US-Konzern Nice kauft Düsseldorfer Start-up Cognigy
Millionen-Deal im Bereich Künstliche Intelligenz (KI): Der US-Konzern Nice schnappt sich das Düsseldorfer Start-up Cognigy und bewertet es bei der Transaktion mit 955 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 833 Millionen Euro). Davon werden 50 Millionen Dollar zunächst einbehalten, 25 Millionen Dollar in Cash sowie 158.000 Anteile (American Depositary Shares). Wann die Auszahlung konkret erfolgt, teilte Nice nicht mit. Finanzieren will der US-Konzern die Transaktion aus vorhandenen Mitteln. Der Beirat von Nice hat dem Deal bereits zugestimmt, die Transaktion wollen die Parteien im vierten Quartal 2025 abschließen.
Cognigy entwickelt KI-Lösungen für den Kundenservice, wie etwa Voice- und Chatbots oder automatisierte Rückerstattungen und Umbuchungen. Zu den Kunden von Cognigy zählen bekannte Unternehmen wie Lufthansa, Henkel und Nestlé. Das Wachstum der jährlichen wiederkehrenden Umsätze von Cognigy soll im Jahr 2026 bei 80 Prozent liegen, schätzt Nice. Gemeinsam wollen die Unternehmen „einen Marktführer für unternehmensfähige konversationelle und agentenbasierte KI“ etablieren.
Hengeler Mueller (Federführung: Jens Wenzel und Christian Schwandtner) hat Cognigy bei dem Deal begleitet. Qatalyst Partners fungierte als exklusiver Finanzberater auf Verkäuferseite. Nice wurde von Freshfields (Federführung: Lars Meyer, Laura Frühauf, Christoph Becherer, Sean Tries und Maximilian von Scheidt) und Jefferies unterstützt.
JD.com will Ceconomy schlucken
Jetzt ist es offiziell: Nachdem beide Unternehmen in der vergangenen Woche bekanntgeben haben, sich in M&A-Gesprächen zu befinden, greift JD.com nun offiziell nach Ceconomy. Zu einer Bewertung von 4 Milliarden Euro wollen die Chinesen den Handelskonzern kaufen. Die Holding der Ceconomy-Gründerfamilie Convergenta wird nach dem Übernahmeangebot einen Anteil von 25,35 Prozent halten.
JD.com und Convergenta haben außerdem eine Aktionärsvereinbarung zur künftigen strategischen Ausrichtung unterzeichnet. Das Übernahmeangebot von JD.com enthält keine Mindestannahmequote. Dem chinesischen Konzern wurden bereits 31,7 Prozent des Aktienkapitals unwiderruflich angedient. Zusammen mit dem Convergenta-Anteil kommt JD.com bereits auf eine Gesamtbeteiligung von 57,1 Prozent. Aufsichtsrat und Vorstand von Ceconomy unterstützen die Offerte.
Deutsche Bank, Goldman Sachs und Baker McKenzie beraten JD.com bei dem Übernahmeangebot. HSBC, Standard Chartered Bank und Bank of America sind beauftragte Konsortialführer, Bookrunner und Underwriter für die Akquisitionskreditfazilität. Ceconomy wird von der Kanzlei Kirkland & Ellis beraten (Federführung: Tobias Larisch).
Bund erwägt Einstieg bei Panzerbauer KNDS
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat einen möglichen Einstieg des Bundes bei dem deutsch-französischen Rüstungskonzern KNDS bestätigt. „Wir ziehen das in Erwägung“, kommentierte er entsprechende Informationen der „Börsen-Zeitung“. Man arbeite an dem Vorhaben, eine endgültige Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen, so Pistorius weiter.
Hintergrund sind die Pläne der Eigentümerfamilien Bode und Braunbehrens, sich schrittweise aus dem Unternehmen zurückzuziehen und ihre Aktien zu verkaufen. Aktuell hält die Wegmann-Unternehmens-Holding, die den beiden Familien gehört, 50 Prozent der KNDS-Anteile, während die staatliche französische Beteiligungsholding APE die anderen 50 Prozent besitzt.
Da der Rückzug der deutschen Anteilseigner jedoch das Machtverhältnis zwischen Deutschland und Frankreich innerhalb des Unternehmens verschieben könnte, bereite sich die Bundesregierung laut „Börsen-Zeitung“ auf einen Einstieg mit einer Sperrminorität vor. Der Wert von KNDS wird auf rund 20 Milliarden Euro geschätzt. Überdies ist der Panzerbauer jüngst mit 15,8 Prozent zum größten Renk-Aktionär aufgestiegen und sichert sich damit Einfluss auf den Augsburger Getriebehersteller. Zuvor hatte der Finanzinvestor Triton den Deal blockiert.
