Der Autozulieferer Mann+Hummel übernimmt von der Private-Equity-Gesellschaft Cypress die Filter-Sparte des US-Konzerns Affinia. Darin ist das weltweite Filtergeschäft ohne das Südamerikageschäft enthalten. Affinia stellt die Filtermarken Wix und Filtron her und ist auf das Ersatzgeschäft mit Öl-, Kraftstoff-, Hydraulik- und Kühlmittelfiltern fokussiert.
Durch den Deal wird sich der Umsatz von Mann+Hummel nach eigenen Angaben um etwa 1 Milliarde US-Dollar erhöhen. Zusammen beschäftigen die beiden Konzerne weltweit rund 20.000 Mitarbeiter. Über den Kaufpreis und die Einzelheiten der Vereinbarung wurde Stillschweigen vereinbart. Presseberichten zufolge dürfte er sich aber zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden Dollar bewegen – die höchste Summe, die Mann+Hummel je für den Kauf eines anderen Unternehmens auf den Tisch gelegt hat.
Der Nettoumsatz der übernommenen Filtersparte lag im vergangenen Jahr bei 967 Millionen Dollar, was einem Anstieg von rund 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das angepasste Ebitda der Sparte lag bei 164 Millionen Dollar. Damit beläuft sich das bezahlte Multiple auf rund 8x Ebitda. Zum Vergleich: Mann+Hummel erwirtschaftete 2014 einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro.
Affinia ist für Mann+Hummel der Schlüssel zu neuen Märkten
Mit dem Deal will sich das Ludwigsburger Unternehmen den US-Markt stärker erschließen. Vor allem im Schwerlastbereich (Heavy Duty) in den USA soll die Übernahme Mann+Hummel den Weg zum Markt ebnen, aber auch das Geschäft mit Hydraulikfiltration bezeichnet der Konzern als wichtige Ergänzung. Beide Unternehmen sollen bis zur Übernahme getrennt voneinander weiter arbeiten. Danach will Mann+Hummel auch weiterhin mit dem bisherigen Management von Affinia zusammenarbeiten.
Mit dem Deal reiht sich Mann+Hummel in die Reihe der großen deutschen Autozulieferer ein, die in den vergangenen Monaten am US-amerikanischen M&A-Markt zugeschlagen haben. ZF Friedrichshafen sicherte sich den Einstieg in den US-Markt durch die Übernahme von TRW im vergangenen September und Mahle kaufte Anfang des Jahres die Thermomanagement-Sparte von Delphi.
Herausforderung für Neu-CFO Emese Weissenbacher
Details über die Integrationspläne des US-Unternehmens in den Ludwigsburger Konzern sind noch nicht bekannt. Sicher ist, dass der Zusammenschluss auch eine Herausforderung für die neue Finanzchefin Emese Weissenbacher werden dürfte. Die gebürtige Ungarin ist erst seit wenigen Wochen im Amt, kann aber schon auf eine lange Karriere bei dem Familienunternehmen zurückblicken.
Bei ihrer Aufgabe kann sie auch auf die Unterstützung des ehemaligen CFOs Frank Jehle bauen. Er ist zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt worden und konzentriert sich auf strategische Fragestellungen. Man kann davon ausgehen, dass der heutige M&A-Deal auch stark auf die Initiative Jehles zurückgeht.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.