Newsletter

Abonnements

M&A-Deals: Dertour, BASF, Synaforce 

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Dertour und Hometogo teilen sich den Schweizer Rivalen Hotelplan untereinander auf. Foto: Peera – stock.adobe.com
Dertour und Hometogo teilen sich den Schweizer Rivalen Hotelplan untereinander auf. Foto: Peera – stock.adobe.com

Dertour und Hometogo teilen sich Schweizer Rivalen

Die Reisebranche steht schon in den Startlöchern für die Sommer-Hochsaison und zwei Branchengrößen rüsten sich mit einer Übernahme: Die Dertour Group und die Berliner Ferienhausplattform Hometogo haben die Schweizer Hotelplan-Gruppe geschluckt, um ihre jeweilige Position sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland zu stärken. Bislang gehörte Hotelplan zum Migros-Konzern.

Dertour, selbst Teil des Rewe-Konzerns, übernimmt die gesamte Hotelplan-Gruppe, mit Ausnahme des Ferienhausspezialisten Interhome und wird durch den Zukauf zum Marktführer in der Schweiz, was den Abstand zum deutschen Marktführer Tui verkleinert. Hometogo übernimmt dafür das Ferienhaussegment Interhome, das 40.000 Unterkünfte umfasst, und plant, die führende europäische Plattform in diesem Bereich zu werden. 

Hometogo zahlt für Interhome 150 Millionen Schweizer Franken (rund 160 Millionen Euro) in bar bei Vollzug der Transaktion zuzüglich aufgeschobener Zahlungen von bis zu 85 Millionen Franken, die in den kommenden vier Jahren bis 2029 in Tranchen fällig werden könnten. Finanziert wird der Deal durch eine Kombination aus einer Eigenkapitalerhöhung gegen Bareinlage mit einem angestrebten Platzierungsvolumen von 85 Millionen Franken und einem erstrangig besicherten Darlehen in Höhe von 75 Millionen Franken. Der Rest soll mit verfügbaren Netto-Barmitteln finanziert werden. Dertour nannte keinen Kaufpreis.  

BASF verkauft brasilianisches Bautenanstrichmittel-Geschäft

BASF hat eine Vereinbarung zum Verkauf seines brasilianischen Geschäfts mit Bautenanstrichmitteln an den US-Farbenkonzern Sherwin-Williams unterzeichnet. Der Kaufpreis beträgt 1,15 Milliarden US-Dollar, ohne Berücksichtigung von Barmitteln und Finanzschulden. Die Transaktion des Geschäfts, das im vergangenen Jahr rund 525 Millionen Euro erwirtschaftete, umfasst zwei Produktionsstandorte sowie etwa 1.000 Mitarbeiter.  

Für das Ludwigshafener Unternehmen könnte der Verkauf einer von mehreren werden. Denn BASF plant, sich stärker auf seine Kerngeschäfte zu konzentrieren und im zweiten Quartal 2025 weitere strategische Optionen für seine verbleibenden Coatings-Aktivitäten zu prüfen. BASF muss schon länger sparen: Konkret will der Konzern bis Ende 2026 Einsparungen von rund 1 Milliarde Euro erzielen. Beraten ließ sich BASF bei dem Milliarden-Deal von Linklaters. 

Synaforce expandiert nach Berlin

Der süddeutsche IT-Dienstleister Synaforce setzt seinen nationalen Wachstumskurs fort und erweitert seine Präsenz durch die Übernahme des Berliner Cloud- und Hosting-Providers Herbst Datentechnik. Mit über 25 Jahren Markterfahrung ergänzt Herbst Datentechnik das Portfolio von Synaforce um zusätzliche Technologiekompetenz, wie die Niederbayern erklären.  

Die Übernahme ermöglicht es Synaforce, seine IT-Infrastruktur, Hosting-Lösungen und Cybersecurity-Services zu erweitern. Herbst Datentechnik ist bekannt für maßgeschneiderte Cloud- und Hosting-Lösungen und bietet zertifizierte Sicherheitsstandards nach ISO 27001 sowie ein BSI-C5-Testat. Die bisherigen Geschäftsführer Patrick Herbst und Marco Wolfrum bleiben in ihren Positionen. Für Synaforce, das 2023 aus der Hartl Group hervorging, ist der Deal einer von mehreren in Deutschland in der jüngsten Vergangenheit, darunter die Zukäufe von Abakus IT Service, Lanx und Trikom. Hinter Synaforce steht der Finanzinvestor Afinum

Weitere M&A-Deals

NTI Nanofilm expandiert in Europa durch Übernahme der Europcoating Group. Der Anbieter von Nanotechnologielösungen aus Singapur hat alle Anteile der Europcoating Group in Deutschland, bestehend aus der EC Europ Coating und MC Europ Coating, übernommen. Europcoating ist auf Dünnschichtbeschichtungen spezialisiert und bedient vor allem die Luxus- und Medizintechnikmärkte in Europa. Diese Akquisition ist Teil von NTIs Strategie zur Geschäftsausweitung in Europa. Morrison Foerster hat NTI Nanofilm bei diesem Deal beraten. 