EU nimmt Covestro-Übernahme durch Adnoc unter die Lupe
Die EU-Kommission hat eine umfassende Prüfung der geplanten Übernahme des Leverkusener Chemiekonzerns Covestro durch den Ölkonzern Adnoc aus den Vereinten Arabischen Emiraten eingeleitet. Es wird befürchtet, dass der arabische Konzern möglicherweise von Subventionen profitiert haben könnte. Das könnte Wettbewerber davon abgehalten haben, selbst ein Angebot für Covestro abzugeben.
Zudem befürchtet die Brüsseler Behörde, dass Covestro auch nach der Übernahme weitere staatliche Hilfen erhält, die den europäischen Binnenmarkt verzerren könnten.Die Kommission hat nun 90 Arbeitstage Zeit, um den Fall zu prüfen und bis spätestens 2. Dezember eine Entscheidung zu fällen.
Berlusconi-Konzern bietet mehr für ProSiebenSat.1
Im Bieterrennen um ProSiebenSat.1 Media hat der italienische Medienkonzern Media for Europe (MFE) am Montag sein öffentliches Übernahmeangebot aufgestockt. Statt bisher 0,4 bietet MFE nun 1,3 MFE-A-Aktien für einen Anteilsschein von ProSiebenSat.1. Überdies umfasst das Angebot eine Barkomponente von 4,48 Euro für eine Aktie. Auf Basis des letzten MFE-Schlusskurses vom 25. Juli ergibt sich damit ein Gesamtwert von rund 8,15 Euro pro Aktie.Das ursprüngliche Angebot für den privaten Fernsehanbieter hatte der Konzern im März 2025 vorgelegt.
ProSiebenSat.1 begrüßt das erhöhte Angebot grundsätzlich. Vorstandsvorsitzender Bert Habets sieht darin ein Zeichen für das langfristige Engagement von MFE. Das Unternehmen unterstütze die Kooperationen innerhalb der Medienbranche und freue sich auf die Fortsetzung der gemeinsamen Gespräche, so Habets. Die Annahmefrist endet unverändert am 13. August. Parallel zu dem Angebot von MFE besteht ein Erwerbsangebot durch den tschechischen Großaktionär PPF.
AMS Osram nutzt M&A zur Schuldenreduktion
AMS Osram verkauft den Geschäftsbereich Entertainment and Industry Lamps an das japanische Unternehmen Ushio. Das Unterhaltungs- und Industrielampengeschäft mit rund 500 Mitarbeitern weltweit wechselt für 114 Millionen Euro auf cash- und schuldenfreier Basis den Besitzer. Die Einheit erzielte laut AMS Osram im vergangenen Jahr einen Umsatz von 170 Millionen Euro und ist profitabel. Den Deal will der Lichtkonzern bis zum ersten Quartal 2026 abschließen.
Dieser Verkauf ist der erste Schritt im Rahmen des Entschuldungsplans von AMS Osram, der im April vorgestellt wurde. Das Ziel: Der Leverage soll auf unter 2x Ebitda sinken. Dafür wollen die Österreicher mehr als 500 Millionen Euro erlösen. Gelingen soll dies durch weitere Verkäufe, eine Verbesserung des Free Cashflow sowie durch strukturelles Wachstum im Halbleiter-Kerngeschäft. Auch ein Werk im malaysischen Kulim soll verkauft werden, wodurch Sale- und Lease-Back-Verpflichtungen entfallen sollen.
M&A-Gerüchteküche
Volkswagen-Chef Oliver Blume treibt den Umbau des Konzerns strategisch voran und hat den Verkauf mehrerer Tochtergesellschaften angestoßen. Das berichtet das „Manager Magazin“. So soll VW eine Kapitalerhöhung und darüber den Verkauf eines Minderheitsanteils an der Robotaxi-Einheit ADMT planen.
Zu den weiteren Verkaufsobjekten zählen das Porsche-Beratungsunternehmen MHP und der Entwicklungsdienstleister IAV. Bei den beiden Unternehmen laufen die Prozesse bereits seit Längerem. Bei anderen, wie etwa dem Großmotorenhersteller Everllence, stocken die Verhandlungen aufgrund offener Fragen zu den Bedingungen, was laut „Manager Magazin“ bei Interessenten und Investmentbankern für Unmut sorgen soll.
