Cinven steigt direkt bei seinem strategischen Partner Fressnapf ein. Nachdem das Private-Equity-Haus und der Händler für Heimtierbedarf bereits 2022 in Italien gemeinsam die Übernahme von Arcaplanet und die Integration von Fressnapfs Maxizoo-Märkten gestemmt hatten, holt Fressnapf-Gründer und -Mehrheitseigentümer Torsten Toeller den Finanzinvestor über eine Minderheitsbeteiligung nun direkt in sein eigenes Haus. Wie hoch die Beteiligung von Cinven an Fressnapf ausfällt, ist unbekannt. Das „Handelsblatt“ nannte mit Verweis auf Unternehmenskreise einen Anteil unter 20 Prozent.
Torsten Toeller behält seine Mehrheitsbeteiligung und auch seine Rolle als Chairman der Fressnapf-Gruppe. 1990 gegründet, hat er das Unternehmen sukzessive zu einer international aktiven Einzelhandelsmarke entwickelt. Heute betreibt die Gruppe nach eigener Aussage mehr als 2.600 Fachgeschäfte in 14 Ländern. Die kombinierte Gruppe rechnet 2024 mit einem Gesamtbruttoumsatz von etwa 5 Milliarden Euro.
Zweiter Deal sichert Fressnapf Alleinkontrolle über Arcaplanet
Gleichzeitig haben sich Cinven und Fressnapf noch auf einen zweiten Deal geeinigt: Cinven verkauft seine Anteile an Arcaplanet an die Fressnapf-Gruppe, wodurch diese alleinige Eignerin wird.
2022 hatten das PE-Haus und der Händler eine Allianz geschmiedet, aus der die heutige Arcaplanet-Gruppe hervorging. Diese ist als Omnichannel-Einzelhändler für Heimtierbedarf in Italien und ganz Südeuropa aktiv. Fressnapf hatte schon damals ein Auge auf den italienischen Wettbewerber geworfen, konnte die Übernahme aber nicht stemmen. Daher erwarb Cinven eine Mehrheitsbeteiligung an Arcaplanet und holte Fressnapf als Minderheitseigner an Bord. Dieser brachte dafür die Märkte seiner italienischen Tochter Maxizoo in die neue Arcaplanet-Gruppe ein.
Seitdem hat das Unternehmen sein Filialnetz auf mehr als 560 Standorte in Italien ausgebaut und auch seine Online-Präsenz gesteigert. Die Mitarbeiterzahl wuchs in der Zeit von etwa 2.000 auf 3.000. 2024 soll Arcaplanet mehr als 700 Millionen Euro umsetzen. Dabei verzeichnet der E-Commerce – wie im Einzelhandel insgesamt – deutlich stärkere Wachstumsraten. Laut ersten Einlassungen soll Arcaplanet unter der Regie des neuen Eigentümers Fressnapf weiterhin in Italien mit derselben Struktur und Marke geführt werden.
Auch Zooplus ist im Besitz von Private Equity
Mit den neu geordneten Beziehungen zwischen Cinven, Fressnapf und Arcaplanet geben sich die Partner auch angriffslustig: Man wolle „als zentraler Akteur in der europäischen Heimtierbranche die beste und am schnellsten wachsende Omnichannel-Plattform für Heimtierbedarf weltweit“ schaffen.
Diese Aussage wird auch zwei andere Private-Equity-Häuser aufhorchen lassen: EQT hatte 2021 gemeinsam mit Hellman & Friedman Fressnapfs stärksten Konkurrenten, den reinen Online-Tierbedarfshändler Zooplus, übernommen. Das Investment erfolgte aus EQTs neuntem Buy-out-Fonds, der 15,6 Milliarden Euro schwer ist.
Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.
