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Chinesischer Investor will Aixtron übernehmen

Der chinesische Investor Fujian Grand Chip hat ein Auge auf die angeschlagene Aixtron geworfen.
Aixtron

Erneut steht ein deutsches Unternehmen kurz vor der Übernahme aus China. Der Investor Fujian Grand Chip (FGC) will über seine deutsche Tochter Grand Chip Investment (GCI) den kriselnden Chip-Anlagenbauer Aixtron übernehmen.

Der Käufer bietet den Aixtron-Aktionären 6 Euro je Aktie, was einem Kaufpreis von 670 Millionen Euro entspricht. Das ist ein Aufschlag von über 50 Prozent gegenüber dem gewichteten durchschnittlichen dreimonatigen Aktienkurs und von 25 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Getrieben durch die Übernahme sprang der Kurs am Montagmorgen um 15 Prozent auf 5,50 Euro.

Ein endgültiges Angebot will GCI im Juli vorlegen. Der Deal kommt allerdings nur dann zustande, wenn der Konzern mindestens 60 Prozent aller ausstehenden Aktien angedient bekommt. FGC gehört mehrheitlich dem Geschäftsmann und Investor Zhendong Liu. Der Investmentfonds wird ein Drittel des Kaufpreises durch Eigenkapital beisteuern, die restlichen zwei Drittel werden über Kredite finanziert.

Aixtron enttäuscht Anleger mit roten Zahlen

Für Aixtron könnte sich die Übernahme als die Rettung herausstellen. Bereits seit Monaten kursierten Gerüchte um einen Verkauf, Medienberichten zufolge wurden auch mit dem US-Konkurrent Veeco sowie mit Finanzinvestoren Gespräche geführt. Der angeschlagene Hersteller von Anlagen zur Produktion von Halbleiterchips war zuletzt durch eine Krise gegangen.

Das spiegeln auch die im April vorgelegten Zahlen für das erste Quartal wider. Der Umsatz halbierte sich auf rund 21 Millionen Euro, der Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um 67 Prozent auf  14,7 Millionen Euro. Auch die Prognose für das Geschäftsjahr 2016 enttäuschte die Anleger, Vorstandschef Martin Goetzeler erwartet einen Umsatzrückgang und weiterhin rote Zahlen.

Auch auf dem chinesischen Markt hatte Aixtron bislang wenig Glück: Im Dezember erst dampfte die chinesische Sanan Optoelectronics einen Großauftrag ein. Durch die Übernahme erhofft sich Aixtron nun einen besseren Zugang zum chinesischen Markt: „Mit FGC haben wir einen Partner gefunden, der uns einen lokale Marktzugang bietet und damit unsere Geschäftsziele in Asien unterstützt“, lässt sich Kim Schindelhauer, Aufsichtratschef von Aixtron, zitieren. Das frische Geld will Aixtron außerdem verstärkt für Forschungsaktivitäten nutzen. Kostensenkungen oder Stellenabbau seien hingegen ausdrücklich nicht geplant, betont Aixtron.

KrausMaffei, Kuka, Syngenta: Die Chinesen greifen in Deutschland an

Operativ will der chinesische Investor nicht bei Aixtron eingreifen. Auch das Management unter CEO Martin Goetzeler und COO Bernd Schulte bleibt bestehen. Einen CFO hat das Unternehmen nach dem Weggang von Wolfgang Breme vor zwei Jahren nicht mehr, Goetzeler hat seitdem die CFO-Aufgaben übernommen.  GCI will allerdings vier der sechs Aufsichtsratsposten übernehmen.

Aixtron hat für den Deal J.P. Morgan als Finanzberater und White & Case als Rechtsberater mandatiert. GCI hat Buttonwood Finance als Anlageberater, die Deutsche Bank als Finanzberater und Glade Michel Wirtz als Rechtsberater mandatiert.

In diesem Jahr gab es bereits außergewöhnlich viele Übernahmen und Einstiege durch chinesische Unternehmen in Deutschland. Gleich im Januar kündigte der staatliche Konzern ChemChina an, KraussMaffei zu übernehmen. Aktuell unternimmt ChemChina den Versuch der Übernahme von Syngenta. Vor wenigen Tagen erst hat der chinesische Hausgerätehersteller Midea angekündigt, seine Beteiligung bei Kuka auf über 30 Prozent aufstocken zu wollen.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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