Der Hersteller von Ladegeräten und E-Antriebslösungen, Friwo, hat Verträge mit Uno Minda abgeschlossen, um seine 49,9prozentige Beteiligung an Uno Minda EV Systems zu veräußern. Die Transaktion, die im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden soll, umfasst die Zwei- und Dreiradanwendungen des E-Drives-Angebots. Friwo erwartet einen Mittelzufluss im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich und einen nicht näher definierten außerordentlichen Ergebnisbeitrag. Der Kaufpreis von knapp 6 Millionen Euro entfällt größtenteils auf immaterielle Rechte.

Blick in den M&A-Markt

Die M&A-Aktivitäten der Dax- und MDax-Unternehmen verzeichneten 2024 einen Rückgang im Vergleich zu 2023. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Kanzlei Freshfields. Die Dax-Unternehmen reduzierten ihre Akquisitions- und Investitionsaktivitäten um 14 Prozent, während die MDax-Unternehmen einen Rückgang von 21 Prozent verzeichneten.  

Trotz des Rückgangs der Transaktionszahlen stieg der Gesamtwert der Dax-Deals um 118 Prozent auf 39,9 Milliarden US-Dollar, angetrieben durch mehrere Großtransaktionen und verstärkte Investitionen in den USA. Die MDax-Unternehmen hingegen verzeichneten auch beim Transaktionswert einen Rückgang – um 42 Prozent.  

Zwischen 2015 und 2024 war Europa das Hauptziel für Investitionen und Akquisitionen der Dax- und MDax-Unternehmen außerhalb Deutschlands. Im Jahr 2024 stiegen dann die Investitionen in die USA – die der Dax-Unternehmen beispielsweise von 2 Milliarden in 2023 auf fast 30 Milliarden US-Dollar in 2024, wobei drei große Deals zwei Drittel dieses Wertes ausmachten. Freshfields erwartet, dass die regulatorische Komplexität und geopolitische Unsicherheiten weiterhin grenzüberschreitende Transaktionen beeinflussen dürften.  

M&A-Berater-News

Die M&A-Beratung Pava Partners verstärkt ihr Team mit dem M&A-Experten im Bereich Halbleiter und Technologie Oliver Markl. Markl bringt über ein Jahrzehnt Erfahrung in der Branche mit, darunter acht Jahre bei Londoner M&A-Boutiquen. Zu seinen jüngsten Projekten zählen der Verkauf von AP&S und der Exit von Sico Technology an die Wietersdorfer Gruppe. Markl begann seine Karriere bei JP Morgan und war Mitgründer des Fitnessstudio-Software-Unternehmens Sport Alliance. Pava Partners plant, mit Markls internationalem Netzwerk im Semiconductor-Markt weiter zu wachsen. 

Khalid Afras wird neuer Leiter des Bereichs Leveraged Finance für die DACH-Region bei Clearwater. In den vergangenen acht Jahren hat er laut der M&A-Beratung maßgeblich zur Entwicklung der Expertise in diesem Bereich beigetragen und sowohl Private-Equity-Investoren als auch Unternehmen bei Finanzierungsfragen beraten. Seine Erfahrung umfasst zahlreiche Transaktionen, darunter eine Refinanzierung des MDax-Konzerns Evotec und die Übernahme von Almapharm durch Armira. Afras folgt auf Heinrich Kerstien, der Clearwater verlässt. 

M&A-Gerüchteküche

Deal-Gerüchte aus der Automotive-Branche: ZF Friedrichshafen soll die Abspaltung seiner Sparte für elektrifizierte Antriebstechnologien planen. Das Projekt soll nach Informationen des Handelsblatts sowohl konventionelle als auch elektrische Getriebe umfassen und über 32.000 Mitarbeiter sowie ein Umsatzvolumen von 11,5 Milliarden Euro betreffen. Die Ausgliederung würde zentrale Standorte wie Schweinfurt und Friedrichshafen betreffen. Der Autozulieferer soll strategische Partnerschaften prüfen, um profitables Wachstum zu ermöglichen. Sollte die Ausgliederung der Antriebssparte gelingen, könnte ZF um mehr als ein Viertel schrumpfen. Die verbleibenden Kernsparten wären das Fahrwerksgeschäft, die Nutzfahrzeugsparte und das Ersatzteilgeschäft. 

Das Investmenthaus Moelis bereitet angeblich den Verkauf des Sportmodeherstellers Bogner vor. Die Verkaufsunterlagen sollen laut Berichten des Manager Magazins unter anderem das Interesse von Amazon-Gründer Jeff Bezos geweckt haben. Die Familie Bogner hat in der Vergangenheit bereits mehrere Verkaufsversuche unternommen, die jedoch scheiterten. Der Restrukturierungsexperte Arndt Geiwitz spielt dabei offenbar eine zentrale Rolle im Unternehmen: Er hat Bogner im November 2022 frisches – aber teures – Kapital vom Private-Debt-Fonds Patrimonium gesichert, was den Verkaufsdruck erhöhen dürfte. Die Gründerfamilie Bogner soll sich uneinig über den Verkauf des Unternehmens zeigen, was den Prozess erschweren soll. Patrimonium hingegen drängt offenbar auf eine schnelle Rückzahlung seines Darlehens und hat zudem einen Sitz im Aufsichtsrat, was ebenfalls zu Spannungen führen soll. 

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.