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M&A-Deals: Fresenius, Bakerman, ProSiebenSat.1 

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Fresenius reduziert die Beteiligung an der einstigen Tochter FMC und beendet die Spekulationen über die gemeinsame Zukunft von FMC und Fresenius. Foto: Fresenius
Fresenius reduziert die Beteiligung an der einstigen Tochter FMC und beendet die Spekulationen über die gemeinsame Zukunft von FMC und Fresenius. Foto: Fresenius

Fresenius reduziert FMC-Beteiligung für strategische Flexibilität

Der Gesundheitskonzern Fresenius hat seine Beteiligung am Dialyse-Spezialisten Fresenius Medical Care (FMC) reduziert. Dass die Beteiligung der einstigen Tochter, die seit einer aufwändigen bilanziellen Entflechtung 2023 nur noch als reine Finanzbeteiligung bilanziert wird, reduziert werden könnte, hatte Fresenuis-CEO Michael Sen schon häufiger anklingen lassen. Nun lässt er seinen Worten Taten folgen: Im ersten Schritt reduzierte Fresenius die FMC-Beteiligung in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren von 32,2 auf 28,6 Prozent. Der Verkaufspreis der Aktien lag bei 44,50 Euro, was einem Abschlag von 6,2 Prozent auf den vorherigen Schlusskurs entspricht.

Sen plant aber, den Anteil bis spätestens 2028 über die Platzierung von Umtauschanleihen im Gesamtnennbetrag von 600 Millionen Euro auf 25,1 Prozent zu senken. Noch weiter, so betont Fresenius, soll die Beteiligung aber nicht reduziert werden. Damit beendet Sen vorerst die Spekulationen darüber, ob sich Fresenius perspektivisch vielleicht doch von FMC trennen könnte. Die Beteiligung der zeitweise strauchelnden FMC ist Aktionären schon lange ein Dorn im Auge.

Insgesamt werden durch die Reduktion der Beteiligung 1,1 Milliarden Euro in die Fresenius-Kasse gespült. Die Umtauschanleihe ermöglicht es Investoren, in den nächsten drei Jahren bis zu 10,4 Millionen FMC-Aktien zu tauschen, sofern der Aktienkurs um 30 Prozent auf mindestens 57,85 Euro steigt. Fresenius bleibt trotz der Reduktion der größte Aktionär von FMC. Mit dem Verkaufserlös will der Konzern seine strategische Flexibilität erhöhen und langfristiges Wachstum sichern. Linklaters hat Fresenius bei der Transaktion beraten. 

Bakerman übernimmt Kessko und sichert Arbeitsplätze

Der Snackproduzent Bakerman hat den Bonner Backzutatenhersteller Kessko übernommen und integriert damit das insolvente Traditionsunternehmen vollständig in seine Unternehmensgruppe. Die Übernahme sichert rund 100 Arbeitsplätze und ermöglicht es Bakerman, die Marke Kessko weiterzuentwickeln. Kessko ist seit 1905 auf Backzutaten spezialisiert und hatte im Juli 2024 aufgrund gestiegener Rohstoffpreise, unter anderem für Rohkakao, Insolvenz angemeldet. Beide Unternehmen kennen sich bereits gut, denn Kessko war bereits Lieferant von Konditorei- und Backrohstoffen für Bakerman.  

Beim M&A-Prozess zur Übernahme wurde Bakerman von Falkensteg begleitet. Das Kessko-Management arbeitete mit dem Generalhandlungsbevollmächtigten Jens Lieser von Lieser Rechtsanwälte zusammen, um den strukturierten Verkaufsprozess zu initiieren. 

Verkaufspläne für Flaconi und Verivox reifen

ProSiebenSat.1 konkretisiert die eingeleiteten Verkaufsverfahren für die Beteiligungen Flaconi und Verivox und könnte in diesem Zuge bald einen neuen Aktionär haben. Wie das Medienhaus bekanntgab, verhandelt es mit Finanzinvestor General Atlantic über einen Einstieg bei ProSiebenSat.1. Im Gegenzug würde der Medienkonzern die Minderheitsbeteiligungen von General Atlantic an der Nucom Group sowie der Parshipmeet Group übernehmen. Ausgenommen sind die Beteiligungen an Verivox und Flaconi.

General Atlantic ist zu 28,4 Prozent an Nucom beteiligt und zu 45 Prozent an der bereits ausgegliederten Parshipmeet Group. Die Verhandlungen stehen im Kontext der Verkaufsprozesse von ProSiebenSat.1 für die Beteiligungen an Verivox und Flaconi. Eine Transaktion mit General Atlantic, so betont das Unterföhringer Unternehmen, setzt den Verkauf mindestens einer dieser Beteiligungen voraus. Der Finanzinvestor könnte dann über eine Pflichtwandelanleihe und die Übertragung von ProSiebenSat.1-Aktien zum neuen Eigner werden.  

