Warum Indus eine neue Strategie entwickelt hat

Neues Jahr, neue Unternehmensstrategie: Das ist das Motto von Indus zum Jahresbeginn 2023. Die Industrieholding hat den Jahreswechsel zum Anlass genommen, ihre Segmentstrukturen zu vereinfachen sowie die Aufgaben im Management umzuverteilen. Und die neue Strategie betrifft nicht nur die Indus-internen Strukturen – sie hat auch direkte Auswirkungen auf die Portfoliounternehmen. Indus verschlankt Segmentstruktur Kern der neuen Strategie ist eine Vereinfachung der Segmentstrukturen. Künftig soll es nicht mehr fünf, sondern nur noch die drei Segmente „Infrastructure“, „Materials“ und „Engineering“ geben. Nicht mehr als eigenständiges Segment fortgeführt wird der Bereich „Medizin- und Gesundheitstechnik“ mit fünf Portfoliounternehmen, die allesamt in den Bereich „Materials“ wandern. Der Bereich Medizin- und Gesundheitstechnik stand für rund 150 Millionen Euro Umsatz und war bis zum Jahresende der mit Abstand kleinste Bereich bei Indus. „Potentielle Verkäufer, aber auch Intermediäre wie M&A-Berater haben uns nicht als typischen Investor in dem Segment gesehen.“ Indus-Vorstandschef Johannes Schmidt über das Medtech-Segment „Potentielle Verkäufer, aber auch Intermediäre wie M&A-Berater haben uns nicht als typischen Investor in dem Segment gesehen, das zudem von hohen Kaufpreisen gekennzeichnet ist“, erläutert Vorstandschef Johannes Schmidt die Herausforderung des eigenen Segments Medizin- und Gesundheitstechnik. Add-ons für die bestehenden Medtech-Portfoliounternehmen schließt Indus zwar nicht aus, doch Schmidt will den Bereich „nicht mehr aktiv im Portfolio weiterentwickeln“. Indus verabschiedet sich von Automotive Radikaler ist der Schritt im Segment „Fahrzeugtechnik“: Dieses löst Indus im Rahmen einer Übergangslösung komplett auf. „Verlustbringer“ wollen die Bergisch-Gladbacher innerhalb eines Jahres verkaufen, die M&A-Prozesse dafür laufen schon. Betroffen sind die zwei Unternehmen Selzer, ein Serienzulieferer, der sich nach Angaben von Indus derzeit in der Restrukturierung befindet und „sich zwar positiv entwickelt, aber nach wie vor viel Aufmerksamkeit und Finanzmittel benötigt“, sowie Schäfer, ein Spezialist im Bereich Prototypenbau. Beteiligungen aus dem Bereich „Fahrzeugtechnik“ mit guter Zukunftsperspektive will Indus hingegen weiter halten und -entwickeln. Konkret betrifft dies vier Unternehmen, die in die drei neuen Segmente geschoben werden. Indus-Beteiligung SMA ging in die Insolvenz Ein Unternehmen aus dem Automotive-Segment musste Indus bereits im Oktober ziehen lassen: Damals rutschte SMA Metalltechnik in die Insolvenz, nachdem die Industrieholding dem Unternehmen kurz zuvor den Geldhahn zugedreht hatte. „Wir konnten es als Finanzinvestor einfach nicht mehr verantworten, SMA zu Lasten des Gesamtportfolios zu subventionieren, bis ein Zeitpunkt kommt, zu dem wir eventuell einen auskömmlichen Kaufpreis für das Unternehmen bekommen hätten“, ordnet Schmidt die Entscheidung ein. Mehr zum Thema Wieso Indus das Portfoliounternehmen SMA fallen lassen will Die Industrie-Holding Indus will ihr Portfoliounternehmen SMA Metalltechnik auf Dauer nicht mehr unterstützen. Was ist da los – und drohen dem Finanzinvestor nun juristische Schritte? Mehr lesen Die Insolvenz der Beteiligung SMA war laut Schmidt aber nicht der Hauptgrund für die komplette Abkehr vom Automotive-Segment. Indus hatte unabhängig von der Insolvenz vor, sich umzustrukturieren, da „im Bereich Automotive, bedingt durch den Wandel in der Branche, ohnehin hohe Investitionen notwendig gewesen wären“, sagt Indus-Chef Schmidt. Auf dieses Großprojekt wollte sich die Industrieholding nicht (mehr) einlassen. Und selbst wenn sich SMA Metalltechnik positiver entwickelt hätte, wäre das Unternehmen dennoch gemeinsam mit Selzer und Schäfer auf der Exit-Liste gelandet, so der CEO. „SMA und auch Selzer haben einige interessante neue Aufträge im Bereich Elektro- und Hybrid-Antriebe in der Pipeline, aber für diese Unternehmen gibt es bessere Eigentümer als uns“, glaubt Schmidt. Nun habe Indus den Cash-Drain im Segment „Fahrzeugtechnik“ gestoppt und könne stärker in die drei verbliebenen Segmente investieren. Kommt das Strategie-Update von Indus zu spät? Böse Zungen könnten behaupten, Indus sei mit dem Strategie-Update spät dran – schließlich sind die Herausforderungen in der Automotive-Branche keinesfalls neu. „Hinter uns liegt eine Kette solitärer Ereignisse, deren Härte und Ausmaß in der Form nicht absehbar waren“, erläutert Schmidt. Viele Autozulieferer standen zudem bedingt durch die geringeren Abrufe der großen Autohersteller zusätzlich unter Druck. „Außerdem liegt es in unserer DNA, dass wir uns länger an Unternehmen binden und bewusst auch länger als ein klassischer Private-Equity-Investor versuchen, unsere Beteiligungen wieder auf solide Beine zu stellen, wenn es gerade etwas kriselt“, ergänzt der Vorstandschef. Indus sei kein Investor, der bei Problemen sofort „hektisch die Trennung vom Portfoliounternehmen veranlasst“. „Es liegt in unserer DNA, dass wir uns länger an Unternehmen binden und bewusst länger versuchen, unsere Beteiligungen wieder auf solide Beine zu stellen, wenn es kriselt.“ Johannes Schmidt Die Beteiligungen im Segment „Fahrzeugtechnik“ aber weiter zu halten und aus dem Segment eine Art Distressed-Einheit zu bauen, kam für die Industrieholding allerdings auch nicht in Frage. „Schuster, bleib bei deinem Leisten“, scherzt Schmidt dazu. Die Gladbacher seien einfach keine Restrukturierungsexperten. Indus-Management teilt Zuständigkeiten neu auf Flankiert wird die neue Struktur durch eine Umstrukturierung im Management: Künftig übernimmt jedes Vorstandsmitglied die Verantwortung für ein Kernsegment. Jörn Großmann ist für den Bereich „Infrastructure“ verantwortlich, Axel Meyer kümmert sich um das Segment „Engineering“ und Johannes Schmidt ist neben seiner Rolle als CEO für „Materials“ zuständig. Die CFO-Funktion, ausgeübt von Rudolf Weichert, ist von dieser Aufgabenverteilung befreit. „Zuvor waren wir Vorstandsmitglieder für jeweils einzelne Portfoliounternehmen verantwortlich. Mit der neuen Aufstellung sind die Zuständigkeiten klarer geregelt und für Außenstehende nachvollziehbarer“, wirbt Schmidt für die neue Aufgabenverteilung im Management. Außerdem erhofft sich Indus durch die Umverteilung eine größere Sichtbarkeit am Markt in den jeweiligen Branchen. Das sind Indus‘ Finanzziele für 2023 Eine gute Marktpräsenz ist für Indus auch wichtig, schließlich hat sich die Industrieholding ambitionierte Ziele auf die Fahnen geschrieben: Bis 2025 sollen der Umsatz „deutlich“ über 2 Milliarden Euro sowie die Ebit-Marge über 10 Prozent liegen. Und durch die geplanten Verkäufe sowie dem Ausscheiden von SMA würden zunächst bis zu 140 Millionen Euro an Umsatz verschwinden, so Schmidt. Um das Ziel zu erreichen, will Indus nicht nur organisch wachsen, sondern auch im Schnitt zwei Unternehmen jährlich zukaufen. Pro Jahr will die Industrieholding dafür 50 bis 60 Millionen Euro in die Hand nehmen. Bei Add-on-Akquisitionen gibt es keine strikte Zielvorgabe. Im Visier hat Indus bei Zukäufen dabei vor allem mittelständische Technologieunternehmen, die in aussichtsreichen Marktnischen unterwegs sind. Für die nächsten Monate gibt sich Vorstandschef Schmidt zuversichtlich: „In den vergangenen Wochen haben wir einige interessante Angebote erhalten, die sehr gut zu uns passen – und bei denen wir hoffen, auch den Zuschlag zu erhalten.“

