Der US-Finanzinvestor Carlyle hat sich aus den Übernahmegesprächen mit Thyssenkrupp zur Beteiligung an der Werftengruppe Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) zurückgezogen. Das gab der Stahlkonzern am heutigen Dienstagnachmittag bekannt. Grund dafür könnte der Widerstand aus den Reihen der Bundesregierung sein, wie aus Finanzkreisen zu vernehmen ist. Carlyle wollte die Geschehnisse auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren.
Thyssenkrupp selbst äußerte sich ebenfalls nicht zu den Gründen. Wie die Stimmung im Unternehmen angesichts der Absage ist, lässt sich aber an einem „Linkedin“-Post von TKMS-CEO Oliver Burkhard ablesen: „Als Einordnung nur so viel: Der Ausstieg von Carlyle aus dem Bieterprozess ist nicht betriebswirtschaftlich begründet und hat mit der Qualität und finanziellen Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens nichts zu tun. Gerade deshalb bedauern wir die Entscheidung sehr.“
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Thyssenkrupp prüft weitere Optionen für TKMS
Was bedeutet der Rückzug von Carlyle nun für TKMS? Der Stahlkonzern verfolgt eigenen Angaben zufolge künftig drei Wege, um sein Marinegeschäft auf eigene Beine zu stellen. So prüft Thyssenkrupp die Option, TKMS an die Börse zu bringen. Zudem werden die Gespräche mit der Bundesregierung über eine Beteiligung des Bundes fortgesetzt. Ferner bleibe der Konzern „für industrielle Partnerschaften weiterhin offen“, heißt es von dem Stahlkonzern. Ursprünglich war geplant, dass der Staat neben Carlyle einen Anteil von etwa 25 Prozent an TKMS übernimmt.
Thyssenkrupp will TKMS bereits seit vielen Jahren auf eigene Beine stellen. Zum einen passt die Sparte nicht mehr in das Konzernportfolio, zum anderen spielen wohl auch Finanzierungsgründe eine Rolle. Der Auftragseingang war im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 um mehr als zwei Drittel eingebrochen, der Umsatz stagnierte bei 1,8 Milliarden Euro. Immerhin: Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) hat sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt – allerdings aufgrund von Performance- und Kostensenkungsmaßnahmen.
Thyssenkrupp durchlebt derzeit einen tiefgreifenden Konzernumbau. In diesem Rahmen haben der Stahlkonzern und der Finanzinvestor im März die Erwägungen hinsichtlich eines Teilverkaufs bekannt gegeben. Dabei betonte Thyssenkrupp-CEO Volkmar Dinstuhl bereits vor einigen Monaten, dass die Carlyle-Beteiligung nur eine von „mehreren Optionen“ für die Zukunft von TKMS sei. Die Gespräche mit der Bundesregierung über eine Staatsbeteiligung an TKMS laufen bereits seit September 2023.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.