Weitere M&A-Deals

Der irische Datendienstleister Experian kauft die deutsche Wirtschaftsauskunftei Boniversum von Creditreform. Boniversum, ein Branchenkollege der Schufa, sammelt Konsumentendaten, die Unternehmen wie Banken und Onlinehändlern zur Verfügung gestellt werden, um die Zahlungsfähigkeit von Kunden zu bewerten und Digitalgeschäfte sicherer zu machen. Experian, mit einer Marktkapitalisierung von 40 Milliarden Euro und einem Jahresumsatz von 8 Milliarden Euro, plant, durch die Übernahme sein Wachstum in Deutschland zu stärken und den Schutz vor Identitätsdiebstahl zu verbessern.  

Abel & Weimar, gegründet 2002 in Limburg an der Lahn, ist spezialisiert auf Tief-, Straßen- sowie Asphaltbau und wird nun Teil einer neuen Mutter. So werden die Limburger im Rahmen eines Share-Deals von Bickhardt Bau mit Hauptsitz in Kirchheim übernommen. Bickhardt Bau zählt mit einer Jahresbauleistung von rund 700 Millionen Euro nach eigenen Angaben zu den größten mittelständischen Bauunternehmen in Deutschland. Nachfolgekontor hat die Gesellschafter der Abel & Weimar Straßen- und Tiefbau GmbH bei der Übernahme durch Bickhardt Bau beraten.

Die Orell Füssli Gruppe, ein auf Sicherheitsdruck und Serialisierung spezialisiertes Verlagshaus, erweitert ihr Portfolio durch die Übernahme von Verlag SKV, einem Anbieter von Lernmedien für kaufmännische und betriebswirtschaftliche Bildung in der Schweiz. Diese Akquisition ergänzt das bestehende Angebot von der Orell Füssli Gruppe und soll deren Position im Bildungsmarkt stärken. Der Verlag SKV bleibt unter seiner Marke bestehen und wird vom bisherigen Management weitergeführt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Von Malaysia nach Japan: Die deutsche Borsig Gruppe, ein Maschinenbauer mit Sitz in Berlin, wechselt den Besitzer. So verkauft der bisherige Eigner, die malaysische KNM Group Berhad Borsig an die japanische NGK Insulators. Borsig ist spezialisiert auf Prozess- und Membrantechnologie sowie Kompressoren und Wärmetauscher. Clifford Chance (Federführung: Jörg Riehl) hat KNM beim Verkauf beraten.

Megatech Industries, ein Entwickler von Kunststoffkomponenten für die Automobilindustrie, wurde an den italienischen Mobilitätszulieferer Sapa verkauft. Damit gelang es, die in finanzielle Schieflage geratene Megatech aus der Sanierung zu führen und an einen strategischen Käufer zu übergeben. Sapa, bekannt für seine One-Shot-Technologie, erweitert durch den Kauf seine Präsenz in Europa und neuen Märkten wie Deutschland und Brasilien. Megatech betreibt neun Produktionsstätten in sechs Ländern und beliefert namhafte Automobilhersteller. E+H und Clearwater haben Megatech bei der Sanierung und dem Verkauf an Sapa beraten. 

M&A-Berater-News

Die Hamburger Tech-Investmentbank Carlsquare erweitert ihre Präsenz in Nordamerika mit einem neuen M&A-Büro in Houston. Das auf Consumer-M&A spezialisierte Team steht unter der Leiter von Matt Rovelli. Unterstützt wird Rovelli von Dean Vetere. Das Team wird in den kommenden Monaten weiter ausgebaut. Mit dem neuen Standort stärkt Carlsquare seine internationale Vernetzung und bietet gezielte Beratung für cross-border M&A-Beratung im Consumer-Sektor.

M&A-Gerüchteküche

Der Versicherungsspezialist Viridium soll bei den Dickschiffen der Branche heiß begehrt sein. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg schreibt, soll auch die deutsche Allianz ein Angebot vorbereiten. Konkret soll der Versicherer im Konsortium mit dem Fondsriesen Blackrock und dem japanischen Lebensversicherer T&D Holdings zu den finalen Bietern für den Versicherungsspezialisten gehören. Viridium könnte mit mehr als 3,5 Milliarden Euro bewertet werden. Der Versicherungsspezialist ist auf die Verwaltung von Lebensversicherungsbeständen spezialisiert, übernimmt diese von Versicherungskonzernen und führt sie bis zum Ablauf der Verträge weiter. Die Allianz, Marktführer in der deutschen Lebensversicherung, hat bisher keine Bestände an Abwickler wie Viridium abgegeben.  

Mercedes-Benz und BMW sollen einen Verkauf ihrer Taxi-App Freenow in Betracht ziehen. 2019 hatten die beiden Autobauer das Unternehmen gemeinsam gegründet und halten bis heute jeweils 50 Prozent an dem Unternehmen. Nun soll Medienberichten zufolge die Investmentbank Lazard beauftragt worden sein, potentielle Käufer zu finden. Die Gespräche sollen sich noch in einem frühen Stadium befinden.  

Info

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.