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M&A-Gerücht: Kabel Deutschland / Vodafone

M&A-Gerücht: Der Mobilfunkkonzern Vodafone ist angeblich an Kabel Deutschland interessiert.
Kabel Deutschland

Kabel Deutschland wird nicht zum ersten Mal als Übernahmekandidat gehandelt, und auch die Paarung mit Vodafone ist nicht neu. Bereits unter dem früheren Vodafone-Deutschland-Chef Fritz Joussen, seit dieser Woche CEO von TUI, soll Vodafone im Jahr 2008 über einen Zukauf nachgedacht haben. Die Bedingungen heute sind freilich andere.

Das spricht für einen M&A-Deal

Strategie: Strategisch wäre der Schritt ins Kabelnetz für Vodafone eine gute Ergänzung zum Festnetz- und Mobilfunkgeschäft. Beim Geschäft mit schnellen Internetanschlüssen haben die Kabelkonzerne den Telekommunikationsanbietern in Deutschland Marktanteile abgenommen. Durch eine Übernahme von Kabel Deutschland würde der Mobilfunkgigant Vodafone aus dem Stand zum führenden Anbieter von Triple-Play-Paketen (Fernsehen, Telefon, Internet) in Deutschland. In Großbritannien hat der Konzern vor Kurzem bereits den Festnetz-Betreiber Cable & Wireless gekauft.

Finanzen: Vodafone hat zuletzt einen stabilen Cashflow von 12 bis 13 Milliarden Euro erwirtschaftet. Nach Abzug der Investitionen (Capex) von 4,7 Milliarden Euro konnten die Briten im vergangenen Geschäftsjahr die Aktionäre mit einer Dividendenausschüttung von 6,6 Milliarden Euro beglücken. Die Nettofinanzverschuldung von 27,5 Milliarden Euro ist gemessen an einem EBITDA von 14,5 Milliarden Euro moderat, das Debt-Multiple liegt bei 1,9x EBITDA. Legt man für das Target Kabel Deutschland einen Übernahmepreis von aktuell 69 Euro pro Aktie zugrunde, käme man auf einen Börsenwert von rund 6,1 Milliarden Euro, zuzüglich rund 2,9 Milliarden Euro Nettofinanzverbindlichkeiten. Auch wenn sicherlich noch eine Prämie auf den Aktienkurs fällig würde, scheint der M&A-Deal für Vodafone finanziell gesehen machbar.

Aktionärsstruktur: Die Aktien von Kabel Deutschland befinden sich im Streubesitz, größter Anteilseigner ist die Fondsgesellschaft Blackrock, die rund 10 Prozent hält. Der hohe Streubesitz macht das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle zwar komplizierter, kann aber auch Vorteile bieten. Konzertierte Aktionen zur Preissteigerung durch mächtige Minderheitsaktionäre sind kaum zu erwarten.

Das spricht gegen einen M&A-Deal

Preis: Der neue Anlauf bei Kabel Deutschland würde für Vodafone deutlich teurer als noch 2008. Dafür bekäme der Käufer auch ein anderes Unternehmen. Kabel Deutschland ist inzwischen börsennotiert, der Börsenkurs stieg seit dem Ausgabepreis von 22 Euro im März 2010 auf 69 Euro am Mittwochabend.

Kartellbehörden: Die Kartellbehörden würden bei einer Übernahme des größten unabhängigen deutschen Kabelnetzbetreibers vermutlich besonders genau hinschauen. Den Unternehmen droht zumindest eine ausführliche Prüfung. Da Vodafone in Deutschland aber noch keine Kabelnetze betreibt, drohen Auflagen nur dann, wenn die Kartellbehörden einen extrem weiten Kreis ziehen und Vodafones starke Marktstellung im Fest- und Mobilnetz mit einbeziehen. 

Ausstehende Finanzierung:
Kabel Deutschland hatte zum 30. September langfristige Finanzverbindlichkeiten von rund 3,45 Milliarden Euro in den Büchern, davon entfallen etwa 1,1 Milliarden Euro auf zwei Anleihen. Sofern die Bonds Change-of-Control-Klauseln enthalten, müsste Vodafone einen signifikanten Teil der Kabel-Deutschland-Finanzierung umgehend ablösen. Für den bonitätsstarken Weltkonzern dürfte das aber kein Problem sein.

Das sagt der Markt:

Stabile  Erträge bei Käufer und Target und ergänzendes Geschäft – die strategischen Vorteile leuchten vielen Beobachtern ein. Die Gerüchte trieben die Aktie von Kabel Deutschland um bis zu 14 Prozent auf ein Rekordhoch von zwischenzeitlich 72,75 Euro.

Kommt es zum M&A-Deal?

Gut möglich. Unter all den M&A-Gerüchten der vergangenen Monate ist dies eines der plausibleren.

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