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Milliarden-Zukauf bei Bosch

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Bosch baut seine Präsenz in den USA und Asien aus. Foto: MichaelVi – stock.adobe.com
Bosch baut seine Präsenz in den USA und Asien aus. Foto: MichaelVi – stock.adobe.com

Vor ziemlich genau vier Wochen sorgten M&A-Gerüchte um Bosch für kräftig Wirbel. Nun sind die Stuttgarter zur Tat geschritten – allerdings anders als erwartet: Nicht der US-Haushaltsgerätehersteller Whirlpool wandert unter das Dach von Bosch, sondern die Heiz-, Lüftungs- und Klimatisierungssparte des US-Konzerns Johnson Controls. Dies gab der Stuttgarter Traditionskonzern am heutigen Dienstag bekannt.

Stolze 7,4 Milliarden Euro legt Bosch für den Deal auf den Tisch. Inkludiert ist darin auch das 2015 von Johnson Controls und dem japanischen Mischkonzern Hitachi gegründete Joint Venture Johnson Controls Hitachi Air Conditioning (JCH) mit Hauptsitz in Tokio.

Bosch will Milliarden-Deal in einem Jahr abschließen

Vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen soll die Transaktion innerhalb der nächsten zwölf Monate abgeschlossen sein. Nach Angaben von Bosch-CEO Stefan Hartung handelt es sich um die größte Transaktion in der knapp 140-jährigen Geschichte von Bosch. Finanziert werde diese aus eigener Kraft. Auf den Kapitalmarkt scheint Bosch somit nicht angewiesen. Erst im vergangenen Jahr hatten die Stuttgarter um CFO Markus Forschner einen sehr großen Schluck aus der Finanzierungspulle genommen.

Der Zukauf sei „ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung der Unternehmensstrategie 2030“ und verschaffe Bosch „weltweit eine führende Marktposition im zukunftsträchtigen Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungsmarkt“, so Hartung weiter. Im Detail umfasst die Transaktion knapp 30 Produktions- und Entwicklungsstandorte in über 30 Ländern.

Das Produktportfolio deckt laut Bosch die „gesamte Bandbreite an Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen für Wohn- und kleine Gewerbegebäude ab“. Der Gesamtumsatz aller beabsichtigten Zukäufe lag 2023 bei rund 4 Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl liegt weltweit bei etwa 12.000.

Bosch-Sparte verdoppelt Umsatz

Bei den Stuttgartern sollen die Akquisitionen in den Geschäftsbereich Bosch Home Comfort integriert werden. Laut Bosch-Vize Christian Fischer würde die integrierte Einheit ihren Umsatz auf rund neun Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Die bestehende Bosch Home Comfort Group kam demnach zuletzt auf einen Jahresumsatz von etwa fünf Milliarden Euro bei 14.600 Mitarbeitern.

Bosch verspricht sich von den Zukäufen „erhebliche Skaleneffekte“ sowie ein „komplementäres Portfolio an der Schnittstelle von Heizen und Kühlen“. Zudem erwarten die Stuttgarter, dass der globale Markt für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatisierungslösungen bis 2030 um 40 Prozent wachsen wird. Treiber dafür seien der technologische Fortschritt, der Kampf gegen den Klimawandel sowie verschärfte Regulierungen.

Bosch-CEO schließt weitere Zukäufe nicht aus

Ob der Deal der Auftakt einer größeren Shoppingtour von Bosch ist, ließ CEO Hartung auf einer heute kurzfristig anberaumten Pressekonferenz offen. Direkt verneinen wollte er dies auf FINANCE-Anfrage zwar nicht. Allerdings betonte er, dass die nun angestoßene Akquisition in den nächsten 12 Monaten viel Arbeit mit sich bringe: „Es ist eine sehr umfangreiche Transaktion, bestehend aus Share und Asset Deals. Das Closing wird daher alle unsere Kräfte und Aufmerksamkeit benötigen.“

Nicht kommentieren wollte Hartung derweil die eingangs erwähnten M&A-Gerüchte um den US-Haushaltsgerätehersteller Whirlpool.

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.

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