Weitere Beteiligungen wie Porsches Software-Investment in Applied Intuition gelten dem Bericht zufolge als lukrativ, während auch verlustreiche Randgeschäfte zur Disposition stehen sollen. Bei der Batteriezelltochter Powerco soll hingegen abgewartet werden, bis das Geschäft profitabler ist.
Blick in den M&A-Markt
Im ersten Halbjahr 2025 gab es wieder etwas weniger aktivistische Kampagnen gegen deutsche Unternehmen. 13 Prozent aller in Europa lancierten Angriffe richteten sich gegen ein deutsches Unternehmen, der Durchschnitt von 2020 bis 2024 liegt bei 15 Prozent. Damit liegt Deutschland nach Großbritannien (33 Prozent) mit Frankreich auf Platz 2, gemessen an der Anzahl der Kampagnen im europäischen Vergleich. Das zeigt die neue „Review of Shareholder Activism“ von Lazard.
Insgesamt zählt die Investmentbank im ersten Halbjahr 30 öffentliche Kampagnen gegen europäische Unternehmen, das ist etwas weniger als im ersten Halbjahr 2024 (39 Kampagnen). M&A-Forderungen und Veränderungen im Management waren die Hauptgründe für Angriffe.
Deutlich häufiger als in den Vormonaten wurden Unternehmen aus dem Healthcare-Sektor angegriffen, 20 Prozent aller Angriffe richteten sich gegen sie. Industrieunternehmen (10 Prozent) und Finanzinstitute (3 Prozent), die in der Vergangenheit besonders oft adressiert wurden, waren im ersten Halbjahr 2025 dagegen seltener das Ziel von Aktivisten.
Weitere M&A-Deals
Die italienische Großbank Unicredit hält nun 20,17 Prozent an der Commerzbank, nachdem der Anteil zuvor bei 19,20 Prozent lag. Hintergrund ist der Einzug eigener Aktien durch die Commerzbank, wodurch die Anzahl der ausstehenden Papiere reduziert wurde. Davon profitiert Unicredit, ohne zusätzliche Anteile erworben oder Derivate umgewandelt zu haben. Unicredit-Chef Andrea Orcel strebt weiterhin einen Zusammenschluss der Commerzbank mit der deutschen Unicredit-Tochter Hypovereinsbank an.
Der Schlachtkonzern Westfleisch zeigt Interesse am Kauf der Vion-Rinderstandorte in Süddeutschland, nachdem das Bundeskartellamt Tönnies die Übernahme untersagt hat. Westfleisch, die Nummer zwei auf dem deutschen Schlachtmarkt, hat offiziell ihre Bereitschaft zur Übernahme gegenüber Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bekundet. Unternehmenskreise bestätigen das ernsthafte Interesse von Westfleisch an den Vion–Standorten.
Salzgitter verkauft Desma Schuhmaschinen an die deutsch-französische Industriegruppe Name & Mawi Partners. Diese Transaktion ist Teil des aktiven Portfoliomanagements von Salzgitter. Den Deal will das Unternehmen im Herbst 2025 abschließen. Desma, mit Sitz in Achim bei Bremen und 220 Mitarbeitern, ist laut Salzgitter Weltmarktführer in der Schuhmaschinenproduktion. Rund die Hälfte aller Maschinen für die Direktbesohlung von Schuhen stammen nach eigener Aussage von Desma. Name & Mawi Partners, bekannt für Spalt- und Schärftechnologie, sieht in der Übernahme unter anderem eine Chance zur Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten.
Nestlé prüft den Verkauf seines Geschäfts mit günstigen Vitaminen, Mineralstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln, das vor allem in den USA vertrieben wird. Der Konzern reagiert damit auf deutlich sinkende Gewinne im ersten Halbjahr, die durch hohe Marketingausgaben und gestiegene Rohstoffpreise belastet wurden. Gleichzeitig will CEO Laurent Freixe das schwächelnde China-Geschäft sanieren.
M&A-Berater-News
Cantor Fitzgerald baut die eigene Präsenz in der DACH-Region stärker aus als bislang angenommen. Wie „Finanz-Szene“ berichtet, wechselt ein Team aus rund 20 Mitarbeitern zu der US-Investmentbank. Zu den Neuzugängen zählt auch Marc Osigus, der bisherige Leiter des Investmentbankings von Hauck Aufhäuser Lampe (HAL). Die Neuzugänge sollen dem Bericht zufolge im August ihre Tätigkeit aufnehmen. Mitte Juni berichteten Medien von dem Abgang eines 15-köpfigen HAL-Teams zu Cantor Fitzgerald, jedoch noch ohne konkrete Namen zu nennen.
Info
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Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE sowie Chefin vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.
