Der hoch verschuldete Licht- und Sensorik-Spezialist AMS-Osram verkauft sein Unterhaltungs- und Industrielampengeschäft, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Käufer ist das japanische Unternehmen Ushio, das auf optische Technologien spezialisiert ist. Der Transaktionswert wird mit 114 Millionen Euro ohne Schulden und Kassenbestand beziffert.
Die Speziallampen sind ein Nischengeschäft für AMS-Osram, das laut Unternehmen aber profitabel ist. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Sparte einen Umsatz von rund 170 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Gesamtumsatz von AMS-Osram belief sich auf 3,4 Milliarden Euro.
AMS-Osram will mit M&A-Deal die Verschuldung senken
Das Produktportfolio des Segments umfasst Speziallampen für Infrastruktur- und Kinoanwendungen, aber auch Lichtquellen für Halbleiter-Wafer-Fertigungsanlagen. Die weltweit etwa 500 betroffenen Mitarbeitenden sollen nach dem Vollzug des M&A–Deals zu Ushio wechseln. Das Closing wird – wie üblich vorbehaltlich der Genehmigungsverfahren – im ersten Quartal 2026 erwartet.
Beraten wird AMS-Osram bei dem Deal von einem Freshfields-Team um Counsel Arne Constantin-Krawinkel (Frankfurt) und Partner Christoph H. Seibt (Hamburg), die beide der Corporate/M&A-Praxis angehören.
„Nach der erfolgreichen Verlängerung der revolvierenden Kreditfazilität und der Platzierung zusätzlicher vorrangiger Anleihen liefern wir heute das erste Ergebnis unseres beschleunigten Entschuldungsplans, der auch Verkäufe von Unternehmensteilen vorsieht“, kommentierte CEO Aldo Kamper den Verkauf des aus Sicht von AMS-Osram kleinen Unterhaltungs- und Industrielampengeschäfts. Mit M&A-Deals wollen er und CFO Rainer Irle insgesamt deutlich über 500 Millionen Euro erlösen, um den Schuldenberg angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten schneller abzutragen.
AMS-Osram sitzt auf fast 2 Milliarden Euro Schulden
Insgesamt wies der Konzern 2024 eine Nettoverschuldung von 1,8 Milliarden Euro (inklusive Verbindlichkeiten aus einer Sale-and-Lease-back-Finanzierung in Höhe von 441 Millionen Euro) aus. Das ist gut das Dreifache des bereinigten operativen Gewinns vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in Höhe von 575 Millionen Euro aus dem Jahr 2024. Nimmt man das Ebitda nach dem Rechnungslegungsstandard IFRS von 395 Millionen Euro, sieht die Lage noch düsterer aus.
Ziel von AMS-Osram ist, den Verschuldungsgrad (Nettoverschuldung / bereinigtes Ebitda) auf unter 2 zu senken. Auch will CFO Irle den Refinanzierungsbedarf minimieren und die jährliche Zinslast auf unter 100 Millionen Euro drücken.
AMS-Osram will auch 8-Zoll-Werk in Kulim verkaufen
Neben den Verkäufen von Unternehmensteilen sollen weitere Maßnahmen zum Entschuldungskurs beitragen. Bereits erfolgt ist die Verlängerung der revolvierenden Kreditfazilität um ein weiteres Jahr bis September 2027. Die Vereinbarung mit den Banken beinhaltet laut AMS-Osram auch die Option, das Volumen des Kredits „im Zuge eines reduzierten Finanzbedarfs in Abhängigkeit bestimmter Meilensteine“ auf 600 Millionen Euro zu reduzieren. Laut Geschäftsbericht für das Jahr 2024 beläuft sich der Revolver bislang auf 656 Millionen Euro.
Zudem soll mit dem 8-Zoll-Werk in Kulim (Malaysia) eine teure Fehlentscheidung verkauft werden. Dadurch würde auch die damit verbundene Sale-and-Lease-back-Verpflichtung wegfallen. Daneben wurde ein Spar- und Effizienzprogramm aufgesetzt. Impulse erhofft sich AMS-Osram auch durch das operative Geschäft in Form von strukturellem Wachstum im Halbleiter-Kerngeschäft.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.
