Der Dessoushändler Hunkemöller wechselt den Besitzer: Der US-amerikanische PE-Investor Carlyle kauft das niederländische Unternehmen von dem französischen Finanzinvestor PAI Partners. Die beiden Unternehmen haben sich grundsätzlich geeinigt, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Der M&A-Deal soll im ersten Quartal 2016 über die Bühne gehen und bedarf noch der Genehmigung der entsprechenden Wettbewerbsbehörden in den Niederlanden und Belgien.
Carlyle kauft Hunkemöller von PAI Partners für 8x Ebitda
Hunkemöller befindet sich seit Anfang 2011 im Besitz von PAI Partners. Seinerzeit zahlte der PE-Investor 265 Millionen Euro für Hunkemöller. Der Ausstieg dürfte sich für die Franzosen lohnen. FINANCE-Informationen zufolge beläuft sich der Kaufpreis mit 440 Millionen Euro auf fast doppelt so viel wie beim Einstand der Franzosen. Das entspräche dem achtfachen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von Hunkemöller, das zuletzt bei 55 Millionen Euro gelegen hatte. Die beteiligten Unternehmen haben zu dem Kaufpreis Stillschweigen vereinbart.
Bei Carlyle soll Hunkemöller dem Carlyle Europe Partners IV (CEP IV) Fonds zugeschlagen werden. Über diesen Geldtopf investiert der PE-Investor für gewöhnlich über 200 Millionen Euro Eigenkapital in europäische Unternehmen. Carlyle will die von Hunkemöller und PAI Partners ausgearbeitete Omnichannel-Strategie fortführen, die zu einer deutlichen Expansion der Dessouskette geführt hat – auch in Deutschland.
Hunkemöller wurde 1886 gegründet und verfügt derzeit über rund 700 Filialen in ganz Europa. Der Schwerpunkt liegt auf den Benelux-Ländern sowie auf dem deutschen Markt. Als nächstes will das Unternehmen seine Aktivitäten in Frankreich, Spanien und Skandinavien ausweiten. Der Umsatz ist seit dem Einstieg von PAI dem Vernehmen nach jährlich um über 10 Prozent auf etwas mehr als 350 Millionen Euro gestiegen. Für weiteres Wachstum könnte Hunkemöller auch zukaufen, sagte Marco de Benedetti, Co-Chef von Carlyle in Europa, der Nachrichtenagentur Reuters. Zum Verkauf stehe Reuters zufolge etwa die Dessous-Marke Womens‘ Secret, die zur spanischen Cortefiel-Gruppe gehört.
Hunkemöller gesellt sich zu Booz, Moncler und H.C. Starck
Carlyle ist ein großer US-amerikanischer Private-Equity-Investor. Zu seinem Portfolio zählen bekannte Marken wie die Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton oder der Designerjackenhersteller Moncler.
Das einzige deutsche Asset ist das Industrieunternehmen H.C. Starck, das seit 2007 zu Carlyle gehört. Grundsätzlich ist Carlyle in Deutschland aber stärker engagiert und kontrollierte in der Vergangenheit auch schon einmal rund ein halbes Dutzend deutscher Mittelständler parallel.
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Jakob Eich ist Chef vom Dienst des Printmagazins FINANCE und arbeitet parallel für das Schwestermedium DerTreasurer. Beide Publikationen gehören zum Fachverlag F.A.Z Business Media, bei dem der gebürtige Schleswig-Holsteiner auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Erste journalistische Erfahrungen sammelte der Journalist in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost.
