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Chinesischer Chemieriese Sinochem will Berliner Atotech übernehmen

Das Spezialchemie-Unternehmen Atotech ist eine Tochter der Total-Gruppe. Die Franzosen wollen die Berliner allerdings verkaufen. Ist der Chemieriese Sinochem aus Fernost bereit, die geforderten 3 Milliarden Euro zu zahlen?
ukrainec / iStock / Thinkstock / GettyImages

Der deutsche M&A-Markt steht erneut vor einer Milliarden-Offerte durch einen chinesischen Konzern. Der Chemieriese Sinochem soll laut Medienberichten an dem Berliner Spezialchemieunternehmen Atotech interessiert sein. Der französische Ölkonzern Total sucht derzeit nach Käufern für die deutsche Tochter. Die Franzosen erhoffen sich Insidern zufolge einen Verkaufserlös von 3 Milliarden Euro.

Atotech liefert integrierte Produktionssysteme für die Leiterplattenfertigung und Oberflächenbeschichtung. Das Unternehmen entstand 1993 aus der Fusion von Elf Atotech, M&AT Harshaw und der Galvanosparte von Schering. Nach dem Zusammenschluss der Elf Aquitaine und TotalFina wurde Atotech schließlich eine vollständige Tochter der französischen Total-Gruppe.

Die in 40 Ländern aktiven Berliner setzen laut der Nachrichtenagentur Reuters jährlich rund 1 Milliarde Dollar um. Für das laufende Geschäftsjahr werde ein Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 250 Millionen Euro erwartet. Bei einem kolportierten Kaufpreis von 3 Milliarden Euro entspräche dies einem Ebitda-Multiple von 12.

Deutsch-chinesische M&A-Deals auf dem Vormarsch

Neben Sinochem sollen auch diverse Private-Equity-Häuser an Atotech interessiert sein. Die Finanzinvestoren Cinven und BC Partners habe Total nun aufgefordert, verbindliche Gebote vorzulegen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Laut Handelsblatt peilt Total-CFO Patrick de la Chevardière einen Verkauf bis Oktober an. Die britische Investmentbank Barclays soll für den M&A-Prozess mandatiert worden sein. Total hatte Atotech im Februar zum Verkauf gestellt. Die Franzosen wollen sich von Randgeschäfte im Volumen von 4 Milliarden Dollar trennen.

Sollte Sinochem den Zuschlag erhalten, wäre es der zweitgrößte Zukauf der Chinesen in Deutschland. Gerade erst hat der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea nach zähem Ringen die Mehrheit beim Augsburger Rotoberhersteller Kuka übernommen. Mit einer Bewertung von 4,3 Milliarden Euro ist es der größte Deal der Chinesen in Deutschland.

Zuvor schluckte bereits der Sinochem-Konkurrent ChemChina für fast eine Milliarde Euro den Maschinenbauer KraussMaffei. Eine weitere deutsch-chinesische Hochzeit ist zudem in Planung: Der Investor Fujian Grand Chip bietet für kriselnden Chip-Anlagenbauer Aixtron und bewertet das Unternehmen mit 670 Millionen Euro.

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M&A-Deals mit chinesischen Käufern boomen. Erfahren Sie mehr über die Käufer aus Fernost auf der FINANCE-Themenseite zu China.

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