Ein neuer Gigant am Automotive-Himmel steht unmittelbar vor der Geburt: ZF Friedrichshafen will den börsennotierten US- Konzern TRW Automotive für 12,4 Milliarden Dollar in bar übernehmen. Zusätzlich übernimmt ZF noch Schulden in Höhe von zuletzt 961 Millionen Dollar , wodurch die Transaktion auf Basis des Enterprise Value mit knapp 13,4 Milliarden US-Dollar bewertet ist. Angesichts des bereinigten Ebitda von 1,7 Milliarden US-Dollar, das TRW 2013 erwirtschaftete, entspricht dies einem Kaufpreis-Multiple von rund 7,9x Ebitda.
ZF Friedrichshafen bietet den TRW-Aktionären 105,60 Dollar pro Aktie in bar an. Anschließend will ZF TRW von der Börse nehmen und in eine eigenständige Division bei ZF überführen. Stammsitz bleibt Friedrichshafen. Doch noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern. Die Kartellbehörden rund um den Globus müssen dem Vorhaben noch zustimmen – kein Selbstläufer bei einer Transaktion dieser Größenordnung.
ZF-CFO Konstantin Sauer: Finanzierung steht
Konstantin Sauer, neben dem Finanzressort auch für das Nordamerikageschäft von ZF verantwortlich, dürfte im ZF-Management einer der wichtigsten Treiber und Verfechter des Mega-Deals gewesen sein. ZF will die Transaktion „konservativ finanzieren“ und kann sich auf eine Nettofinanzposition von rund 1 Milliarde Euro stützen. Die Eigenkapitalquote betrug Ende 2013 36 Prozent. Finanzierungszusagen von Citigroup und Deutscher Bank, die ZF bei der Transaktion auch beraten haben, lägen vor, teilt der Konzern mit. Als Rechtsberater fungierte Sullivan & Cromwell. Die Verschuldung von ZF Friedrichshafen, das in den Händen einer Stiftung liegt, wird durch die Transaktion deutlich ansteigen. Genauere Angaben über die Finanzierung und die künftige Pro-forma-Bilanzstruktur wurden nicht gemacht.
Basierend auf den starken Cashflows beider Unternehmen soll der Verschuldungsgrad aber zügig wieder erheblich reduziert werden. Allein TRW hat in den vergangenen beiden Jahren nach Investitionen Free Cashflows zwischen 400 und 550 Millionen Dollar ausgewiesen. ZF erzielte 2012 und 2013 freie Mittelzuflüsse von 252 und 288 Millionen Euro.
Synergien im Einkauf
Das fusionierte Unternehmen würde eine Umsatzverteilung von rund 50 Prozent in Europa und 50 Prozent im Rest der Welt aufweisen. Rund 9 Milliarden des gemeinsamen Konzernumsatzes von 41 Milliarden Dollar entfielen künftig dann auf die USA, auf China 5,5 Milliarden Dollar.
ZF-Chef Stefan Sommer erhofft sich Synergien durch die verbesserte Einkaufsmacht sowie durch Verbesserungen bei den Prozessen. Eine Größenordnung nannte er jedoch nicht. Sofern neben den Kartellbehörden auch die TRW-Aktionäre der Transaktion zustimmen, soll sie im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden. Durch den Verkauf der Beteiligung des Joint Ventures-Anteils am Lenksystemanbieter ZFLS an Bosch begegnet ZF bereits im Vorhinein möglichen Einwänden der Wettbewerbshüter.
Dem Wert nach ist die Übernahme die zweitgrößte M&A-Transaktion mit Beteiligung eines deutschen Käufers im laufenden Jahr. Anfang Mai hatte Bayer für rund 14,2 Milliarden Dollar das OTC-Geschäft des US-Konzerns Merck & Co. erworben.