dem Einstieg verleibte Synlab sich zwei vergleichbar große Konkurrenten aus Italien und Österreich ein.
PE-Investor BC Partners fädelte 63 M&A-Deals für Synlab ein
Doch dies war erst der Startschuss für eine extrem ehrgeizige Buy-and-Build-Strategie: BC Partners fädelte seitdem 63 Übernahmen ein und führte die Laborkette zu rasantem Wachstum. Lag der Umsatz im Jahr 2004 noch bei 30 Millionen Euro, waren es im letzten Jahr schon 756 Millionen Euro. Synlab erwirtschaftete im vergangenen Jahr ein Ebitda von 134 Millionen Euro, in diesem Jahr gelten 145 Millionen Euro als Ziel.
Damit bewertet Cinven Synlab mit mehr als dem zwölffachen Ebitda, ein enorm hoher Wert. Offenbar musste das PE-Haus so viel bieten, denn mit der schwedischen EQT war wohl auch ein anderer PE-Investor stark interessiert an Synlab. Auch die Schweizer Laborgruppe Unilabs soll mitgeboten haben – sie gehört den PE-Investoren Apax und Nordic Capital.
Der Plan von BC Partners, die Marktstellung von Synlab durch Zukäufe zu treiben und das Asset damit strategisch interessant zu machen, ist damit aufgegangen: Laut einer informierten Person hat BC Partners beim Verkauf das 2,7-Fache des eingesetzten Kapitals verdient. BC Partners wurde von der Kanzlei CMS Hasche Sigle beraten, von einem Team um die Partner Udo Simmat und Tobias Schneider.
Private-Equity-Häuser profitieren von Konsolidierung im Markt
BC Partners hat dabei von der Konzentration im europäischen Markt für Labordienstleistungen profitiert. Die Branche ist auf diesem Kontinent mit rund 25.000 Laboren immer noch stark fragmentiert, in den USA gibt es nur einige Hundert. Weil große Laborkonzerne effizienter und billiger operieren können, ist der Konsolidierungsdruck hoch.
Cinven hat nach eigenen Angaben vor, die Konsolidierung der Branche durch den Zukauf noch weiter voranzutreiben. Ende Mai erst hatte der Investor die französische Labco für 1,2 Milliarden Euro gekauft. Jetzt will Cinven die beiden Anbieter zusammenschließen, um einen Europa-Marktführer zu schaffen. Zusammen kommen Synlab und Labco aber trotzdem erst auf einen Marktanteil von 5 Prozent. Es gibt also auch für Cinven noch viel Raum für weitere Zukäufe.
Die Finanzierungsstruktur lässt große Wachstumssprünge ohne weitere Eigenkapitalspritzen aber voraussichtlich nicht zu. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, will Cinven etwas mehr als die Hälfte des Kaufpreises mit Schulden finanzieren. Es sei die Begebung einer Highyield-Anleihe im Volumen von 1 Milliarde Euro geplant. Mandatiert dafür seien schon die Banken Barclays, Deutsche Bank, Goldman Sachs und JP Morgan.
PE-Investoren im Healthcare-Markt so aktiv wie nie
Die Bieterschlacht um Synlab dürfte noch nicht den Höhepunkt der von Finanzinvestoren ausgelösten Dealwelle am europäischen Healthcare-Markt markieren. Mit Amedes steht eine weitere Laborkette kurz vor dem Exit, auch hier ist mit General Atlantic der Eigentümer ein PE-Investor.
BC Partners hat zudem erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben, den Medikamenten-Zulieferer Aenova mittelfristig an die Börse bringen zu wollen. Ein deutlich früherer Exit erscheint im Lichte der heute verkündeten Transaktion nicht unwahrscheinlich.
Mit diesen Deals steht BC Partners für einen Branchentrend: Im vergangenen Jahr waren PE-Investoren auf dem deutschen Gesundheitsmarkt so aktiv wie nie, ergab eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company.
Weil viele Ziele schon in der Hand von Private-Equity-Häusern sind und auf Käuferseite die Konkurrenz durch Konzerne groß ist, müssen die PE-Investoren immer kreativer werden, um mit den jetzt getätigten Investments im Healthcare-Markt noch Geld zu verdienen. Dies gilt auch für Cinven im Fall Synlab. Ein Weg, das zu schaffen, sind nach wie vor Buy-and-Build-Strategien – also genau das, was BC Partners mit Synlab getan hat und was Cinven jetzt weiter vorantreiben will.