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Chinesen scheitern mit Einstieg bei 50Hertz

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Der geplante chinesische Einstieg ins deutsche Stromnetz ist geplatzt. SGCC übernimmt doch nicht 20 Prozent an 50Hertz.
50Hertz

Mitte Februar sah es noch danach aus, als würde der chinesische Energiekonzern State Grid Corporation of China (SGCC) mit einem Anteil von 20 Prozent bei dem Berliner Netzbetreiber 50Hertz einsteigen. Doch nun sind die Pläne der Chinesen gescheitert: Der belgische 50Hertz-Anteilseigner Elia hat von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und sich genau das Anteilspaket gesichert, das SGCC ursprünglich übernehmen wollte. Der Kaufpreis für die Beteiligung beläuft sich laut einer Pressemitteilung von Elia auf über 976 Millionen Euro.

Neben Elia, die bislang 60 Prozent an 50Hertz hielten, gehörte der Netzbetreiber noch zu 40 Prozent dem australischen Infrastrukturfonds IFM Investors. Dieser war bereit sich von der Hälfte seiner Anteile zu trennen, woraufhin sich SGCC als Interessent für das Anteilspaket meldete.

50Hertz selbst begrüßt den Deal. „Wir freuen uns, dass sich unser Mehrheitsgesellschafter Elia dazu entschlossen hat, die Kaufoption zu ziehen“, kommentierte  50Hertz-CEO Boris Schucht, die Transaktion.

Bundesregierung soll mit Elia gesprochen haben

50Hertz zählt zu einem der vier großen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland. Allein im Osten Deutschlands erstreckt sich das Netz über eine Fläche von 110.000 Quadratkilometern und hat eine Länge von rund 10.000 Kilometern. Eigenen Angaben zufolge werden rund 18 Millionen Kunden über diese Leitungen mit Strom versorgt.

Hätte der Deal geklappt, hätten sich Chinesen erstmals an „kritischer Infrastruktur“ in Deutschland beteiligt. Dabei handelt es sich laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe um „Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen“. Dazu zählen beispielsweise Energieversorger Transportunternehmen oder Telekommunikationsanbieter.  

Der geplante Einstieg wurde daher von der Wirtschaft und der Politik in Deutschland von Beginn an kritisch beäugt. Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ hatte das Wirtschaftsministerium sogar selbst den direkten Kontakt mit Elia gesucht, um den Anteilseigner vom Kauf des 20-Prozent-Anteils zu überzeugen.

andreas.mehring[at]finance-magazin.de

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