So können CFOs bis zu 80 Prozent in der Rechtsabteilung einsparen

CFO Ladurner rüstet Hensoldt für weiteres Wachstum

M&A-Deals: Merck, Axel Springer, Accountable

Hornbach findet Nachfolgerin für CFO Karin Dohm

Warum Indus eine neue Strategie entwickelt hat

Aktuelle Artikel

So können CFOs bis zu 80 Prozent in der Rechtsabteilung einsparen

CFO Ladurner rüstet Hensoldt für weiteres Wachstum

FINANCE Daily

Weitere Inhalte zum Thema

Indus-Beteiligung SMA Metalltechnik ist insolvent

Wieso Indus das Portfoliounternehmen SMA fallen lassen will

Lea-Sophie Cramer wird Industry Advisor bei KKR

Aktuelle FINANCE Multiples

Software-Firmen: Mit starken Fundamentaldaten und richtiger Spezialisierung auftrumpfen

Beratende Dienstleistungen ist ein Feld für Strategen

Infrastruktur lockt Private Equity

Nachrichten

Themen

Unternehmen

FINANCE TV

FINANCE Köpfe

FINANCE Podcast

FINANCE Magazin

Research

Multiples

Events

Newsletter

Abonnements

Mediadaten

Redaktion

Stellenmarkt

Partner

Kontakt